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Sprengel Museum
Kurt Schwitters Platz
30169 Hannover
Tel. 0511 - 168 438 75; Fax 0511 - 168 450 93
Di 10 - 20 Uhr, Mi bis So 10 - 18 Uhr, Mo geschlossen
www.sprengel-museum.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
09.07. - 05.10. 2008
Drehmomente
Filme von Dieter Roth
Das Sprengel Museum Hannover widmet sich mit der Ausstellung »DREHMOMENTE« den expe-rimentellen Filmen, die Dieter Roth gegen Ende der 1950er Jahre und Anfang der 1960er Jahre in Reykjavík drehte. Einige von ihnen entstanden nach der Vorlage von Filmen, die Roth während seines Aufenthalts in Kopenhagen zwischen 1956 und 1957 geschaffen und kurz darauf zerstörte hatte. Anlass der Ausstellung ist der diesjährige 10. Todestag des in Hannover geborenen, inter-national bedeutenden Künstlers.
Dieter Roth schuf ein facettenreiches Werk, das Gemälde, Grafiken und Zeichnungen, Objekte und Skulpturen, Möbel und Schmuck, Aktionen, Installationen, Editionen, Audio- und Videoarbeiten und nicht zuletzt auch Filme umfasst. Als Künstler, Verleger, Lehrer, Dichter und Kurator seines eigenen Werks, der zwischen Island, Deutschland, England, der Schweiz und den USA pendelte, vereinte er Kunst und Leben auf einzigartige Weise und prägte seine wie auch folgende Künstlergenerationen entscheidend.
Die Filme »Pop 1«, »Dock 1«, »Dock 2«, »Letter« und »Dot« (ca. 8'10'', s/w und Farbe, 1956/1960/ 1961), die 1976 herausgegeben wurden, stehen erstmals im Zentrum einer Ausstellung. Ihre ungewöhnliche Ästhetik entfaltete sich, ausgehend von der Idee eines »wahnsinnigen Drehmoments«, so Roth in einem Interview 1976, im Zusammenspiel von Bewegung und Licht, in Buchstabenspielen und durch die konkrete Bearbeitung des Filmmaterials.
Für die Filme »Pop« und »Pop 1« nahm Roth von einer fahrenden Straßenbahn die nächtliche Szenerie mit einer um die eigene Achse kreisenden Kamera auf. In »Pop 1« werden die Lichtquellen der Straßen von einer zweiten, intensiveren Belichtung überlagert, die eine von den darunter liegenden Aufnahmen unabhängige Dynamik entwickelt. Für »Dock 1« steigerte Roth das Drehmoment, indem er die Kamera an einer Schnur um seinen Kopf schwang. Auf diese Weise werden die Filmbilder auf Farbfelder reduziert, die wie von Pinselstrichen gesetzt erscheinen.
Gegenüber dieser tatsächlichen Drehung der Kamera entsteht die Bewegung in den Filmen »Dock 2« und »Letter« durch die rapide Abfolge aneinander gereihter Einzelansichten: Während dies für »Dock 2« verschiedenartige Standbilder aus einem Hafen sind, leuchten in »Letter« einzelne Buchstaben vor einem schwarzen Hintergrund in so rascher Folge auf, dass sich der Text, den sie bilden, bei normaler Abspielgeschwindigkeit nicht lesen lässt.
Für »Dot« schließlich bearbeitete Roth das Filmmaterial mit einer Lochzange. Das so durch die unterschiedlich großen Löcher hindurch brechende Licht wird zum immanenten Bestandteil des Werks.
Den Filmen werden in der Ausstellung kinetische Objekte, grafische Arbeiten, Zeichnungen, Künstlerbücher und Stempeldrucke der 1950er bis 1970er Jahre gegenüber gestellt. Auf diese Weise zeigen sich konzeptuelle, ästhetische und formale Beziehungen zwischen Film und bildneri-schem Werk wie auch die konsequente Weiterführung der Idee, virtuelle Bewegung im Bild darzu-stellen.
