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Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur
SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln
Im Mediapark 7
50670 Köln
Tel. 0221 - 226 24 23, 02211226-5900; Fax 0221 - 226 57 43, 02211226-5901
täglich 14 - 19 Uhr, Mi geschlossen, Mo Eintritt frei
skkultur@aol.com
über die SK Stiftung Kultur
www.sk-kultur.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
24.09. 2011 - 05.02. 2012 (in Raum 1)
Judith Joy Ross
Die amerikanische Photographin Judith Joy Ross (*1946) zeigt uns psychologisch einfühlsame Portraits von Menschen, die das je Individuelle ebenso wie eine weite Spannbreite emotionaler Befindlichkeiten und Physiognomien vor Augen führen: Kinder, aufgenommen in ihrer Freizeit und Schule, Jugendliche auf dem Sprung in die Erwachsenenwelt, Menschen in der Begegnung mit politischen Fragestellungen, dem Vietnamkrieg in der Vergangenheit oder aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen, Männer und Frauen in ihren Berufen, engagiert im Ehrenamt oder in elterlicher Rolle.
Entstanden sind ihre Photographien insbesondere im Umkreis ihres Wohnortes Bethlehem, Pennsylvania, eine ehemalige Bergbauregion, die Photographieinteressierte durch die dokumentarischen Ansichten von Walker Evans vor Augen haben. Ross verfolgt ihre Arbeit bevorzugt in Bildreihen, von denen rund 20 vorgestellt werden. Dazu gehören Beispiele aus ihren bekannten Serien wie etwa Eurana Park, Weatherly, Pennsylvania, 1982, Portraits at the Vietnam Veterans Memorial, Washington, D.C., 1983/1984, oder die Bildreihen, die 1992-1994 in verschiedenen Schulen in Hazleton und Cleveland aufgenommen wurden. Weniger bekannte Arbeiten wie Portraits von Menschen in unterschiedlichen Berufen (Jobs, 1989-1990), von Baseballspielern, 1989-1991, Kirchenbesuchern, 2005-2009, und von Bewohnern in Northeast Philadelphia, 1998, sowie Freeland, Pennsylvania, 2004, runden das Gesamtbild ab.
Judith Joy Ross benutzt eine 8x10 Inch-Großbildkamera und setzt ihre Photos als goldgetonte Kontaktabzüge auf Auskopierpapier um - eine sehr detailreich und brillant zeichnende, heute zudem eine ausgesprochen rare Technik. Kritisch hinterfragt sie in ihren Bildreihen Lebensabschnitte wie Kindheit und Adoleszenz, aber auch politische Themenbereiche, wie zum Beispiel Aufnahmen von Teilnehmern an Anti-Kriegsdemonstrationen (Protest the War, 2006-2007) verdeutlichen, sind wichtig. Stets heben die psychologisch einfühlsamen Portraits das Individuelle hervor und bringen zugleich sehr subtil das komplexe Verhältnis zwischen Person und Umfeld zum Ausdruck. Die Künstlerin begegnet den Menschen möglichst fern von Schönheitsidealen oder medialen Klischeevorstellungen, möglichst nah am normalen amerikanischen Alltag. So räumt sie den ungekünstelten, ernsten wie arglos freudigen Aspekten des Lebens einen Platz ein. Damit bietet sie uns ein aktuelles wie wirklichkeitsgetreues Gesellschaftspanorama, das Parallelen zum Werk des deutschen Photographen August Sander aufweist, den Judith Joy Ross als einen ihrer großen Vorbilder schätzt.
Die retrospektiv angelegte Ausstellung ist die bislang umfangreichste Einzelausstellung der Künstlerin in Europa und wird von einem Katalog begleitet.
24.09. - 27.11. 2011 (in Raum 2).
Jean Paul Deridder. Stadt der Kinder
Der belgische Photograph Jean Paul Deridder (*1963) hat zwischen 1998 und 2006 eine Serie von Schwarzweißphotographien erarbeitet, die die Zwischennutzung eines brachliegenden Grundstücks in Berlin-Mitte dokumentiert. Mehrere Jahre diente das Areal als Abenteuerspielplatz für Kinder, denen dort die Gelegenheit geboten wurde, mit Baumaterialien wie Bretter oder Planen kleine Hütten, phantasievolle Spielkonstruktionen zum Klettern, Verstecken und Herumtollen selbst zu bauen. Sich in ständigem kreativem Wandel befindlich, ist der Ort einerseits eine Metapher für urbane Umgestaltungsprozesse, andererseits ist es die eigenartige, anarchisch anmutende Ästhetik der Konstruktionen, die die Stadt der Kinder zu einem einzigartigen Raum verdichtet. Deridder hat diese ungewöhnlichen Formationen und die besondere Atmosphäre in seinen Aufnahmen überzeugend festgehalten.
