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Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

Academy of Visual Arts
Wächterstraße 11
D-04107 Leipzig
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vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

16. 04. - 16.05. 2009

Pfauenaugen

Künstlerische Positionen der HGB-Lehrenden Prof. Annette Schröter, Prof. Thomas M. Müller und Prof. Christopher Muller

 

Am 15. April wird in der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) die Ausstellung "Pfauenaugen" mit Arbeiten von Prof. Annette Schröter (Malerei/Grafik), Prof. Thomas Matthaeus Müller (Buchkunst/Grafik-Design) und Prof. Christopher Muller (Fotografie) eröffnet. Die Hochschule führt mit dieser Ausstellung die bewährte Tradition fort, neuen Lehrenden die Gelegenheit zu geben, ihre eigene künstlerische Position vorzustellen. Ende 2006 fand im Rahmen dieser Reihe die Ausstellung "Mein Hut der hat drei Ecken" mit Positionen der Professoren Fritz Best (Malerei / Grafik), Ingo Meller (Malerei / Grafik) und Fred Smeijers (Buchkunst / Grafik-Design) statt.

 

Annette Schröter

Farbintensive Bilder von hoher Dynamik und Profession zeichnen die Arbeiten der Malerin Annette Schröter aus. Realistisch-figürliche Darstellungen, im Ausdruck expressiv, kennzeichnen ihre bekannten malerischen Serien, wie "Rosengarten" und "Frauen in Trachten". Seit vielen Jahren ist zudem nicht nur der Pinsel ein gewähltes Ausdrucksmittel, sondern auch das Cutter-Messer, mit welchem sie vertraute Motive, Bildnisse, Pflanzenwelten und Gebäude verfremdend gestaltet. Ihre Papierschnitte lassen Abgründe und teilweise auch kontroverse Situationen sichtbar werden. Dabei lotet sie auch Grenzbereiche des technisch Realisierbaren aus. Annette Schröter sagt über ihr variantenreiches Arbeiten: "Beide künstlerischen Formen bilden eine der seltenen Möglichkeiten zu sagen: Hier bin ich! Darüber hinaus sind sie für mich ein Spiegel, aber auch ein Fenster, in die mich umgebende Welt." In der Ausstellung "Pfauenaugen" wird sie die Besucher zudem mit einer ungewöhnlichen Installation überraschen. Auf mehreren Quadratmetern ordnet die Künstlerin farbige Serviertabletts aus den 50er bis 70er Jahren an. Diese Tabletts, die Annette Schröter seit vielen Jahren sammelt, wurden während der DDR-Zeit im thüringischen Wasungen in Handarbeit hergestellt. Aus den abstrakten Farbflächen formt sie ein Bodenbild, das den regionalen Heimat-Bezug, den Papierschnitte und Bilder ebenfalls transportieren, auf ganz andere Weise nochmals aufgreift.

 

Thomas Matthaeus Müller

Den Freunden des Cartoons und der besonderen Buchgestaltung ist Thomas M. Müller ein fester Begriff. Unzählige Plakate, Grafiken, Signets, aber auch Ladeneinrichtungen und Arbeiten für verschiedene Theatergruppen zeichnen sich durch seine unverwechselbare, stilistische Handschrift und eine farbintensive Grafik aus. Buchillustrationen, die über die einfache Bebilderung eines Textes hinausgehen, aber auch Gestaltungen für die Büchergilde Gutenberg (z.B. für die "Tollen Hefte"), haben seinen ausgezeichneten Ruf als Grafiker und Illustrator begründet und ihn für die Professur und Lehre in der Klasse für Illustration an der HGB prädestiniert.

 

Christopher Muller

Zentrales Thema in Christopher Mullers fotografischen Arbeiten sind Stillleben, die ganz vertraute Gegenstände und Alltagsinventar zeigen. Durch teilweise Vergrößerungen der Fotografien erreicht Muller eine Darstellung der Objekte in Originalgröße. Es entstehen auf diese Weise Bildkompositionen mit überraschender Wirkung und einem hohen Grad an Illusionismus, es scheint, als treten beispielsweise Eimer, Besen oder Flaschen in einen Dialog miteinander. Seine Erzählkunst besticht zudem durch die Unaufdringlichkeit seiner Arrangements ­ und das bei gleichzeitig höchster Sorgfältigkeit und Genauigkeit der Kompositionen. Seit einigen Jahren arbeitet Muller auch in Collagenform und entwickelt durch Schnitte und Brüche eine veränderte Bildsprache, in der die scheinbare Lebendigkeit der abgebildeten Gegenstände ebenfalls ihre suggestive Kraft entwickelt. Neben den Stillleben und Collagen zeigt Christopher Muller in der Ausstellung "Pfauenaugen" zusätzlich Skizzen, die er zur Ausarbeitung der endgültigen Bildkompositionen anfertigt sowie neue Landschaftsarbeiten mit rätselhaftem Begegnungskontext.

