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Sammlung Goetz

Oberföhringerstr. 103
81925 München
Tel. 089 - 95 93 96 90, Fax 089 - 95 93 96 96 9
Besichtigung nur nach telefonischer Vereinbarung
info@sammlung-goetz.de
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vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

Teil I: 27.10. 1997 - 28.2. 1998


Art from the UK

Douglas Gordon, Mona Hatoum, Abigail Lane, Rachel Whiteread

 


Mit "Art from the UK" wird die achte Ausstellung im Privatmuseum der Sammlung Goetz eröffnet. Diese Ausstellung ist einer bereits zum 'Mythos' gewordenen Kunst gewidmet, die häufig mit dem Namen Brit-Art etikettiert wird. Mit Ausstellungen von Venedig bis Wolfsburg und Minneapolis bis Baden-Baden ist sie schon fest in der Kunstwelt etabliert. Klassifiziert wird sie als jung und frech, als brutal, schräg und schrill. Dieses Bild von den guerillagleichen britischen Künstler-Stars mit ihrer ewigen Jugendlichkeit und Radikalität ist zweifellos ein unabdinglicher Bestandteil des Erfolgs dieser Kunst und ihrer Exportfähigkeit. Es ist die Generation, die im Großbritannien des Thatcherismus groß geworden ist, in einer Zeit großer Umwälzungen in der britischen Gesellschaft: Der Verwerfung des sozialen Wohlfahrtstaates zugunsten eines extremen Individualismus und der Verschärfung der sozialen Unterschiede, der Privatisierung, der Arbeitslosigkeit Aber gerade hier, in der von großen sozialen Spannungen geprägten multikulturellen Gesellschaft, scheint der Boden für diesen neuen Aufbruch im Bereich der Kunst zu sein, der Drang sich sichtbar zu machen in eigener Form und Sprache, zu schockieren, zu provozieren.

Und sicherlich ist es auch kein Zufall, daß im Land der europaischen Pop-Art eines Peter Blakes, Richard Hamiltons, David Hockneys, Eduardo Paolozzis Fragen zur Pop- und Hochkultur gestellt werden, daß hier der Versuch unternommen wird, die Grenze zwischen Kunst und Leben zwischen Upper-class und Lower-class-Ästhetik zu hinterfragen.

Die erste wirklich bahnbrechende Ausstellung war die 'legendäre', von dem damaligen Studenten Damien Hirst kuratierte Ausstellung "Freeze" (1988) in einem leerstehenden Lagerhaus auf den Docklands im Londoner East End. Weitere Ausstellungen folgten und brachten diese Szene in das Bewußtsein des Kunstpublikums: "Modern Medicine", "East Country Yard", "Gambler", alle 1990. Und erst vor kurzem ist die 'Brit-Art' mit der Saatchi-Ausstellung "Sensation" in der Royal Academie of Arts erneut und sehr umstritten in die Schlagzeilen geraten, in denen einige der Künstler seit langem einen festen Platz eingenommen haben. Die Medien und besonders die Szeneblätter halten die Künstler hoch und sorgen dafür, daß sie im allgemeinen Bewußtsein sind.

Bei all der gezollten Begeisterung findet sich aber zumeist ein gewißes Mißtrauen gegenüber der Tiefgründigkeit und Langlebigkeit dieser Kunst. Schock und flüchtiger Reiz bleiben vielfach das Dominierende im Bewußtsein der Betrachter. "Wenn die Leute meine Arbeit nicht hart und derb und dergleichen finden würden, dann hätte ich vielleicht nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Darüber beklage ich mich nicht, aber ich hoffe, daß die Leute mit der Zeit ein bißchen mehr auf Komplexität achten. Ich bin in dieser Hinsicht eigentlich sehr geduidig, weil ich finde, das Verstehen sollte ein Prozeß sein, der eine gewisse Zeit dauert, hoffentlich ein Leben lang." (Sarah Lucas, Interview Katalog)

