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Portikus
Alte Brücke 2, Maininsel
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 2199 875960, Fax 069 2199 87-61
info@portikus.de
www.portikus.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
21.03. - 04.05. 2008
Yona Friedman
Yona Friedman ist einer der interessantesten und wichtigsten Architekturtheoretiker und utopisten unserer Zeit. 1923 in Budapest geboren, lebt er seit vielen Jahren in Paris. Friedmans Arbeiten umfassen städteplanerische Modelle, theoretische Texte und Animationsfilm. Bedeutende Ausstellungen hatte er bei mehreren Kunstbiennalen (u.a. Shanghai, Venedig) und der documenta 11 in Kassel.
1958 veröffentlichte Friedmann das Manifest L'Architecture Mobile, das zugleich als Gründungsdokument des Groupe d'étude d'architecture mobile (GEAM) anzusehen ist, und entwickelte zur selben Zeit wichtige Raumstadtkonzepte wie etwa La Ville Spatiale. Diese visionären Megastrukturen über bereits bestehenden Städten, in denen die Bewohner ihre räumliche und soziale Welt flexibel gestalten sollten, sind bis heute viel diskutierte Klassiker der städtebaulichen Avantgarde und beschäftigten Generationen von Architekten und Stadtplanern. Die Ideen dieser Manifeste waren visionär und seiner Zeit weit voraus; Ausgangspunkt für Yona Friedmans Ville Spatiale war die Überzeugung, dass die Architektur nur einen Rahmen, eine Struktur vorgeben dürfe, die von den Bewohnern nach eigenen Vorstellungen ausgefüllt werden solle. Ähnlich wie Constant, der zur gleichen Zeit, Mitte der 1950er Jahre, die Grundzüge von New Babylon entwickelte, sah Friedman in der fortschreitenden Automatisierung der Arbeitswelt und dem damit einhergehenden Anstieg der Freizeit eine entscheidende gesellschaftliche Veränderung, der die traditionelle Stadtgestalt nicht mehr gerecht würde. An Stelle der unbeweglichen und aufwendigen herkömmlichen Architektur sollten flexible, mobile Strukturen treten.
Während der letzten Dekaden seines Schaffens sind unzählige Zeichnungen, Modelle und Strukturuntersuchungen seiner visionären Ideen entstanden. Friedman arbeitete mit den einfachsten Mitteln; Papier, Draht, Verpackungsmaterialien sind dabei Struktur gebende Ausgangsmaterialien für seine Collagen und Modelle. Einfache Handhabung und kreative Anwendung seiner Ideen sind oberstes Prinzip. Für den Portikus erarbeitet Friedman gemeinsam mit StudentInnen und AbsolventInnnen der Städelschule eine mehrteilige Rauminstallation, die sich auf frühere Strukturmodelle seiner Arbeit bezieht. Zum einen ist das Lamellar Technology, eine so genannte "irreguläre Struktur", die aus Papier oder anderen biegsamen Materialien in wellenförmigen Bahnen geformt wird und als eine Art lichtdurchlässiges Dach fungieren kann. Zum anderen wird eine Wandarbeit zu sehen sein, die sich auf Friedmans Beitrag zur Biennale in Venedig 2003, Rubbish is Beautiful, zurückführen lässt. Hier wurden Verpackungselemente aus Styropor zu einem großen Wandrelief zusammengefügt. Durch die unregelmäßige Beschaffenheit ihrer Oberflächen entsteht der Eindruck eines modellhaften Aufrisses einer utopischen Stadt. Zusätzlich zur Ausstellung werden in einem Screening eine Serie von 13 Animationsfilmen von 1960 gezeigt, die auf afrikanischen Märchen basieren und seit kurzem wieder in einer neu restaurierten Fassung vorliegen.
Zur Ausstellung erscheint im Anschluss ein Katalog. Für weitere Informationen und Führungen zur Ausstellung wenden Sie sich bitte an info@portikus.de
Der Portikus zeigt in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Frankfurt eine zusätzliche Installation von Yona Friedman auf dem neuen städtischen Atelierschiff. Sein Anlegeplatz befindet sich am Mainufer (in Höhe Oberrad) direkt am Ruderdorf und stellt eine reizvolle Ergänzung als Kunststandort dar. Bespielt wird das Schiff in diesem Sommer abwechselnd von der Städelschule, dem Frankfurter Kunstverein und dem Museum für Moderne Kunst. Ab 2009 steht das Schiff internationalen Gastkünstlern des Kulturamtes als Atelier und Wohnung zu Verfügung.
Zur Eröffnung der Ausstellung Yona Friedman und des Atelierschiffs sind die Ausstellungsgäste herzlich zu einer Party an Bord eingeladen. Vom Portikus zum Atelierschiff gibt es einen Shuttle über den Main.
Die Ausstellung und der Katalog wurden großzügig unterstützt von der Hessischen Kulturstiftung und der Deutsche Bank Stiftung.Eröffnung: 20. März 2008, 20 Uhr im Portikus. Bootsshuttle um 21 und 22 Uhr ab Portikus / Mainkai zum Atelierschiff der
Stadt Frankfurt zur Besichtigung der Außeninstallation und anschließender Party mit der Freitagsküche, DJs Dennis Loesch, Michael Riedel und Guy the Guy. Freier Eintritt.
