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Städtische Galerie Nordhorn

Vechteaue 2 (Alte Weberei)
48529 Nordhorn
Tel: 05921-97 11 00, Fax 0921-97 11 05
Di - Fr 14 - 17 Uhr, Sa 14 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr
kontakt@staedtische-galerie.nordhorn.de
www.staedtische-galerie.nordhorn.de
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04.02. - 19.03. 2006

Sonja Alhäuser

goldgelb

Nachdem Sonja Alhäuser mit essbaren Skulpturen, bildhauerischen Buffets und aquarellierten Rezeptzeichnungen vor allem als »Kochkünstlerin« große Aufmerksamkeit im In- und Ausland auf sich gezogen hat, stand schon länger die Präsentation ihres vielfältigen Werks in einem größeren Zusammenhang aus. Mit der Ausstellung »goldgelb« präsentiert die Städtische Galerie Nordhorn Sonja Alhäuser nun auf rund 450 qm mit einer raumgreifenden Installation, in der sich ihre unterschiedlichen künstlerischen Arbeiten zu einem komplexen, mit allen Sinnen erfahrbaren Themenbogen der unentwegten Metamorphosen zusammenfügen. In einer raumhohen, begehbaren Stadt aus Stroh begibt sich der Besucher zum Teil mit Taschenlampe ausgerüstet auf Entdeckungstour in die kleinen Winkel, Kabinette und Gänge, die ihre Zeichnungen, Skulpturen und Videos beherbergen.

Die 1969 in Kirchen im Westerwald geborene Künstlerin Sonja Alhäuser wurde in den vergangenen Jahren vor allem mit ihren Schokoladenskulpturen, erzählfreudigen Künstlerbuffets und einem umfangreichen zeichnerischen Werk bekannt. Neben Einzelausstellungen u. a. in der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig (2000), im Institut für Moderne Kunst Nürnberg (2003), im Goethe-Institut Lyon (2003) oder in der Kunsthalle Göppingen (2005) war sie auch auf Gruppenausstellungen im Kunstverein Düsseldorf (2000), im Bush-Reisinger Museum Cambridge/Mass. (2001), im Hamburger Bahnhof Berlin (2003), im Musée CAPC in Bordeaux (2004) oder im Museum Ludwig Köln (2005) vertreten. Die Städtische Galerie Nordhorn präsentierte 2001 im Rahmen der Ausstellung »Hausarbeiten« ihr erstes Seifenwandbild.

In ihren Arbeiten thematisiert Alhäuser den ewigen Kreislauf des Lebens, seiner Mittel und den ständigen Fluss der Veränderung. Seien es Rezeptbilder, die nicht erst beim Zusammentragen der Zutaten, sondern bereits beim glücklichen Rind auf der Weide beginnen und dessen Weg vom Gulasch bis zur endgültigen Verdauung des Gerichts verfolgen, seien es die Auswirkungen des Alkohols, der über einen harmlosen Cocktail ins Gehirn gelangt und sich bis
in zwischenmenschliche Wirrungen auswirkt, immer sind es große, oft auch überraschende Abläufe, die Sonja Alhäuser detailreich und mit viel Fabulierlust ins Bild setzt. Ihre Arbeiten handeln von der Gleichzeitigkeit des Gegensätzlichen, von der Hässlichkeit im Verlockenden, von der Monstrosität im Komischen ebenso wie von der Flüchtigkeit der Bilder selbst. Damit sind diese Ablauf- und Schaubildzeichnungen zugleich auch Ordnungsentwürfe, lustvolle Versuche, das Chaos im Kopf, die Unübersichtlichkeit der Welt mit den Mitteln der Kunst zu strukturieren und in eine Form zu bringen. Die Turbulenzen und Unwägbarkeiten des Lebens finden bei ihr zu einer von leiser Ironie und verspieltem Witz durchtränkten Bildsprache, die sich nicht nur auf dem Papier, sondern auch skulptural im Raum in fragilen, teils interaktiven Installationen zu behaupten weiß.

Im Nordhorner Projekt »Stadt aus Stroh« trifft der Betrachter auf eine verführerische Installation aus zahllosen, unterschiedlich große Strohballen und -rollen. Gestapelt, getürmt, verspannt und geschnürt entwickelt Sonja Alhäuser aus diesem Material nicht nur eine große räumliche Struktur, sondern belebt diese zugleich auch mit Ornamenten, Figuren und architektonischen Zitaten. Im Innern dieses verwinkelten Baus aber findet sich auch ein Video, in dem diese fragile, vergängliche Stadt mit lautem Knistern zu einem Raub der Flammen wird. Zwischen ländlicher Idylle und Heuschoberromantik schiebt sich zugleich etwas Unheimliches, Bedrohliches, das sich nicht nur in den teils dunklen und nur mit Taschenlampen zu beleuchtenden Winkeln bemerkbar macht, sondern sich auch in kleinen Arrangements und verstreut aufzufindenden Zeichnungen entdecken lassen.

In einem zweiten Raum inszeniert Alhäuser noch einmal das große Welttheater in der Küche: Da schmilzt elegisch mit zartroten Fäden eine eisige Frauengestalt in einer Prosecco-Wanne, da türmen sich gebackene Menschenfiguren auf, um mit Teufelssauce und Kräuterquark in himmlische und Höllengestalten verwandelt zu werden, oder aufgeblähte Blätterteig-Wesen erklimmen den Butterberg, dem sie nicht unwesentlich ihre Entstehung zu verdanken haben. Mit den Strategien und Geheimnissen einer Köchin rückt Sonja Alhäuser eine Welt ins Bild, die voller verwunderlicher Zusammenhänge und verblüffender Abläufe ist. Keine Handlung bleibt ohne Konsequenz, kein Ergebnis ohne Ursache, das Essen, die Liebe, Flora und Fauna, Leben und Sterben erscheint in ihren Arbeiten als Teil eines großen Kreislaufs, den wir höchsten erahnen können und von dem Alhäuser trotz aller Ablaufdiagramme lediglich einen winzigen Ausschnitt vorübergehend in eine logische Ordnung zu bringen versucht.

Ausstellungseröffnung in der Städtischen Galerie Nordhorn am Freitag, 3. Februar 2006, um 20 Uhr mit einer kulinarischen Eröffnungsaktion

Ein umfangreicher Werkkatalog ist in Vorbereitung und erscheint Ende Februar.

weitere Informationen unter www.staedtische-galerie.nordhorn.de/06-alhaeuser.htm

 

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