In dieser Ausstellung, die in zwei Etappen eine Auswahl von neun Künstlern vorstellen wird, soll nicht der Versuch unternommen werden die 'Szene' zu zeigen, der Kunst am Puls zu fühlen, wie das zum Beispiel die Ausstellungen "Full House" in Wolfsburg mit 17 Künstlern oder "Sensation" (Saatchi) in London mit 42 Künstlern geleistet haben, vielmehr soll ein focussierter Blick auf einzelne Künstlerpositionen ermöglicht werden. Wesentlich dabei ist auch die Hinzunahme von Künstlern wie Mona Hatoum und Willie Doherty etwa, die den Blickwinkel erweitern und zeigen werden, daß in dieser heterogenen Gruppe ganz individuelle Künstlerpositionen vertreten sind und daß unter der lauten Oberfläche auf 'leise', aber ganz direkte Weise Fragen nach der inneren Befindlichkeit des Menschen gestellt werden. Aber man wird umgekehrt bei dieser Ausstellung auch fragen können, ob es eine weibliche Wahrnehmung gibt, sei es die, der Künstlerinnen oder die der Sammlerin.

Zum vertiefenden Studium wird ein ca. 180 Seiten umfassender Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Werke erscheinen, der neben einem Einführungsessay von Gilda Williams zur Britisch-Londoner Kunstszene der neunziger Jahre Interviews mit allen Künstlern enthält. David Bussell führte das Interview mit Angela Bulloch: "Wer kontrolliert was?"; Dirk Snauwaert mit Willie Doherty: "Es konnten viele Orte sein"; Neal Brown mit Tracey Emin: "Ich brauche die Kunst, wie ich Gott brauche"; Nancy Spector mit Douglas Gordon: "Das ist alles wahr und widersprüchlich, um nicht zu sagen hysterisch"; Michael Archer mit Mona Hatoum: "Der Körper ist die Achse unserer Wahrnehmung"; Texte von Abigail Lane und Paul Fryer; Ingvild Goetz interviewte Sarah Lucas: "Meine Arbeit ist meine Beschreibung der Welt"; Carl Freedman sprach mit Sam Taylor Wood: "Ein Gleichgewicht zwischen Neurose und Psychose" und Francesco Bonami mit Rachel Whiteread: "Das Nichts, das mit Raum versehen ist".

 

Der Katalog erscheint vorrausichtlich Mitte Dezember 1997. Er erscheint zweisprachig (dt./engl.) und führt die Reihe der Sammlungskataloge fort.

1. New York Painters.
Donald Baechler. Ross Bleckner. Peter Halley. Jonathan Lasker. Richard Prince. David Reed. Peter Schuyff. Philip Taaffe. Christopher Wool. (vergriffen)

2. Jürgen Klauke - Cindy Sherman

3. Felix Gonzalez-Torres- Roni Horn

4. Monochromie - Geometrie.
Alan Chariton. Helmut Federle. Imi Knoebel. Joseph Marioni. Alan Uglow. Günter Umberg

5. Matthew Barney - Tony Oursler - Jeff Wall

6. Nobuyoshi Araki - Diane Arbus- Nan Goldin

7. Arte Povera. Arbeiten und Dokumente aus der Sammlung Goetz. 1958 bis heute.
Giovanni Anselmo. Alighiero Boetti. Pier Paolo Calzolari: Luciano Fabro. Jannis Kounellis. Mario Merz. Giulio Paolini. Pino Pascali. Giuseppe Penone. Michelangelo Pistoletto. Emilio Prini. Gilberto Zorio.

 

Sehen Sie selbst

Gespräch vor den Werken mit Annette Philp.

Die Kunsthistorikerin Dr. Annette Philp hat unter dem programmatischen Titel "Sehen Sie Selbst" bereits vielfach Seminare, besonders auch in der Sammlung Goetz, veranstaltet. In diesen sieht man sich anhand der Originale unter ihrer Leitung im intensiven gemeinsamen Gespräch in das Werk ein.

Termine:
Samstag, 22. November 1997, 14-17 Uhr
Donnerstag, 4. Dezember 1997, 18-20 Uhr
Montag, 26. Januar 1998, 18-20 Uhr

Voranmeldung erforderlich. Weitere Termine nach Absprache.

 

 

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