24.09. 2011 - 05.02. 2012 (in Raum 3):
Cuny Janssen. Portraits und Landschaften
Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Sabine Schmidt Galerie, Köln
Im Mittelpunkt des Werkes der holländischen Photographin Cuny Janssen (*1975) stehen Portraits von Kindern, die in Verbindung mit Aufnahmen von Landschaft und Natur betrachtet werden. Seit 2002 hat sie mehrere Projekte erarbeitet, für die sie so unterschiedliche Orte und Regionen wie Mazedonien (2004) oder die japanische Insel Amami (2009) aufgesucht hat. Jedem Projekt ist ein individuell gestaltetes Künstlerbuch gewidmet. Janssens sachliche wie konzentrierte Portraitaufnahmen zeichnen sich durch ein hohes Maß an Feingefühl für die jeweiligen Persönlichkeit und ihre Situation aus, unabhängig von Alter, Geschlecht und sozialem Hintergrund. Ihre Aufnahmen von Landschaften und Natur bringen die Spezifika eines jeden Ortes näher und loten zugleich grundsätzliche, das menschliche Leben prägende Faktoren aus, die von zeitloser Gültigkeit sind. Cuny Janssen reflektiert in ihren Photographien Fragen der Identität, Fragen nach den Entwicklungsmöglichkeiten, die jedem Einzelnen aufgrund seiner Herkunft zur Verfügung stehen, wie zum Beispiel Familie und Gesellschaft nahe legen.
Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln:
02.12. 2011 - 05.02. 2012
William Guerrieri. Il Villaggio/The Village
Pressepreview am Freitag, 2. Dezember um 11 Uhr (Bitte akkreditieren Sie sich mit dem beigefügten Rückantwortformular)Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, 50670 Köln
William Guerrieri: Ingresso, Via Bruni, aus 'Il Villaggio/The Village',2009 © William Guerrieri,2011
In dem 2009 entstandenen Projekt Il Villaggio/The Village des italienischen Künstlers William Guerrieri (*1952) steht die photographische Erkundung eines abgesteckten Terrains im Mittelpunkt. Es handelt sich um ein ehemals in sich geschlossenes Künstler- und Handwerkerdorf, das 1949 als Ortsteil der norditalienischen Stadt Modena von dem damaligen Bürgermeister Alfeo Corassori gegründet wurde. Der Architekt Mario Pucci entwarf 1953 dem Grundsatz einer möglichst nahen Verbindung von Arbeiten und Wohnen folgend die entsprechenden Gebäude. Das Konzept schien aufgegangen zu sein. Denn schon in den ersten Jahren etablierten sich über 70 handwerkliche Betriebe und kleinere Firmen. Im Laufe der Jahrzehnte wandelte sich die Siedlung, Manufakturen lösten einander ab und die Produktpalette wie die Produktionsbedingungen wurden gemäß den ökonomischen Bedingungen modernisiert. Diese Entwicklungen spiegeln sich in den Umgestaltungen des Geländes, der Häuser und der Innenräume und nicht zuletzt veränderte sich in Folge auch das gesellschaftlich-soziale Gefüge - ein dynamischer, sich gegenseitig bedingender Prozess, wie er an vielen Orten industrieller Prägung zu beobachten ist und für den Il Villaggio/The Village exemplarisch steht.