 

Eröffnung:                          15. April, 19.00 Uhr

 

 

 

in Marburg

10.04. 28.05. 2009

WANDERER

Studierende der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig stellen im Marburger Kunstverein aus

 

In der Tradition des Marburger Kunstvereins - alle zwei Jahre eine Kunsthochschule einzuladen - ist vom 09. April bis zum 28. Mai die Ausstellung "Wanderer" der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) zu sehen.

Die Leipziger Kunsthochschule zeichnet sich im Besonderen durch ihre Werkstätten und die Tradition der Buchkunst aus. Die dort Lehrenden Prof. Fritz Best (Grafik) und Heidi Specker (Fotografie) haben Studierende eingeladen, die sich mit den Möglichkeiten der Werkstätten auseinander setzen. Thema der Ausstellung ist die Idee der Reise als Parallele zur künstlerischen Arbeit und die Wanderschaft von Motiven durch verschiedene Medien. Die Gruppe reiste im vergangenen Winter zur Vorbereitung nach Marburg, um sich die Stadt und ihre Umgebung gemeinsam zu erwandern. Es sind Arbeiten von 22 Studierenden aus den vier Studiengängen: Malerei/Grafik, Fotografie, Medienkunst sowie Buchkunst/Grafik-Design zu sehen.

Bei der Beschäftigung mit dem Ort, Folklore und den verschiedenen Formen der Erzählung, entstand die Idee einer gemeinsamen Publikation. Die Marburger Identifikationsfiguren Gebrüder Grimm boten dazu mit ihrem Märchen "Die beiden Wanderer" die Vorlage. Der Grimmsche Text wurde in Leipzig in Wort und Bild durchwandert und wird somit wieder in der Tradition der kollektiven Autorenschaft neu herausgebracht. Das mit den besonderen Möglichkeiten der Hochschule aufwendig produzierte Künstlerbuch wird im Rahmen der Finissage präsentiert.

Zur Ausstellung:

Sowohl zur Vernissage als auch zur Finissage bieten Thomas Janitzky und Roman Graneist mit "Märchen" eine Performance, die im gegenwärtigen multimedialen Kontext und mit einfachen Mitteln die Idee des wandernden Erzählers aufgreift; Erzählung als organische sich stets ändernde Form. Franziska Pierwoß bezieht sich in ihrer Arbeit auf Marburg, indem sie einen nahe liegenden Autobahnknoten aus unerwarteten Materialien darstellt. Gabriela Jolowicz schaut mit zeitgenössischem Blick auf zwielichtige Stadtgebiete von Salzgitter, Leipzig und Braunschweig. Unerschöpflich gibt sie ihre lakonischen Beobachtungen in Holzschnitt-Serien wieder. Friederike Jokisch wandert, erfährt, erfindet Landschaften und malt mit Pastellen großformatige Bilder von beeindruckender Überzeugungskraft. Andrea Emma Eßbach abstrahiert das Ende "der Reise" in einer Serie fotografischer Untersuchungen von Autowracks. Eßbachs Bilder leben von dem Spannungsfeld zwischen Gewalt und filigraner Schönheit.

Einige Studierende der HGB reisten in den vergangenen Jahren im Rahmen eines DAAD geförderten Austauschprojektes in den Nahen Osten. Dazu gehören unter anderem Adrian Lehmann, der eine fotografische Studie über die Verschmelzung von Landschaft und Architektur in der Lybischen Wüste thematisiert oder die Illustratorin Franziska Junge, die mit ihrem Zeichentrickfilm "Wenn ein Tag kein Sonntag wär", die Isolation in der fremden Kultur behandelt.

Für die Ausstellung "Wanderer" hat Markus Dreßen, Prof. für Grafik-Design an der HGB, eine Auswahl Bücher zusammengestellt, die in den vergangenen Jahren von Studierenden gefertigt wurden. Sie stehen für die Qualität der Ausbildung und reflektieren den Stand der gegenwärtigen Buchkunst-Praxis an der Hochschule.

