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Von der Heydt-Museum
Turmhof 8
Postanschrift: Burgstr. 2
42103 Wuppertal
Tel. 0202 - 563 62 31; Fax 0202 - 563 80 91
Di - So 11 - 18 Uhr, Do 11 - 20 Uhr
von-der-heydt-museum@stadt.wuppertal.de
www.von-der-heydt-museum.de
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
02.04. - 01.08. 2010
Retour de Paris - Unsere Meisterwerke vom Expressionismus bis heute
Mit der Ausstellung "Retour de Paris" kehrt die Sammlung ins Von der Heydt-Museum zurück. Während bei uns die Monet-Ausstellung im Mittelpunkt stand, fanden Meisterwerke aus unserer Sammlung in den zurückliegenden Monaten immer wieder als Werbemotive Verbreitung: Mit dem Fuchs von Franz Marc warb das Sprengel Museum in Hannover für seine Ausstellung "Marc, Macke und Delaunay" , Das "Selbstbildnis als Krankenpfleger" von Max Beckmann wurde im Madrider Museum Thyssen-Bornemisza für die Ausstellung "1914. Die Avantgarde und der große Krieg" publikumswirksam eingesetzt. Das Musée Marmottan Monet, Paris, zeigte parallel zu unserer Monet-Schau 40 expressionistische Werke unseres Museums unter dem Titel "Fauves et Expressionnistes. Chefs d'oeuvre du Musée von der Heydt". Das "Mädchen mit Pfingstrosen" von Jawlensky war großformatig am Museumsgebäude zu sehen. Nachdem die Ausstellung unserer Meisterwerke in Paris mehr als 100.000 Besucher angelockt haben, sind die Fauvisten und Expressionisten nun wieder zurück, für die das Von der Heydt-Museum berühmt ist!
Ab dem 2. April ist wieder eine Auswahl hochkarätiger Werke aus eigenem Besitz zu sehen. Lag der Schwerpunkt der Sammlungspräsentation im zurückliegenden Jahr auf Werken des 19. Jahrhunderts, so erweist sich die aktuelle Neupräsentation nun für den Besucher als Zeitreise durch die Kunst des 20. Jahrhunderts. Die chronologische Hängung beginnt mit Cézanne, Gaugin und van Gogh. Es folgen die Fauvisten und deutschen Expressionisten. Nicht allein die Franzosen oder der ausgezeichnete Bestand an expressionistischer Malerei und Grafik machen aber den Ruhm der Von der Heydt-Sammlung aus. Gerade auch die Malerei, die zwischen den beiden Weltkriegen entstand, ist in einer Vielfältigkeit zu erleben, wie sie in kaum einem anderen Museum zu finden ist. Die Maler der Neuen Sachlichkeit gehören dazu, darunter Otto Dix, Georg Scholz oder Heinrich Maria Davringhausen, die Gemälde aus dem Künstlerkreis der Kölner Progressiven genauso wie die verschiedenen Konzepte gegenstandsloser Kunst.
Im Shed-Saal wird die Malerei der fünfziger Jahre (Nay, Schumacher, Brüning) mit den vielen Variationen figurativer und abstrakter Malerei konfrontiert, die in der 2. Jahrhunderthälfte entstand. Klapheck, Robert Indiana, Warhol, Polke und Richter gehören hier zu den illustren Namen. Und es sind natürlich viele der großen, singulären Künstlerpersönlichkeiten, die sich jeder Kategorisierung, entziehen: Max Beckmann steht für die erste Jahrhunderthälfte, Francis Bacon für die zweite, und weder auf die erste noch auf die zweite Jahrhunderthälfte lässt sich Picasso Oeuvre festlegen.
Es ist uns auch im vergangenen Jahr gelungen, die Sammlung zu erweitern. Erstmalig präsentieren wir das Gemälde von Otto Dix, "Wald am Morgen", entstanden 1940 am Bodensee, wohin Dix, der unter den Nazis als "entarteter Künstler" galt, sich ab 1936 zurückgezogen hatte. Das Gemälde wurde dem Museum erst kürzlich aus Privatbesitz geschenkt. Eine Auswahl von Arbeiten Otto Dix' aus der grafischen Sammlung erweitert den Einblick in das Schaffen dieses engagierten Künstlers. Und noch ein weiterer Schatz der grafischen Sammlung, der an andere Museen ausgeliehen war, ist wieder bei uns ausgestellt: die Aquarelle von Paul Klee.
Die erste Dekade des 21. Jahrhunderts spiegelt sich in weiteren Neuankäufen und Dauerleihgaben. Dazu gehören Stücke aus dem bereits im vergangenen Jahr gezeigten "Klaus Rinke-Block", sowie die Künstler Daniel Behrendt, Daniel Lergon, Jan Albers und Tilo Baumgärtel. Bei der Heterogenität heutiger Kunst legitimiert sich das Konzept, die Sammlungserweiterung auf den bereits im Museum vertretenen Richtungen von Figuration und Abstraktion aufbauen zu lassen.
