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Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur

SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln
Im Mediapark 7
50670 Köln
Tel. 0221 - 226 24 23, 02211226-5900; Fax 0221 - 226 57 43, 02211226-5901
täglich 14 - 19 Uhr, Mi geschlossen, Mo Eintritt frei
skkultur@aol.com
http://www.sk-kultur.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

16.05. - 31.08. 2008 (Raum 2)

Sigmar Polke - Photographische Arbeiten aus der Sammlung Garnatz

Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Karlsruhe und Ute und Eberhard Garnatz

Die Sammlung von Ute und Eberhard Garnatz zählt zu den bedeutenden Privatkollektionen in Deutschland. Mit dem Schwerpunkt auf Malerei und Photographie hat das Ehepaar Mitte der 1970er Jahre in Köln den Grundstock für seine Sammlung gelegt, die sich seit 1997 in der Städtischen Galerie Karlsruhe befindet. Von Beginn an war Sigmar Polke einer der favorisierten Künstler von Ute und Eberhard Garnatz. Mit ihrer Sammlungstätigkeit geht auch ein großes persönliches Engagement einher und es ist ihnen ein unbedingtes Anliegen, einen Künstler und sein Werk über Jahre hinweg zu begleiten - so auch im Fall von Sigmar Polke. An den beeindruckenden Beständen der Sammlung Garnatz kann also nicht zuletzt auch beispielhaft die Entwicklung des Künstlers abgelesen werden.

Ein besonderes Charakteristikum des Werks von Sigmar Polke (*1942) ist sein virtuoses Spiel mit den künstlerischen Medien. Die Malerei, die Druckgraphik und die Photographie bilden dabei sein bevorzugtes Terrain, und er führt sie in mitunter großformatigen Einzelbildern wie in seriellen Arbeiten kongenial zusammen. In der hier präsentierten Ausstellung wird am Beispiel der Photographie diese Arbeitsweise von Polke in ihren Entfaltungsmöglichkeiten und in ihrer Komplexität beispielhaft vor Augen geführt.
Schon in den 1960er Jahren beginnt Polke, sich mit der Photographie eingehender zu befassen. Aus dieser Zeit stammt die präsentierte dreiteilige s/w-Serie Ohne Titel (Kartoffeln im Keller der Galerie Zwirner), 1968/1990, die auf Polkes dreidimensionale Installation Kartoffelhaus aus dem Jahr 1967 verweist.

Anknüpfend an die Manier von Konzeptkunst und Happening, setzt er hier nicht ohne Ironie die Photographie zur Dokumentation eines vergänglichen Werkes ein, dessen Fortbestand einzig die vorliegende Aufnahme gewährleistet.
Die vierteilige Arbeit Ohne Titel (Rheingold), 1985, basiert ebenfalls auf Aufnahmen aus den 1960er Jahren, entstanden am Ufer des Rheins. Die Negative hat der Künstler 1985 in Form einer sehr innovativ-erfinderischen Dunkelkammertätigkeit erneut bearbeitet. Die Bildlösungen, die er gefunden hat, sind ausgesprochen verblüffend und erfordern eine genaue Betrachtung. Sie erscheinen zunächst wie abstrakte Kompositionen, jedoch wird schnell eine Schichtung der Bildebenen erkennbar: Hinter dem malerisch-aquarelliert anmutenden Vordergrund zeichnet sich die reale Wasseroberfläche des Rheins ab.

Bezieht Polke in Rheingold das Element des Wassers mit ein, so spielt in der umfangreichen Serie Radioaktives Gestein auf Photoplatten, 1992, das geologische Material Stein eine tragende Rolle. Indem er radioaktives, sprich strahlendes, Gestein auf photographisches Material platziert, setzt er einen eigenständigen bildgenerierenden Prozess in Gang - das Kunstwerk entsteht einzig durch den Abdruck seiner selbst und damit ohne weiteres Zutun des Künstlers. Durch diese Vorgehensweise spielt Polke einerseits auf den geheimnisvoll anmutenden Verlauf der Entstehung eines photographischen Bildes in der Dunkelkammer an, andererseits lotet er die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums aus, ebenso wie die Rolle des eigenen künstlerischen Selbstverständnisses.

Wie weit ihn seine Grenzgänge in Sachen Photographie führen, zeigen die bis zu 20 Blätter umfassenden Photokopier-Arbeiten, die in zwei Serien vorgestellt werden (Vermessen der Kleider, 1998 und Lieber Eberhard! Damit dem Kunibert das Licht leuchtet voran..., 2000/2001). Mittels eines Photokopierers, dessen Funktionsweise generell auf photographischen Prinzipien beruht, hat Polke durch Verschiebungen und Verzerrungen der Blätter während des Kopiervorgangs die Motive so verfremdet, dass sie an ornamental-abstrakte Musterformationen textiler Art oder auch an Karikaturen erinnern.
In den 1990er Jahren hat der Künstler einige der Photokopier-Serien als s/w-Aufnahmen reproduziert und sie damit dem traditionellen photographischen Prozess direkt zugeführt. Drei dieser so entstandenen Reihen (Angst, Der erste Schnitt, Erschießung, alle 1996) werden in der Ausstellung gezeigt, sie stellen einen gerade hinsichtlich des von Polke bevorzugt eingesetzten Medientransfers eine besondere Steigerung dar.
Die erstmalig präsentierten Himmelsbilder, um 2006, sind hingegen als konventionell entwickelte chromogene Farbabzüge realisiert. Die groß dimensionierten Bilder zeigen unterschiedliche, weiße Wolkenformationen am blau-grauen Himmel. Mit diesen Aufnahmen öffnet Polke einen Assoziationsraum auf der Grundlage natürlicher Phänomene, der sich nur mit der Phantasie des Betrachters individuell erschließen lässt.
In all diesen Werken erweist sich Sigmar Polke in seinem Umgang mit der Photographie als phantasievoll-kluger Bildner, der die technischen Grundlagen und die Ausdrucksmöglichkeiten des Mediums in alle Richtungen durchforstet. Viele seiner facettenreichen Werke, die bei diesen Expeditionen entstehen, mag
man als Versuchsreihen auffassen, die kritisch und spielerisch zugleich sind, umgeben von einer rätselhaften Aura.

Die Ausstellung Sigmar Polke - Photographische Arbeiten aus der Sammlung Garnatz ist eine Zusammenarbeit zwischen der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur, der Städtischen Galerie Karlsruhe sowie Ute und Eberhard Garnatz. Hierin wird auch die wechselseitige Bedeutung von privaten Sammlungsinitiativen und kulturellen Institutionen deutlich. Die Kollektion des Ehepaares Garnatz zeichnet sich durch eine hohe ästhetische Qualität aus. Durch langjährige Kontakte zur Kunstszene stets lebendig sowie aktuell geblieben, bietet sie für die Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit seitens der Institutionen einen reichen Fundus.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Schirmer/Mosel Verlag, mit einem Vorwort von Brigitte Baumstark und Gabriele Conrath-Scholl und einem Essay von Jochen Poetter.

 

 

 

 

 

 

 

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