Rückfahrten ab Ruderdorf um 23 und 24 Uhr
Pressekonferenz: 19. März 2008, 12.30 Uhr im Portikus mit dem Kulturdezernenten der Stadt Frankfurt am Main, Prof. Dr. Felix Semmelroth, Prof. Dr. Daniel Birnbaum,
Melanie Ohnemus (Kuratorin) und Yona Friedman (angefragt) mit anschließendem Bootsshuttle zum Atelierschiff
19. April 2008
I AM A MAN
Parade von Arto Lindsay und Studierenden der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste - Städelschule- Frankfurt
Beginn: 15 Uhr - vom Portikus über die Alte Brücke, durch die Fahrgasse zum MMK; Straßenfest ab 18 Uhr vor dem MMKAnlässlich der zweijährlich stattfindenden Frankfurter Positionen haben der Portikus und das MMK den in Rio de Janeiro lebenden Musiker und Künstler Arto Lindsay eingeladen, ein Projekt im öffentlichen Raum zu konzipieren.
Arto Lindsay (*1953) ist ein nordamerikanischer Gitarrist, Sänger, Musikproduzent und Klangkünstler. Als Sohn US-amerikanischer Missionare wuchs er in Brasilien auf. Von früher Kindheit an interessierte er sich für die Musik beider Kulturen, so sind seine Werke ein Mix aus brasilianischem Bossa Nova und Samba, New Yorker Jazz und Elektronik. Lindsay nennt die experimentierfreudige Tropicália-Bewegung jener Zeit als starken Einfluss, insbesondere Caetano Veloso, Gal Costa, Os Mutantes und Gilberto Gil. 1974 zog er nach New York, wo Ihn die vitale Kunst- und Musikszene anlockte, vor allem der Free Jazz und die sich gerade entwickelnde Punkrock-Bewegung. Ende der 70er-Jahre wurde er mit der Band DNA und dem so genannten No-New-York-Sound bekannt.
Im Rahmen der Frankfurter Positionen 2008 wird er nun gemeinsam mit Studierenden der Städelschule, dem italienischen Musiker und Künstler Nico Vascellari, dem New Yorker Architekten und Sound Designer Peter Zuspan, dem brasilianischen Schlagzeuger Marivaldo Paim und dem in Paris lebenden Tänzer Richard Siegal eine Parade veranstalten. Zuvor hat er bereits zusammen mit Matthew Barney bei einer Karnevalsparade in Salvador in Brasilien mit einem eigenen Wagen teilgenommen, bei der Klang und Architektur konzeptionell miteinander verbunden waren. Ein Teil der Musik, die speziell dafür komponiert wurde, ist auf seinem Album Salt enthalten.Das Thema der Frankfurter Positionen 2008 ist Leben erfinden Über die Optimierung von Mensch und Natur. Unter diesem Titel fragen die vierten Frankfurter Positionen nach den Quellen und Grenzen der Erneuerungs-Dynamik, mit der der Mensch derzeit sich und seine Umwelt in immer schnellerem Tempo neu erfindet. Die konzeptuelle Idee von Arto Lindsay für seine Parade I AM A MAN schließt sich den verschiedenen Teilzusammensetzungen dieser Thematik an. Die Parade sieht verschiedene Gruppierungen vor, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln die permanente Neu-Konstruktion effizienter Lebensformen und die Effekte wissenschaftlicher Forschung reflektieren. Die Parade wird in einer wilden Mischung aus Musik, theatralen Momenten, kreativer Ambivalenzen und Energien Alternativen zu diesen Fragestellungen entwerfen - aber auch mit Sicherheit neue Fragen aufwerfen. So werden etwa AIBO Roboterhunde von Sony zu sehen sein, die mit Lautsprechern um den Hals gebunden, die Musik unkontrolliert in alle Winde tragen werden; mit dieser Idee beschäftigt sich Lindsay schon länger: "(...) an einem bestimmten Punkt sollten sie alle zusammen kommen zu einer Art Symphonie, um sich dann aber gleich wieder zu zerstreuen."
Weitere geplante Gruppen sind Musikkapellen, die immer wieder von äußeren Einflüssen gestört und zerstreut werden, eine laut rezitierende Philosophen-Gruppe, riesige Luftballons, diverse Gruppen mit verrückten Kostümen, Cheerleaders, künstlerische Installationen, die mit der Parade mitgerollt werden, bis hin zu Leuten, die Bonsai-Bäumchen vor sich hertragen werden. Die Parade wird sich während ihres Verlaufs immer wieder selbst reflektieren, inne halten um Darbietungen von Solo-Tänzern oder Musikern zu zeigen; sie wird zerfallen, sich selbst zerstören und sich wieder neu ordnen und mal sehr laut, dann wieder sehr leise sein.
Zur Parade erscheint im Anschluss eine Dokumentation in Form eines Films.