Und: Zur Neupräsentation erscheint ein neuer Publikumsführer!
11.05. - 25.07.2010
Der dritte Mann - Franz Krause
1897-1979
Willi Baumeister und Oskar Schlemmer prägen das Bild des Künstlerkreises (1937-1942) um den Wuppertaler Lackfabrikanten Kurt Herberts. Als "entartet" diffamiert, konnten beide seit 1937 nur in Isolation und Anonymität künstlerisch arbeiten. In seinem Wuppertaler "Institut für Malstoffkunde" schirmte Herberts sie gegen den Nationalsozialismus ab und garantierte Arbeitsfreiheit. Die Fensterbilder, mit welchen Schlemmer sein Lebenswerk abschloss, entstanden in der inneren Emigration seines Wuppertaler Ateliers. Baumeister fand durch die maltechnischen Experimente des Kreises zu seinem Spätwerk.
Wenig bekannt ist der Name des Dritten im Bunde: Franz Krause (1897-1979), dessen Anteil an den Kooperationsaufgaben nicht unterschätzt werden darf. Seit 1937 in Wuppertal lebend, befeuerte er als Architekt eine Reihe von Gemeinschaftsprojekten des Arbeitskreises durch seine experimentelle, spielerische Arbeitsweise. Die maltechnischen Versuchsreihen tragen auch seine Handschrift, beispielhaft ist die gemeinsam erarbeitete Lacktafel-Serie. Mit Oskar Schlemmers Lackschrank- und Lackkabinett-Entwürfen und weiteren Zeichnungen bietet die Ausstellung einen Einblick in das Aufgabenfeld, zu dem auch eine Reihe von Publikationen wie der Band "Modulation und Patina" gehörten.
Parallel zu den Experimenten mit grundlegenden Elementen der Malerei arbeitete Krause an Verfahren räumlichen Entwerfens und Gestaltens. Drei Architekturprojekte der Nachkriegszeit werden anhand einiger Skizzen Krauses vorgestellt, die unmittelbar das Charakteristikum seines Raumkonzepts vermitteln: die "gefügigen Konturen", die organverwandte Ausdrucksform der "fließenden Formen". Nur eines davon wurde realisiert: "Haus Waldfrieden" in Wuppertal, das Tony Cragg vor dem Verfall bewahrt und 2007 wunderbar hat restaurieren lassen, nachdem er das Anwesen für seinen Skulpturenpark erworben hatte.
Neben einer Auswahl von Werken Baumeisters und Schlemmers aus dem Sammlungsbestand wird Franz Krauses selten gezeigtes bildnerisches Werk ausführlicher vorgestellt. Die Aquarelle aus rund 35 Jahren, die parallel zu seiner Tätigkeit als Architekt und Bauleiter kontinuierlich entstanden, zeigen große Subtilität im Umgang mit malerischen Problemen und die Fähigkeit zu Abstraktion und Integration. Von seiner Hand stammen die ersten Brandcollagen im Arbeitskreis, er brachte auch Erfahrungen in Schablonentechnik mit ein.
Charakteristisch für Franz Krause ist ferner das Sichtbarmachen gedanklicher Bewegungen im Spiel. Wir zeigen entsprechend einige Ergebnisse seiner systematischen, experimentellen und spielerischen Reflexionen, mit denen er die Bearbeitung architektonischer Aufgaben stets begleitete: Varianten seines Verschiebespiels "Vepada" oder die kleinen Styropor-Plastiken, die Krause als "Raumspiele" serienweise herstellte, um das "Konvex-Konkav-Prinzip" durchzudeklinieren. Auch die Sprache verwendete er als Material: Wortfragmente als Fundstücke bilden nicht nur Titel seiner Aquarelle; in erweiterter Form entstehen abstrahierte Lautgedichte und Sprachspiele mit dem Banalen, dem Zufall, dem Widersinn.
01.06. - 15.08.2010
Nude Visions
150 Jahre Körperbildung in der Fotografie
Unsere Ausstellung widmet sich einem der wichtigsten, reizvollsten und interessantesten Themen der Fotografie: der Aktfotografie. Mit einer umfangreichen Auswahl von Beispielen aus dem 19. und 20. Jahrhundert aus der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum stellen wir die Entwicklungen, Möglichkeiten und Höhepunkte der künstlerischen Aktfotografie von ihren Anfängen bis heute vor.
Sehr geläufig im 19. Jahrhundert waren die so genannten "Akademien", Bildtafeln, die sich an kunsthistorischen Vorbildern der Antike und der Renaissance orientierten und Zeichnern, Malern und Bildhauern als Studienvorlage dienten. Bald entwickelten Fotografen eigene künstlerische Ambitionen und inszenierten, zunächst im Atelier, ihre Aktmodelle in mythologischen oder historischen Rollen. Ab 1870/80 entstanden ­ als Visionen eines irdischen Arkadiens ­ die ersten Freilichtakte im mediterranen Süden Italiens und Nordafrikas.
