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Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur

SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln
Im Mediapark 7
50670 Köln
Tel. 0221 - 226 24 23, 02211226-5900; Fax 0221 - 226 57 43, 02211226-5901
täglich 14 - 19 Uhr, Mi geschlossen, Mo Eintritt frei
skkultur@aol.com
http://www.sk-kultur.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

Sonderschau der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln
auf der ART COLOGNE, koelnmesse, 16.-20. April 2008, Halle 5.2, Stand H-071,
geöffnet an den Messetagen von 12 bis 20 Uhr

Landschaft - Photographien von Clifford Ross und August Sander

 

Erstmalig werden die Landschaften des New Yorker Künstlers Clifford Ross (* 1952) in einer größeren europäischen Stadt gezeigt. Gehören diese metergroßen farbigen Photographien, die mit einer eigens gebauten Großbildkamera, einer R1, auf 9 x 18 inch (ca. 23 x 46 cm) messenden Negativen aufgenommen und einzeln eingescannt, je 2,6 Gigabyte Speicherplatz benötigen, ins Reich der technischen Superlative, so ist dieser verblüffende Aspekt nicht das zentrale Thema der Ausstellung. Das künstlerische Konzept für seine Exponate entwickelte Clifford Ross insbesondere vor dem Hintergrund seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Maler aber auch auf Grundlage seiner Auseinandersetzung mit der deutschen Philosophie und Ästhetik, repräsentiert etwa durch Immanuel Kants Ausführungen über das Erhabene. Weitere Inspirationsquellen sind die Hudson River School des 19. Jahrhunderts und der amerikanische abstrakte Expressionismus der 1950er und 1960er Jahre.

Fasziniert von der Unmittelbarkeit der Photographie strebt Ross in seinen Bildern eine im ursprünglichen, für das Medium charakteristischen Sinn wirklichkeitsgetreue, technisch "unverrauschte" Vermittlung des Landschaftserlebnisses an. Idealerweise soll die emotionale Ergriffenheit und Begeisterung des Künstlers im Prozess der Bildfindung und -umsetzung ebenso ausgedrückt werden wie die gesamte Atmosphäre der vorgefundenen Situation. Die spezialisierten technischen Mittel erlauben ihm dabei, die photographische Genauigkeit so weit zu steigern, dass eine Form von Hyperrealität entsteht, die über das bloße Wahrnehmungsvermögen durchaus hinaus zu gehen vermag. Zeichnen sich seine Bildkompositionen schon in der Fernwirkung durch ihre visuelle Sogkraft aus, so bestechen sie in der Nahsicht vor allem auch durch die vollkommen klare Wiedergabe selbst unmerklichster Details. Sogar Einzelheiten, die von der Kamera rund zehn Kilometer entfernt liegen, finden eine extrem scharf gezeichn
ete Abbildung. Details, deren Bestimmung - so Ross - immer in Wechselbeziehung zum Ganzen gesehen werden sollen, intendiert die Komplexität der Bildanlage für den Betrachter ein erweitertes Realitätsgefühl, das einer nachhaltigen Erfahrung des Sublimen entspricht.

Ausgestellt werden sieben Panoramen, die zu Clifford Ross' "Mountain Series" (2004-2006) gehören; Aufnahmen, die aus unterschiedlichen Richtungen und Distanzen den Blick auf den majestätisch anmutenden Berg Mount Sopris im amerikanischen Colorado freigeben und ihn in seiner weiteren Umgebung vorführen. Bevor Ross seine erstaunlichen Formate erarbeitete, hatte er 2003 im Monat Juni, täglich zwischen Sonnenauf- und -untergang Hunderte von kleinerformatigen Photographien um den betreffenden Berg herum aufgenommen, ohne jedoch letztlich zu einem für ihn befriedigenden Ergebnis zu gelangen. Dazu verhalf ihm erst die Erfindung seiner hoch spezialisierten Großbildtechnik auf Basis einer Luftbildkamera, die die einzelnen visuellen Eindrücke sozusagen in einem Bild zu subsumieren vermag. Unmittelbar laden diese enormen Großformate zu einem kurzweiligen Spaziergang durch die dargestellte Landschaft mit offenen Augen ein und lassen eine Vielzahl minutiöser Details entdecken, die übliche
rweise in Photographien dieser Dimension nicht sichtbar werden; seien es die je nach Jahres- und Tageszeit wechselnden Lichtverhältnisse und Wetterstimmungen, Vegetationen, Felder und Abgrenzungen, Wolkenbilder und Wasserspiegelungen oder seien es in der Ferne, Tiere, Bebauungen, Trampelpfade oder Bewässerungsanlagen. Immer weiter taucht der Blick wie auf einer Landkarte tief in die Strukturen ein und lenkt die Aufmerksamkeit auf einfache, zum Teil malerische Momente, die besonders dadurch eine beeindruckende Wirkung erhalten, als sie in verschiedenen Bildern desselben Motivs variiert auftreten. Die Reihe der von Ross entwickelten Aufnahmen basiert gelegentlich identischen, zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten eingenommenen Blickpunkten, wodurch noch stärker eine auf vergleichender Anschauung basierende gesteigerte und umfassende Naturerfahrung ermöglicht wird. Vermögen die luminösen Landschaften, die auch Erinnerungen an Paul Cézannes verschiedene Gemälde vom Mont S
ainte Victoire hervorrufen, beinahe eigens das Bild ihrer selbst zu p
rojizieren, so spiegeln sie zugleich die Achtung und das Staunen vor der Natur sowie den Wunsch, die Grenzen technischer und künstlerischer Ausdrucksmittel zu erforschen und zu erweitern. Distanziert sich der Betrachter vom Konkreten, so wandeln sich die Ansichten zu zeitlosen Konstanten, zu fein abgestimmten Farbfeldern formaler Wirkung.

