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Sprengel MuseumKurt Schwitters Platz
30169 Hannover
Tel. 0511 - 168 438 75; Fax 0511 - 168 450 93
Di 10 - 20 Uhr, Mi bis So 10 - 18 Uhr, Mo geschlossen
www.sprengel-museum.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellungen / previous exhibitions
06.06. - 02.09.2001
Thomas DemandThomas Demand (Jahrgang 1964) arbeitet zwar mit dem Medium Fotografie, versteht sich aber im eigentlichen Sinne nicht als Fotograf. Demand benutzt vielmehr reale Räume oder Szenerien, die schon einmal als Bilder durch Printmedien oder Fernsehen verbreitet wurden, rekonstruiert dieselben in Originalgröße im Atelier aus Pappe oder Papier, um sie als großformatige Fotografien, meist im Verhältnis 1:1, wieder abzulichten. Diese Arbeitsweise sorgt zum einen für den matten Oberflächencharakter seiner Objekte, was die Fotoarbeiten seltsam kühl, zeitlos und unheimlich erscheinen läßt, andererseits hebt es die aufwendigen skulpturalen (Re)konstruktionen vom Singulären ins Gleichnishafte. Folglich kreisen Demands Themen vorrangig um Sujets und Bilder, die im kollektiven Gedächtnis der Geschichte verankert sind. Ein prägnantes Beispiel ist seine Arbeit Raum" (1994). Sie stellt das Führerhauptquartier nach dem Hitlerattentat am 20. Juli 1944 nach. Die Simulation ist jedoch erst auf den zweiten Blick erkennbar, da der Künstler bei seinen Modellen alle identitätsstiftenden Details vermeidet und den Betrachter durch banale Titel in die Irre führt. Somit haben wir es nicht mit Historienbildern im herkömmlichen Sinn zu tun, sondern mit einer Art Privatisierung der öffentlichen Bilderwelt", wie Demand das Verfahren nennt. Man darf auch sagen, es handele sich bei seinem Werk um die medienkritische Auseinandersetzung mit der Fotografie und ihrer Wertigkeit im Gedächtnis der Gesellschaft" (Saur - Das Allgemeine Künstlerlexikon).
Im Sprengel Museum Hannover wird Thomas Demand eine Auswahl neuer Fotoarbeiten zeigen, darunter "Poll" (2001), die sich mit den merkwürdigen Umständen der Stimmauszählung anläßlich der
Bush-Wahl beschäftigt und "Modell" (2000), ein schönes Aperçu zur verblaßten EXPO 2000, denn das
Rekonstrukt behandelt ein Foto, welches Hitler - und Speer vor - dem Entwurf des deutschen Pavillons
auf der Pariser Weltaustellung von 1937 zeigt. Erstmals zu sehen ist darüberhinaus Demands zweite
Filmarbeit "Rolltreppe" (2000).Um Ihnen die Ausstellung von Thomas Demand vorzustellen, möchten wir Sie am Dienstag, den 5. Juni 2001, um 11 Uhr, zur Pressekonferenz ins Sprengel Museum Hannover einladen. Die Eröffnung findet ebenfalls am Dienstag, um 18. 30 Uhr, statt. Der Künstler wird nicht nur an diesem Tag anwesend sein, sondern auch am Dienstag, 26. Juni, um 18.30 Uhr, über seine Arbeit referieren.
Thomas Demand, geboren 1964 in München, zählt neben Oliver Boberg und Christine Erhard zu den international bedeutendsten Vertretern junger europäischer Fotografen, deren Arbeiten ihre Grundlage im modellhaften Nachbau räumlicher Geegebenheiten in der Skulptur finden. Von 1987 bis 1989 studierte er an der ABK München, wechselte dann an die KA Düsseldorf in die Bildhauerklasse Fritz Schweglers, dessen Meisterschüler er wurde. 1993/94 absolviert er am Londoner Goldsmith's College den Magister-Abschluß Fine Arts. Demand hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im Inund Ausland bestritten. Er lebt mittlerweile in Berlin. Seine Bilder befinden sich unter anderem in den Sammlungen des Museum of Modern Art, New York, im Museum Folkwang, Essen, in der Bundes-Kunsthalle Bonn und im Münchner Lenbachhaus.