Aus dem populären Genre der Aktfotografie um 1900 heben sich die Bestrebungen einiger Fotografen heraus, den menschlichen Körper mit sphärischer Weichzeichnung physisch entrückt als künstlerisches Sujet zu nobilitieren. Auch im Rahmen der damals aufkommenden Lebensreform-Bewegung, die der Freikörperkultur breiten Raum gab, hatte die Aktfotografie eine wichtige Bedeutung. Mit der Neuen Sachlichkeit und dem Surrealismus der 20er und 30er Jahre erhielt die Aktfotografie durch experimentelle Techniken wie Mehrfachbelichtung und Collage neue Impulse zur Verfremdung, Fragmentierung und Entmaterialisierung.
In den 50er und 60er Jahren ist neben der Richtung der "subjektiven Fotografie", welche die abstrakt-experimentellen Ansätze fortsetzte, eine Rückkehr zur Natürlichkeit des Aktbildes in der Fotografie zu beobachten. Die subjektive Körpererfahrung wurde wichtig bei den im Bereich der Body-Art und Performance tätigen Fotokünstlern der 70er Jahre und von ihnen auch in politischer Absicht eingesetzt. Die Phänomene eines neuartigen Exhibitionismus, begleitet durch die digitale Fotografie mit ihrer Manipulierbarkeit der Bilder, fordern heute zur Auseinandersetzung mit provokativen, teils pornographischen Bildern und Situationen, wie sie z. B. über das Internet Verbreitung finden. Mit dem Überblick über 150 Jahre Körperfotografie vermittelt die Ausstellung zugleich den Wandel von Schönheitsidealen und Moralvorstellungen. Indem wir den Fotografien Aktbilder aus der Gemäldesammlung des Von der Heydt-Museums gegenüberstellen, gewinnt unsere Ausstellung zusätzlich Spannung durch eine Konfrontation der Medien.
14.09. 2010 - 30.01. 2011
Pierre Bonnard - Magier der Farbe
Pierre Bonnard (1867­1947) war ein Magier der Farbe. Der französische Maler und Graphiker fand seine Motive vor allem in Paris, in der Normandie und an der Côte d'Azur: Straßenszenen, Frauen, Kinder, Stillleben, Ateliers und andere Innenräume, aber auch üppig blühende Gärten, sommerliche Terrassen und lichterfüllte Landschaften. Seine sinnlichen Kompositionen wirken heute wie Balsam für die Seele. Dabei sind sie schwierigen Lebenssituationen geradezu abgetrotzt. Unsere Ausstellung zeigt seinen Weg vom talentierten Anfänger, der mit dem Impressionismus groß geworden ist und sich als Mitglied der Künstlergruppe "Nabis" hervorgetan hat, bis zum Individualisten, der sich nur schwer einordnen läßt.
In über 120 Gemälden, Zeichnungen und Graphiken wird deutlich, dass Bonnard ein leuchtendes Kolorit, aber auch ungewöhnliche Blickwinkel bevorzugt hat, ähnlich den japanischen Farbholzschnitten, die im 19. Jahrhundert Verbreitung fanden. Sein Werk hat sich im Dialog mit anderen Künstlern entwickelt, um dann mit Hilfe von neuen Formen der Zwiesprache zur Reife zu gelangen, bis es selbst Objekt des Interesses von Kollegen wurde. Entsprechende Zeugnisse der Wahlverwandtschaft machen ausgewählte Werke Bonnards und anderer Künstler deutlich.
Die Glück, Sorglosigkeit und Entspannung vermittelnden Bilder Bonnards ­ insbesondere die von Gärten, Terrassen und Landschaften ­ gehören zu den fortschrittlichsten Werken, die die Malerei seiner Zeit hervorgebracht hat. Sie drücken von starker Naturverbundenheit gespeiste Empfindungen aus und sind gleichzeitig Experimente mit der Autonomie der Farbe. Bonnard hat zwar die Grenze zur Abstraktion nie überschritten, seine Grenzgänge aber haben weitergewirkt. Dabei sprengte er konventionelle Gattungsgrenzen; neben "reinen" Landschaften, Figurenbildern, Stillleben und Interieurs schuf er zahlreiche Arbeiten, die weder ganz dem einen noch ganz dem anderen Genre zuzuordnen sind. Die Aufhebung überkommener Trennlinien verfolgte er wie kaum ein zweiter Künstler durch die Beschäftigung mit der Wirkung von Spiegeln und Fenstern als Übergangszone zwischen Innenleben und Außenwelt und als Ort der Begegnung verschiedener Sphären.
Internationale Leihgaben zahlreicher namhafter Museen, Galerien und Privatsammlungen aus vielen Ländern, darunter selten ausgestellte Stücke, erlauben das Werk eines Künstlers kennen zu lernen und wiederzusehen, das seit einigen Jahren zurecht von einem größeren Publikum immer mehr geschätzt wird.
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