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Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte


Warmbüchenstraße 16
Fr, Sa, So 12 - 17 Uhr
www.ahlers-proarte.com
aktuelle Ausstellung / current exhibition
aktuelle Ausstellung / current exhibition


17. 03. - 17.06. 2007:

ROTRAUT Klein-Moquay

Bilder und Skulpturen

Die Wahl des Vornamens als Künstlername könnte bedeutsamer nicht sein. Für Rotraut ist diese Wahl ein Befreiungsschlag. Mit ihr lenkt sie die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt auf sich und koppelt sich als Künstlerin von ihrer Familienzugehörigkeit ab, die sie als Mensch uneingeschränkt betont. Auf keinen Fall möchte sie das Interesse an ihrer Kunst der Gunst des Familiennamens verdanken. Rotraut ist als geborene Uecker die Schwester des Düsseldorfer Künstlers, den man als virtuosen Schöpfer von Nagelobjekten kennt. Und in erster Ehe war sie eine verheiratete Madame Klein, Ehefrau jenes französischen Künstlers, der als junger Mann den Himmel signiert, später eine Farbe mit seinem Namen belegt und mit seinen blauen Monochromen weltberühmt wird.

Als Rotraut 1957 Yves Klein trifft, lebt sie bereits in einem eigenen künstlerischen Kosmos. Er ist geprägt von vielen Erfahrungen und Erlebnissen. Die Kindheit der im Jahre 1938 Geborenen auf dem Lande in Mecklenburg spielt eine wichtige Rolle, die Beeindruckung durch eine sich immer aufs Neue verändernde Natur, die bäuerlichen Rituale der Feldbestellung durch den Vater aber auch das gemeinsame Zeichnen und Malen mit ihrem älteren Bruder. Als ihr Bruder Günther zum Studium nach Düsseldorf geht, folgt sie ihm und bildet sich dort autodidaktisch zur Künstlerin. Yves Kleins Werke sieht Rotraut zum ersten Male in der Galerie Schmela. Sie ist stark von ihnen beeindruckt. Den Künstler lernt sie wenig später kennen, als sie in Nizza bei dem Künstler Arman, einem engen Freund Kleins, als au pair Mädchen arbeitet.

Damals fertigt Rotraut bereits ihre "Galaxien". Es sind Bilder zwischen Malerei und Plastik. Die Künstlerin tropft eine Mischung aus Mehl, Wasser und Leim (später benutzt sie das beständigere Gips) auf einen mit Leinwand bespannten Sperrholzträger. Sobald das reliefartige Bild trocken ist, übermalt sie die Topografie aus Hügeln und Tälern mit schwarzer Farbe. Erneut abgetrocknet, schleift sie die Spitzen der Erhebungen leicht an, so dass sich nun vor den Augen des Betrachters das faszinierende Bild eines nächtlichen Sternenhimmels ausbreitet. In den Werken Rotrauts trifft sich die Lust am Experiment mit der Lust an der Geste, wie sie für die Kunst der fünfziger Jahre charakteristisch ist. Die Künstlerin schafft Bilder, die in ihren informellen Strukturen abstrakt und in ihren präzisen Evokationen gegenständlich sind.

Die Ausstellung der Stiftung Ahlers pro Arte/ Kestner Pro Arte in der hannoverschen Warmbüchenstrasse konzentriert sich auf die frühen Werke Rotrauts aus den fünfziger und sechziger Jahren und präsentiert sie zusammen mit den großen, eindrucksvollen Plastiken der Künstlerin aus den letzten Jahren. Das macht umso mehr Sinn, als sich die Module der Plastiken einem ähnlichen Gestaltungsprozess verdanken wie die frühen "Galaxien". Auch bei ihrer Entstehung steht am Anfang die informelle Geste. Danach entscheidet die Computersimulation darüber, ob sich die gefundene Form der Verschiebung in ein größeres Format gewachsen zeigt. Und wie die "Galaxien" sind auch die Plastiken einmal mehr brillante Hybride, die gelingend hin und her wandern zwischen den Polen der Abstraktion und der Figuration.

So unterschiedlich die Materialien von Rotrauts Plastiken sind - Marmor und Eisen, Aluminium und Bronze, Holz und Kunststoff - so einheitlich ist ihre Phänomenologie. In ihrem Figuren betonten Umriss und ihrem strahlenden Kolorit verbinden sich auf glückliche Weise Linie und Farbe. Der vertikale Gestus erinnert bei aller Abstraktheit an eine Versammlung seltsamer Fabelwesen. Eine Population, in deren Schwung und Dynamik sich zugleich die Lebenskraft und die Lebenszuversicht von Rotraut mitteilen. Eine Künstlerin, für die Kunst und Leben bis heute stets zusammen gehören. Und für die jedes Kunstwerk immer auch eine Art Liebeserklärung an das Leben ist und an seine schöpferischen und positiven Kräfte.


Eröffnung am Freitag, 16. März, 19 Uhr

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog

 

 

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