Es stellen aus: Max Baitinger, Lena Brüggeman, Johanna Bieligk, Andrea Emma Eßbach, Tino Geiß, Roman Graneist, Thomas Janitzky, Friederike Jokisch, Gabriela Jolowicz, Franziska Junge, Adrian Lehmann, Jörn Lies, Petra Mattheis, Tobias Neumann, Kathrin von Ow, Franziska Pierwoß, Simon Reimann, Anna Sartorius, Sandra Schubert, Robert Schwark, Claus Stabe, Ivonne Stark.

 

Eröffnung: 09. April, 18.00 Uhr

Offenes Gespräch:               Freitag 10. April um 11.30 Uhr mit Ludwig Rinn und Studierenden der HGB

Finissage:                             27. Mai 2009, 18.00 Uhr

Präsentation des Künstlerbuches "Wanderer"

Es spricht Dr. Stefan Soltek                           

Jeweils zur Eröffnung und zur Finissage um 19.00 Uhr:

MÄRCHEN - Show von Graneist & Janitzky

 

 

 

27.05. - 27.06. 2009

talk talk - Das Interview als künstlerische Praxis

Ausstellung mit internationalen Künstler/innen und Studierenden der HGB Leipzig
 
Eröffnung:                  26. Mai 2009, 19.00 Uhr
Dauer:                       
Öffnungszeiten:         Di ­ Fr 12.00 ­ 18.00 Uhr, Sa 10.00 ­ 15.00 Uhr
Ort:                             Galerie der HGB
 
Konzept:                    Marc Ries
KuratorInnen:             Reinhard Braun, Hildegard Fraueneder, Marc Ries + IAG-Leipzig
 

Im Anschluss:
Kunstverein Medienturm, Graz, 26. 09. ­ 28. 11. 2009 - in Kooperation mit steirischer herbst 2009
Galerie 5020, Salzburg, 03. 12. 2009 ­ 31. 01. 2010
 
Projektidee: Marc Ries
KuratorInnen: Reinhard Braun, Hildegard Fraueneder, Marc Ries + IAG-Leipzig
 
Mit Arbeiten von: Roozbeh Asmani (D), Gregory Bateson (GB/USA), Ursula Biemann (CH), Sabine Bitter, Helmut Weber (A/CAN), Jörg Burger (A), Yvon Chabrowsky (D), Dellbrügge & de Moll (D), Jeanne Faust (D), Andrea Fraser (US), Till Gathmann (D); Ronald Gerber (D), Jochen Gerz (D/IRL), Jean-Luc Godard (F), Klub Zwei (A),Kathi Lackner (A), Katarina Matiasek (A), Alex McQuilkin (US), Björn Melhus (D), Antoni Muntadas (E), Daniel Pflumm (D), Mark Raidpere (EST), Oliver Ressler & Dario Azzellini (A/D/VEN), Julika Rudelius (NL), Corinna Schnitt (D/US), Axel Stockburger (A/GB), Telewissen (D), Kerry Tribe (US), Ingrid Wildi (CL/CH) und Manuela Zechner (A/GB)
 
Wir leben in einer Kultur des permanenten Geredes, der Erforschung und der Kontrolle, des öffentlichen Geständnisses und der Selbstinszenierung. Im Zentrum dieses Spektakels der systematischen Befragung und Mitteilung steckt letzten Endes eine der ältesten Kulturtechniken: das Interview. Das Ausstellungsprojekt »talk talk« wird die Macht und die Kunst dieser Methode der Befragung im Kontext zeitgenössischer Kunstformen thematisieren und mit ausgewählten Positionen als künstlerische Praxis ausstellen.
 
Dabei zeigt sich, dass Sprache, Rede, Gerede, Befragung, Offenbarung, Bezeugen und Berichten in vielfältiger Weise mit visuellen Praktiken verknüpft sind. Es ist also nahe liegend, der Entstehung und Verbreitung des Interviews innerhalb unserer Kultur mit den Mitteln zeitgenössischer Kunst nachzuspüren, um die gesellschaftlichen Grenzen zwischen Selbstentdeckung, Verhör, Zeugenschaft, Geständnis, Outing, Dialog und Verstehen auszuloten.
 
