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Städtische Galerie Nordhorn
Vechteaue 2 (Alte Weberei)
48529 Nordhorn
Tel: 05921-97 11 00, Fax 0921-97 11 05
Di - Fr 14 - 17 Uhr, Sa 14 - 18 Uhr, So 11 - 18 Uhr
kontakt@staedtische-galerie.nordhorn.de
www.staedtische-galerie.nordhorn.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
Eröffnung am Freitag, 23.02. 2007
Oliver Grajewski / Hannes Trüjen
Vampire, Ihr!
Oliver Grajewski (geb.1968 in Leverkusen) und Hannes Trüjen (geb.1970 in Bremen) haben beide Malerei studiert Grajewski an der HdK Berlin, Trüjen an der Staatlichen Akademie in Stuttgart. Beide aber haben sich anschließend mit Entschiedenheit von den klassischen Arbeits- und Bildfindungsformen der Malerei abgewandt und ihr Augenmerk auf die Verwertungsstrukturen des Kunstsystems selbst gerichtet, allerdings mit sehr unterschiedlichen Mitteln.Oliver Grajewski setzt sich heute in erster Linie zeichnerisch mit Themen auseinander, die durch das Zeitgeschehen, menschliche Verhaltensweisen, soziale Beobachtungen und auch biografische Bezüge angeregt werden. Seine Arbeiten machen dezidiert keinen Unterschied zwischen sogenannter Museumskunst und populären Kulturgütern, also zwischen Gebrauchsillustration und künstlerischer Zeichnung, zwischen Original und Reproduktion. Illustrationen von ihm erscheinen regelmäßig auch in Tages- und Wochenzeitungen. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehen in der Regel medial vertraute Motive wie Superhelden, Action-Szenen, »typische« Jugendliche oder Interieurs, die Grajewski jedoch auf eigenwillige Weise umwertet und die Eingebundenheit jeglicher Handlung in einen sozialen und politischen Kontext deutlich werden lässt. Wichtig ist ihm, dass Verwertungskonventionen in Bezug auf die Kunst ihre Macht verlieren: Nicht nur mit einem eigenen Preissystem für seine Zeichnungen, sondern auch durch den Einsatz von Fotokopien und Plots anstelle des traditionellen »Originals«.
Auch Hannes Trüjen hat die Frage nach dem Wert des künstlerischen Unikats und dessen Funktion im privaten Nutzungszusammenhang ins Zentrum seines Werks gerückt. Sein breit angelegtes Projekt »painting placement« beispielsweise ersetzt den Geniegestus des Künstlers durch den kreativen Umgang des Rezipienten mit einer breiten Angebotspalette vorgefertigter Versatzstücke. Damit weitet er nicht nur das Werk auf die Handlung des Betrachters aus, sondern animiert auch zum Verlassen des klassischen Ausstellungsraums. Die Galerie ist lediglich Ort der Distribution, an dem die Möglichkeiten des Produkts vorgeführt werden. Während Hannes Trüjen bewusst auf Aufmerksamkeits- und Servicestrategien großer Firmen zurückgreift, spielen seine Arbeiten nicht nur mit der Tradition des Readymades, sondern auch mit den ökonomischen Verwertungsstrukturen der Massenproduktion, während die Grenze zwischen Unikat und Multiple, zwischen Kunst und Design intelligent verwischt werden.
Das gemeinsame Ausstellungsprojekt »Vampire, Ihr!« führt diese beiden Arbeitsansätze auf anregende Weise zusammen. Beide Künstler, die sich zuvor nicht kannten, verweben ihre einzelnen Werkgruppen in verblüffend augenfälliger Weise miteinander. So mischen sich unter die malerischen Gesten von Hannes Trüjen Figuren und Szenen von Oliver Grajewski und verbinden die beiden Bildwelten zu einer riesigen Wandtapete. Trüjens ungewöhnliche Skulptur »Roundtable DJing« wiederum, die die Aktion mehrerer Personen bei der Musikproduktion mit fünf Plattenspielern einfordert, ist umgeben von großen gezeichneten Musikkritiken Grajewskis. Während diese Neuerscheinungen für die Club-Szene auf eine nonverbale Weise zu umschreiben versuchen, liegen die originalen Vinylscheiben für den praktischen Einsatz durch die Besucher am DJ-Tisch bereit.
Das Bild des Vampirs funktioniert dabei auf mehreren Ebenen: Nicht nur verwerten beide Künstler Formen, Geschichten und Elemente des jeweils anderen, sondern ihre Werke bedienen sich auch ungehemmt aus dem großen Fundus des öffentlichen (Bild-)Lebens. Und natürlich ist auch der Ausstellungsbesucher gemeint, der in seiner unablässigen Suche nach Neuem, Anregendem Künstler und Kreative aussaugt und von ihnen immer wieder frische Impulse verlangt, möglichst ohne selbst etwas dazu beizutragen. Grajewski/Trüjen antworten auf dieses komplexe Abhängigkeitsverhältnis von Erwartungen und Angeboten mit einer Ausstellung, in der nichts ist, wie man es gemeinhin erwartet und vieles wieder so, wie man es lange nicht mehr gehört und gesehen hat: Denn hinter all den Arbeiten steht durchaus ein aufrechter und angeblich so unzeitgemäßer Appell: Ihr Untoten, wacht auf! Nehmt die Dinge in die Hand! Ändert etwas!
Zur Eröffnung liegt der neueste Comic-Band »Tigerboy« von Oliver Grajewski vor; eine Broschüre zu »panting placement« von Hannes Trüjen wird zum Ausstellungsende vorgestellt.
Eröffnung am Freitag, 23. Februar 2007, um 20 Uhr
zur Einführung: Aktionsgespräch der Künstler mit Galerieleiter
Roland Nachtigäller, ab 21 Uhr DJ-Musik am Roundtable