Die prozessuale Bilderfahrung, die Roth in den Filmen zu einem ersten Höhepunkt führte, setzte im grafischen Bereich gegen 1954 ein. In der Auseinandersetzung mit den Züricher Konkreten, u. a. mit Max Bill und Camille Graeser, entstanden grafische Arbeiten und Skulpturen, in denen sich Roth mit optischen Effekten und virtuellen Licht- und Bewegungsphänomenen beschäftigte. Mit der Provokation des Auges durch schnelle Bildwechsel, Überlagerungen, Bewegungen und Lichteffekte ließ Roth in seinen Filmen die plane Fläche seiner frühen Arbeiten hinter sich.
Die Ausstellung im Sprengel Museum Hannover ermöglicht es, die vielfältigen Beziehung zwischen den Filmen und bildnerischen Werken in Dieter Roths Werk nachzuvollziehen. Zur Ausstellung erscheint eine Broschüre.
Im Rahmen der Ausstellung findet am Sonntag, 7.9.2008, 11.15 Uhr, ein Gespräch mit Dr. Dirk Dobke, Direktor der Dieter Roth Foundation, Hamburg, statt. Im Anschluss wird der Film »Dieter Roth« von Edith Jud gezeigt.
Vom 2.8. bis 21.9.2008 präsentiert die Stiftung Ahlers Pro Arte/Kestner Pro Arte die Ausstellung »Emmett Williams. Ein Berliner Amerikaner«. Unter dem Titel »Dieter Roth und Emmett Williams« bieten das Sprengel Museum Hannover und die Stiftung Ahlers pro Arte/Kestner Pro Arte Kombi-führungen durch beide Ausstellung an.
Rahmenprogramm
23.8.2008 und 20.9.2008: Kombiführung »Dieter Roth und Emmett Williams«, jeweils
14.00 Uhr: Stiftung Ahlers Pro Arte/Kestner Pro Arte, Warmbüchenstr. 16
16.30 Uhr: Sprengel Museum Hannover
Eintritt: 10 Euro ermäßigt 5 Euro7.9.2008, 11.15 Uhr: Sonntagsmatinee zu Dieter Roth
Isabelle Schwarz im Gespräch mit Dr. Dirk Dobke, Direktor der Dieter Roth Foundation, Hamburg
12.00 Uhr »Dieter Roth«, ein Film von Edith Jud, 2004, Farbe, 115 Min.
Der Film zeichnet, ausgehend von Werken, Dokumenten und Gespräch mit Freunden, ein Porträt des Künstlers und Menschen Dieter Roth.
Eintritt: 5 Euro, ermäßigt 3 Euro30.9.2008, 18.30 Uhr: Avantgarde im Film
Filmvorführung mit anschließender Führung durch die Ausstellung "DREHMOMENTE"
Man Ray, »La retour à la raison«, 1923 (2`)
Fernand Léger & Dudley Murphy, »Le ballet méchanique«, 1924 (14')
Einführung: Isabelle Schwarz
Workshops für Kinder
Achtung Aufnahme!
Auch Künstler machen Filme. Dass diese ein bisschen anders sein können, schauen wir uns im Sprengel Museum Hannover an und greifen anschließend selbst zur Kamera. Mit Jennifer Köther
Für Kinder ab 9 Jahren.
Termin: 29., 30. und 31. August 2008
Freitag 15-16.30 Uhr, Samstag und Sonntag 10-12.30 UhrBuchstabensalat
Wir kritzeln, dichten, malen, bedrucken, reißen, schlitzen und kleben. Experimentieren mit Papier.
Mit Gisela Deutsch
Für Kinder ab 7 Jahren
Termin: 4., 11., 18. und 25. September, 15-16.30 UhrKursgebühr: 16Euro
Teilnahme pro Tag: 5 Euro
Anmeldung: Telefon (0511) 168 - 4 62 17
Eröffnung der Ausstellung: Dienstag, 8. Juli 2008, 18.30 Uhr.