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Rautenstrauch-Joest-Museum
Kulturen der Welt
Cäcilienstraße 29-33, 50667 Köln
Tel 0221 - 221 - 31356
Fax 0221 - 221 - 31333
rjm@stadt-koeln.de
www.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum
Di - Sonntag 10-18 Uhr
Do 10 - 20 Uhr
Jeden ersten Donnerstag im Monat 10 - 22 Uhr
Montag sowie am 24., 25., 31. Dezember und 01. Januar geschlossen
aktuelle Ausstellung / current exhibition
25.4. - 16.5. 1998
"Von der Geometrie zu den Orten der Sinne - das Textile als Gegenort"
Schematische Raster beherrschen immer erdrückender die Ordnungsformen unseres Lebens, von der Verkehrsplanung über die Industriearbeit bis zum Sportplatz. "Eindimensional" hat Herbert Marcuse die Existenz der Menschen in den Rastern von Architektur, Verwaltung und Computerprogramm genannt, sofern sie darin nur als Punkte auf einem Kästchenpapier der Planquadrate oder im Koordinatensystem zentralistischer Planung vorkommen. Diese Entwicklung entspricht der Quantifizierung, den Zahlen von Messungen in Menge, Gewicht, Ausdehnung oder Geld von allem und jedem. Das alles hat eine lange Vorgeschichte, die wir kennen müssen, um genau zu wissen, womit wir es zu tun haben und wie es dazu gekommen ist. Sie reicht bis in den Beginn der Neuzeit zurück, zum Teil auch noch weiter. Nach und nach wurden schematische Muster aus den Vorstellungen eines ursprünglich tiefen Weltverständnisses abgeleitet und kosmische Wechselbeziehungen zwischen der Geschichte der Menschen und der uns tragenden Welt aufgegeben oder als Dekoration benutzt. Dabei hat die Schematisierung dem Leben von Mensch und Natur immer wieder Gewalt angetan.
Anhand von Stichen und Modellen zeigt die in Zusammenarbeit mit Prinz Rudolf zur Lippe (Universitäten Oldenburg und Herdecke) realisierte Schau, wie verführerisch seit der Renaissance, vor allem seit dem Absolutismus, die simplen Ordnungsschemata von Zentralachse, Rechtwinkligkeit, Zerlegung in kleinste Teileinheiten noch heute wirken. Sie erscheinen im militärischen Drill und im instrumentellen Blick, in rationalisierter Arbeit, in den Repräsentationsformen der Herrschaft, in der Verwandlung des Himmels in physikalische Phänomene und in der Ballistik der Geschosse.
Am Beispiel textiler Objekte dokumentiert die Ausstellung zugleich auch Ordnungsformen jenseits der üblichen schematischen Muster. Sie findet im Rahmen einer internationalen Tagung des Instituts für Kunst und Kunsttheorie, Abt. Textilgestaltung / Textilwissenschaft der Universität zu Köln statt.