Im Jahr 2009, sechzig Jahre nach Gründung des Dorfes, begibt sich William Guerrieri mit der Kamera auf Spurensuche. Vergleichbar dem geschulten Auge eines Archäologen, der mit größter Vorsicht Schicht für Schicht freilegt und für den jeder gefundene Gegenstand, sei er noch so unscheinbar und klein, ein Zeugnis seiner Zeit abgibt, entdeckt Guerrieri immer wieder unterschiedliche Hinweise, die von der Vergangenheit sowie ihren vielen verschiedenen Phasen und Facetten erzählen. Dies kann beispielsweise ein gefundenes Detail wie eine an einer Wand hängende Aufnahme zweier Männer sein, vielleicht bei einem Firmenjubiläum entstanden, das Guerrieri sozusagen als Teil einer aus dem Alltag entstandenen Assemblage ins Bild bannt. Dies können über Gegenstände hinaus aber auch umfangreiche architektonische Umgestaltungen sein, die seine Aufmerksamkeit erlangen. So zeigt eine bei Nacht aufgenommene Photographie zwei in künstliches Licht getauchte Gebäude, die wohl als Vergnügungsstätten genutzt, aber ursprünglich kaum als solche geplant worden sind. Durch die offensichtliche Umgestaltung erinnert die Szenerie fast an eine Filmkulisse. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, still und rätselhaft zeigt sich der Ort. Bei aller dokumentarischen Treue seiner Aufnahmen schwingt immer auch Atmosphärisches mit, die Vorstellungen über den aktuellen Zustand wie auch die Lebenswirklichkeit vergangener Tage wachrufen.
Den eigenen Aufnahmen von Il Villaggio/The Village hat der Künstler Ausschnitte aus verschiedenen Werbebroschüren Ende der 1950er-Jahre sowie aus der Druckschrift First Day of the Artisan Village von 1961 hinzugefügt. Letztere enthält neben Photographien und Zeichnungen auch eine Liste aller damals ansässigen Betriebe inkl. Telefonnummern, Adressen und Straßenkarten. Teile beider Broschüren werden in der Ausstellung per Monitorausstrahlung gezeigt.
Mit dieser Ausstellung zeigt die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur in Kooperation mit dem Künstler das Projekt Il Villaggio/The Village, entstanden 2009. Für die Präsentation in Köln hat William Guerrieri die 50 Aufnahmen umfassende Serie, die erst ein einziges Mal in der Biblioteca Civica d'Arte Poletti in Modena zu sehen war, um einige unpublizierte Motive erweitert.
William Guerrieri: Portikus, Via Biondo, aus: Il Villaggio/The Village, 2009 © William Guerrieri, 2011
William Guerrieri konzentriert sich seit Beginn der 1990er-Jahre auf die photographische Dokumentation von Innenräumen wie Büros, Lesesäle, Flure oder Eingangssituationen, aber auch der Architektur und Landschaft gilt sein Interesse. Stets legt er seine Photographien in Serien an, bezieht aber auch historische Aufnahmen anderer Photographen oder anbindendes Material, beispielsweise aus Archiven oder vor Ort gefundene Objekte in seine Präsentationskonzepte ein. Hält er in seinen farbigen Aufnahmen den Status quo einer angetroffenen Situation nüchtern und präzise fest, so entsteht durch die Verknüpfung mit historischem Archiv- oder Gebrauchsmaterial ein Werkkomplex, der in künstlerischem Transfer auf die Geschichte eines Ortes verweist und den Aspekt aufeinander folgender Entwicklungsphasen ebenso reflektiert wie die Frage nach der Verarbeitung von Erinnerung.
William Guerrieri ist seit 2001 Koordinator von Linea di Confine, einer in Rubiera ansässigen Organisation, die sich der photographischen Dokumentation des Strukturwandels der norditalienischen Region Emilia-Romagna verschrieben hat. Im Jahr 2007 hat die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur unter dem Titel Trans Emilia eine Auswahl aus dem umfangreichen Bildbestand von Linea de Confine präsentiert, kuratiert von Fotomuseum Winterthur. Guerrieri hat in diesem Kontext 2006 entlang der sich im Bau befindlichen Zugtrasse Bologna-Mailand photographiert (Where it was). Weitere Projekte: Ambienti pubblici/Public Spaces, 1991-1993, 1994; Oggi nessuno puó dirsi neutrale/Heute kann sich niemand mehr neutral nennen/Today nobody can call himself/herslf neutral, 1998; Oppositions, 2000.
Publikation:
Il Villaggio/The Village, Hrsg. Linea di Confine, Text von Antonello Frongia, Rubiera 2009Terminhinweis:
Künstlerführung mit William Guerrieri am Samstag, 3. Dezember 2011, 15 UhrDie Ausstellungen Judith Joy Ross. Photographien seit 1982 (Raum 1) und Cuny Janssen. Portraits und Landschaften (Raum 3) sind noch bis zum 5.02. 2012 zu sehen.