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Portikus
Alte Brücke 2, Maininsel
60311 Frankfurt am Main
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vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
14.08 - 12.09. 2010
Helke Bayrle
PORTIKUS UNDER CONSTRUCTION
Als in Frankfurt am Main lebende Filmemacherin hat Helke Bayrle seit 1993 den Aufbau der Ausstellungen im Portikus mit der Videokamera dokumentiert. Auf diese Weise entstand eine einzigartige Sammlung von Künstlerportraits, denn es handelt sich um Material, das hinter den Kulissen aufgenommen wurde, das Szenen zeigt, die die Betrachter der fertigen Ausstellungen normalerweise nicht zu Gesicht bekommen. Die Filme gehen über den Aspekt des Dokumentarischen hinaus. Sie sind subjektive und intime Beobachtungen der Künstlerpersönlichkeiten und der Entstehungsprozesse der einzelnen Ausstellungen. Das Besondere an Helke Bayrles Filmen beruht auf ihrer offenen Herangehensweise und der Kontinuität ihrer Arbeit.
Daniel Birnbaum: Wie kam es zu diesen Filmen?
Helke Bayrle: Thomas und ich kannten und kennen viele Künstler. Da habe ich gedacht, sie beim Aufbau zu filmen, ist eine gute Sache. Man kann in den Filmen Schülern und Kunststudenten zeigen, wie unterschiedlich jeder Künstler seine eigene Installation entwickelt. Abgesehen davon haben sie mich immer als Personen interessiert. Die langatmigen Filme, die man im Fernsehen sehen konnte, mochte ich nicht. Deshalb wollten wir meine so kurz wie möglich schneiden. Das Wesentliche sollte trotzdem verstanden werden. Ich habe die Filme in Teamarbeit seit 1993 mit Kobe Matthys und seit 2001 mit Sunah Choi produziert.
DB: Neulich erschien eine Auswahl von Kurzfassungen. Wieviel Material hast du überhaupt?
HB: Es sind bis jetzt 123 geschnittene Filme geworden. Das Material drum herum ist viel mehr.
DB: Du hast die Künstler immer beim Installieren gefilmt. Was ist das Besondere daran?
HB: Man sieht und fühlt und versteht die Kunst besser, die sie machen, wenn man sie auch als Personen kennen lernen darf. Alle sind so unterschiedliche Persönlichkeiten. Es ist möglich, sie direkt zu fragen, und das Gute daran ist, dass man gut informiert ist und viel dabei lernen kann.
DB: Manche Augenblicke aus deinen Filmen sind bei mir besonders in Erinnerung geblieben, z. B. die Ankunft von Gilbert & George. Wie ist es bei dir?
HB: Oh ja, es war Winter und George hatte eine lustige Pelzmütze auf. Von seinen zwei Brillen hatte er die eine auf der Nase und die andere hing am Ohr. Ich hatte die beiden schon 1970 bei der Ausstellung Prospekt in Düsseldorf als bronzierte Living Sculptures erlebt. Beeindruckt haben mich auch Raymond Hains, Tony Oursler, Sarah Lucas. Mark Wallinger hat unter anderem gesungen. Michael Beutler sprang auf seinen Papieren rum, und es wurde während seines Aufbaus gut gekocht. Eigentlich haben mich alle sehr tief beeindruckt.
DB: Deine Filme geben uns ein Portrait des Portikus. Was, würdest du sagen, ist hier das Typische?
HB: In dieser Kunsthalle kann man extrem gegensätzliche Ausstellungen erleben. Das Aufbauteam besteht immer aus jungen Künstlern. Dadurch ist die Zusammenarbeit mit den ausstellenden KünstlerInnen sehr lebendig. Ob Marmorplatten, Bauernhof mit Stroh oder einen mit 63.000 Liter Wasser gefüllten Raum . Der Portikus ist von Anfang an so vielseitig wie keine andere Kunsthalle. Gregor Schneider hatte sein gesamtes Totes Haus ur in den alten Portikus verpflanzt. Bei Jimmie Durham waren 200 Millionen Jahre alte versteinerte Baumstämme zu sehen. Es ist einfach alles möglich.
DB: Gab es auch Künstler, die gar nicht gefilmt werden wollten?
HB: Ja, es gab drei Frauen: Sherrie Levine, Rachel Harrison und Trisha Donnelly. Sherrie Levine spiegelte sich in einem ihrer ausgestellten Yamaha-Flügel. Nur bei der Pressekonferenz konnte ich Rachel Harrison filmen. Wenn ein KünstlerIn nicht gefilmt werden will, akzeptiere ich es.
DB: Hast Du ein Vorbild, was Künstlerportraits betrifft?
HB: Nein, ich weiß nur, was ich nicht will. Ich filme sehr emotional und weiß nie, was auf mich zukommt. Das ist das Spannende, das macht Spaß.
Eine Auswahl der Filme finden Sie bei YouTube:
http://www.youtube.com/user/PORTIKUSfrankfurt
Ausstellungsarchitektur: Anton Savov