Der tiefe Respekt vor dem Gegenstand, die Wirklichkeits- und Detailtreue sowie das vergleichende Sehen sind also neben der persönlichen Involvierung für Clifford Ross wichtige Voraussetzungen zur Aneignung und künstlerischen Transformation seiner Landschaftsmotive. Diese Beweggründe und methodischen Kriterien sind mit jenen verwandt, die auch für die Landschaftsphotographien von August Sander (1876-1964) gelten. Sie werden in einer Auswahl von rund 80 Arbeiten als ein wesentlicher Teil des Sammlungsbestandes der Kölner Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn ebenfalls vorgestellt. Diese historische Position entspricht zwar einem anderen Temperament, das weniger eine gesteigerte Wahrnehmungswelt zu reflektieren sucht, sondern vielmehr vom Standpunkt größtmöglicher Objektivität getragen ist und sich durchdringend, dennoch distanziert, der sachlichen Beschreibung und Analyse vorgefundener Lebensverhältnisse widmet. Doch in der Gegenüberstellung mit de
n aktuellen Arbeiten von Ross mögen sich durchaus anregende Berührungspunkte ergeben.

So wählte auch August Sander für seine zwischen den 1920er und 1950er Jahren in verschiedenen Landstrichen Deutschlands aufgenommenen Schwarzweiß-Photographien vielfach panoramatische Sichten, die mit durchgehender Bildschärfe den Blick über Anhöhen, Felder, Wälder und Ortschaften - etwa der Eifel, dem Westerwald, dem Mittelrhein und dem Siebengebirge - in die Ferne ziehen und das individuelle Profil der regionalen Gegebenheiten exakt wiedergeben. Verschiedene die Bildwirkung beeinflussende und gestaltende Licht- und Wettersituationen sowie Wolkenformationen sind für ihn dabei besonders bedeutungsvoll. Sander photographierte aber nicht allein Naturansichten und einzelne Pflanzen in ihrem gewachsenen Zusammenhang, sondern auch Architekturen, Ansiedlungen, Straßen und Wege sowie kulturhistorisch bedeutsame Bauten. Mehrfach lässt sich entdecken, dass der Photograph bestimmte Motive und Orte wiederholt zu unterschiedlichen Jahreszeiten aufsuchte, um so zu einer genaueren Kenntnis
über die Beschaffenheit eines Gebietes zu gelangen und den sich je nach Witterung wandelnden Landschaftsausdruck zu beobachten. Vor allem die Frage der im Gegenwärtigen manifestierten Geschichte und Entwicklung bewegte Sander zur Auseinandersetzung mit der Thematik, wobei auch das Stimmungsvolle der Landschaft zum Ausdruck kommt.

Generell suchte Sander einen "Spiegel der Zeit" zu schaffen und das bedeutete für ihn, nicht nur die Menschen und ihre Gesellschaft - realisiert in seinem berühmten Portraitwerk Menschen des 20. Jahrhunderts -, sondern auch die Facetten des Lebensumfelds als einfache Fakten, nüchtern, transparent und mit geistesgegenwärtigem Gespür für das Typische abzubilden; seien es - vorzugsweise in korrespondierenden Bildreihen gruppiert - die Natur- oder die Kulturlandschaften oder seien es aus geringerer Entfernung betrachtet, ihre einzelnen Komponenten. Sander richtete sein Augemerk auf die gesamte Lebensarchitektur, das "Wesen und Werden" der verschiedenen Segmente und wies in der gewissenhaften Aufzeichnung des Einzelnen in Relation zum Ganzen ein bildnerisches Arbeitsprinzip auf, das über das Realitätsbild hinaus ein enormes Imaginationspotenzial beinhaltet. Dass August Sander gerade in der dokumentarischen Qualität der Photographie den Weg zur künstlerischen Neuformulierung seiner
Motive erkannte, hat ihn zu einem der einflussreichsten Protagonisten konzeptueller Kunstströmungen mit Verweiskraft in angrenzende Sparten gemacht.

Die Arbeiten von Clifford Ross, vertreten durch die Sonnabend Gallery in New York, sind Leihgaben des Künstlers, bei dem wir uns für die gute Zusammenarbeit herzlich bedanken. Ebenso gilt unser besonderer Dank der Sparkasse KölnBonn und der koelnmesse für die Förderung der Präsentation.

 

 

 

 

 

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