Das Ausstellungsprojekt »talk talk« zeigt eine Auswahl von Videoprojekten, die alle in unterschiedlicher Weise in die oft als selbstverständlich hingenommene Konstellation von Frage und Antwort, Aktion und Reaktion, Investigation und Verteidigung eingreifen, sie überhöhen oder als Produktion einer »Gegenöffentlichkeit« umdefinieren.
 
So wird in der Arbeit von Yvon Chabrowsky das letzte offizielle Interview mit H.R.H. The Princess of Wales in ein durchsichtiges Szenario verwandelt, das die Schauspielerin in einem klinischen Set zeigt. Sie imitiert die Gestik und Mimik der Princess of Wales - jedoch werden dabei alle Momente der konkreten Situation ausgeblendet. Auf diese Art und Weise ist ein ungewöhnlich direkter Blick auf die Person und ihre öffentliche Ausgesetztheit möglich, die das Interview als massenmedial verwertbares Spektakel letztendlich (mit)erzeugt. Das inszenierte Gespräch ist als kulturelle Maschine sichtbar und lesbar und verdeutlicht die Verstrickung der jeweiligen Personen mit den Bereichen Öffentlichkeit und Politik.Genau davon sollen aber die oftmals privat inszenierten Gespräche ablenken.
 
In Jörg Burgers »Exploration« ist ein Gespräch zwischen zwei Frauen zu verfolgen, das plötzlich aus dem Ruder zu laufen beginnt. Eine der Frauen leidet offensichtlich unter psychischen Störungen. Just, als die Betrachter/innen glauben, die Logik dieser Kommunikation zu verstehen, müssen sie erkennen, dass es sich um eine Ausbildungssituation für Therapeut/innen handelt. Die Lesemöglichkeit dieser Kommunikation wechselt also mehrmals in der Beobachtung des Films, der damit sehr deutlich zeigt, dass nicht nur Bilder einer Rahmung durch einen »kulturellen Text« bedürfen, sondern auch Kommunikation. Was wir sehen, bezieht sich immer auf ein Wissen.
 
In Kathi Lackners »I'm able to express myself in unique ways« glaubt der Betrachter den uneingeschränkt ehrlichen Äußerungen der Künstlerin über ihre Interessen, Vorlieben, Ängste, Pläne und meint, ihrer Perspektive beizuwohnen, bis durch die Häufung von stereotypen Phrasen deutlich wird, dass es sich um eine Sammlung von Selbstdarstellungen und Antworten aus Internet-Foren handelt. Durch diese Anverwandlung von vielfältigen und widersprüchlichen Äußerungen über sich selbst, erzeugt die Künstlerin ein aktuelles Panorama an Identitätsvorstellungen und Selbstdarstellungen, die keine Antworten sind, sondern den Erwartungen von Fragen vorauszugehen scheinen.
 
In ganz anderer Weise markiert Antoni Muntadas einen weiteren zentralen Aspekt des Interviews, nämlich seine zunehmende mediale Inszenierung und Vermittlung. In der Sondersendung eines Nachrichtensenders wird der ehemalige Übersetzer des russischen Präsidenten Michail Gorbatschow über seine Rolle bei den Verhandlungen zur Beendigung des Kalten Krieges befragt. Der Übersetzer ist lediglich auf einem Monitor im Studio anwesend und erzählt von seiner Rolle als »Medium« der Mächtigen der Welt. Die gesamte Konstellation verweist auf die vielfältigen Übersetzungs- und Bearbeitungsmechanismen, die notwendig sind, bis ein Interview die Form erhält, in der es einer Fernsehsendung ausreichend angepasst ist. Wir müssen erkennen, dass Sprache weniger auf ein Individuum verweist, sondern zu einem Faktor der massenmedialen Maschine geworden ist.
 
»Schön wird das Alltägliche als Spur des Wahren, und es wird zur Spur des Wahren, wenn man das Alltägliche aus seiner Selbstverständlichkeit heraus reißt", schreibt der französische Philosoph Jacques Rancière. Die Beiträge zur Ausstellung »talk talk« zeigen, inwiefern künstlerische Strategien das Gerede, die Befragung und Beantwortung, das öffentliche Geständnis, das Expertengespräch und weitere Formen des Interviews aus seiner Selbstverständlichkeit herauslösen. Sie zeigen uns Einblicke in zeitgenössische Mechanismen der Wissensproduktion sowie der Ausbildung von Überzeugungen und Werten ­ Einblicke, die für die aktuell geführten Debatten eines krisenhaften Systems wichtiger denn je erscheinen.

 

 

                     

 


 

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