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Württembergischer Kunstverein

Schloßplatz 2
70173 Stuttgart
Tel. 0711 - 22 33 70; Fax 0711 - 29 36 17
täglich 11 - 18 Uhr, mittwochs 11 - 20 Uhr, montags geschlossen
http://www.wkv-stuttgart.de
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21.09. - 18.11.2001


Heinrich von Kleist by Frank Stella


Der weltweit aktive amerikanische Maler Frank Stella arbeitet seit über 40 Jahren an einer Weiterentwicklung der abstrakten Malerei und erfindet kontinuierlich neue Bildobjekte. Seine jüngste Werkserie hat er dem deutschen Dichter Heinrich von Kleist (1777 - 1811) gewidmet. In den Kabinetten und im Kuppelsaal werden aus dieser zwischen 1998 und 2000 entstandenen umfangreichen Serie 19 bemalte Aluminium-Reliefs sowohl im Miniatur- als auch Riesenformat, zudem drei Monumentalgemälde auf Leinwand und drei wandfüllende Collagen auf Papier gezeigt. Modelle für Monumentalskulpturen runden im Glastrakt die Ausstellung ab.

Zehn der ausgestellten Arbeiten beziehen sich allein auf Kleists Novelle "Die Verlobung in St.Domingo"(1811) und tragen ihr entnommene Sätze, Worte oder Personennamen als Titel. Diese packende Erzählung mit tragischem Ausgang steht erklärtermaßen im Mittelpunkt Stellas bildnerischer Bearbeitung der Werke Kleists, angefangen von den Erzählungen und Dramen über die journalistischen Arbeiten und Anekdoten bis hin zu den Briefen des Dichters an seine Verlobte. Es ist der Versuch, Impulse aus Kleists Erzählkunst aufzugreifen und in eine abstrakte Bildlichkeit zu übertragen. "Mich beeindrucken bei Kleist die ungeheureWucht der Sprache, das filmähnliche Tempo der Handlungen und das schwindelerregende Wechselspiel von Realität und Illusion", äußerte Stella in einem Interview. Gleichwohl bleiben in Stellas Reliefbildem die malerischen Farbfonnen und der von ihnen gebildete reale Bildraum, dessen barocke Fülle den Betrachter überwältigen will, völlig offen und nur auf sich selbst verweisende Malerei. Durch die Zusammenhang stiftenden Titel wird allerdings ein inhaltlicher Bezugsrahmen angeboten, den man mitlesen kann - aber nicht muß.

Frank Stella sprengt die Grenzen des Bildes: Brach er in den 60er Jahren das traditionelle Bildgeviert auf und paßte den Bildrand der inneren Struktur des Bildes an (shaped canvas), so brach er in den 70er Jahren die plane Bildoberfläche auf und ließ Teile seiner Bildobjekte erst reliefartig, in den 80er Jahren dann vollständig in den Raum hinaus vortreten. In den 90er Jahren übertrug er sein Konzept des räumlichen abstrakten Bildes auch auf Skulpturen und Architekturen. Durch die Jahre gelangte der Maler von einfachen Zusammenstellungen karger geometrischer Formen zu verwirrenden Verbindungen üppiger-organischer Formen.

Frank Stella, der u.a. ab 1984 Itato Calvinos "Italienischen Märchen" und ab 1985 Herman Melvilles Walfängerroman"Moby Dick"-Bildserien gewidmet hat, betont mit seiner Kleist-Serie in zugespitzter Weise erneut die expressiven Qualitäten und die quasi-erzählerische Kraft seiner dynamischen Bildgestaltungen. Fraglos wollen ihre turbulenten Formentfaltungen den Betrachter in erster Linie zur sinnlichen Anteilnahme bewegen - und erst in zweiter Linie zum "Lesen" bringen. Frank Stella, dem 1996 die Ehrendoktorwürde der Friedrich Schiller-Universität Jena verliehen wurde, begann in jenem Jahr, durch seine Aufenthalte in Jena, Berlin, Dresden, Leipzig, Weimar und besonders durch die mit Jena verbundene deutsche Geistesgeschichte angeregt, sich in die Werke Kleists einzulesen.

Die Ausstellung wurde von der Jenoptik AG in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistorischen Seminar der Universität Jena vorbereitet. Es liegt ein zweibändiger wissenschaftlicher Katalog vor, in dessen erstem Band die Kleist-Serie vollständig dokumentiert ist und in dessen zweitem Band sich die gesamten kunsttheoretischen Schriften Frank Stellas befinden (DM 58,00).

Pressegespräch am Donnerstag, den 20. September 2001 um 11 Uhr

 

Eröffnung: Donnerstag 20. September 2001 um 19 Uhr

Es sprechen

Hans J. Baumgart, Vorsitzender des Württembergischen Kunstvereins

Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart

Michael Sieber, Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kunst, MdL

Dr. Andreas Jürgensen, Direktor des Württembergischen Kunstvereins



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