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ifa-Galerie StuttgartCharlottenplatz 17
70173 Stuttgart
Tel. 0711 - 22 25 173; Fax 0711 - 22 25 194
lenz@ifa.de
Di - Fr 12 - 18 Uhr, Sa/So 11 - 16 Uhr
http://www.ifa.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
04.02. - 19.03. 2005
Vom roten Stern zur blauen Kuppel
Am Samstag, 5. März um 14 Uhr laden wir Kleine und Große ein zur Märchenstunde in die ifa-Galerie Stuttgart: Bei Saft und Tee aus dem Samowar lesen wir in einem orientalischen Zelt Märchen aus Samarkand und erzählen von Steppe und Bergen, Pferden und Reitern, Jurten, Zelten und Nomaden, Prinzessinnen und Geistern aus einer fernen Welt. Die Veranstaltungen finden in der ifa-Galerie Stuttgart, Charlottenplatz 17, im Rahmen der Ausstellung Vom roten Stern zur blauen Kuppel. Kunst und Architektur aus Zentralasien statt.
Der Eintritt ist frei.Lange Nacht der Museen
Am Samstag, 19. März 2005 von 19 bis 2 Uhr findet in Stuttgart die "Lange Nacht der
Museen" statt. Die ifa-Galerie Stuttgart lädt Sie herzlich ein zu usbekisch-kirgisischen
Drinks und tadschikischem Gewürztee; Antje Géra legt Musik nicht nur aus Zentralasien
auf zum Tanzen und Entspannen zwischen rotem Stern und blauer Kuppel.
Kunst und Architektur aus Zentralasien
"... riesige unerschlossene Rohstoffvorkommen, Touristen zwischen Jurten, Filz und Pferden, Demokratieversuche und Erstarken des Islam, Umweltsünden aus Sowjetzeiten, schamanistische Rituale und Karaoke-Shows, neue Seidenstraßen und Pipelines nach Europa und China... patriarchalische Clanstrukturen und Autoritätshörigkeit, konzeptuelle und kritische Kunstdiskurse in Küchengalerien und offiziell verordnete neue Denkmäler von alten und neuen Herrschern...": Andrea Dietrich beschreibt in ihrem Katalogtext "Asiens Mitte eine Randerscheinung?" einige der Anachronismen in den zentralasiatischen Ländern, die 1990/1991 die Unabhängigkeit erlangten.
Die Ausstellung "Vom roten Stern zur blauen Kuppel. Kunst und Architektur aus Zentralasien"
gibt einen Eindruck von den gewaltigen Veränderungen, die sich im vergangenen Jahrzehnt in den orientalischen Teilen der ehemaligen Sowjetunion vollzogen haben. Sie zeigt zum einen die Auseinandersetzung von KünstlerInnen mit gesellschaftlichen Umbrüchen und der sich wandeln-den Lebensweise, die von einer Re-Islamisierung der einstmals atheistischen Sowjetunion geprägt ist. Zum anderen zeigt die Ausstellung den Einfluss islamischer Baukunst auf heutige Tendenzen in der zentralasiatischen Architektur, in der sich der gesellschaftliche Wandel und die Einflüsse von Tradition und Moderne noch deutlicher sichtbar niederschlagen als in der bildenden Kunst: Der öffentliche Raum wurde zum Experimentierfeld für die Selbstinszenierung der noch jungen Staaten Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan.Die sieben Jahrzehnte der Sowjetherrschaft konnten in den zentralasiatischen Republiken weder nomadische Traditionen noch islamische Wurzeln vergessen machen. Nach der Unabhängigkeit suchen Kulturschaffende und Kunstszene nach Ansätzen und Themen, Medien und Strategien, die Öffentlichkeit zu erreichen und den Neuformierungsprozess in einer Transformationsgesellschaft mitzugestalten. Sie hinterfragen kritisch die Beziehung zwischen Politik, Religion, Kultur und Alltag: So beantworten Elena und Victor Vorobyev aus Kasachstan die Frage nach ihrer kulturellen Identität ironisch mit einem "Selbstporträt im muslimischen Stil", während Erbol Meldibekov in seinen drastischen Fotoarbeiten und Installationen der Serie "Pastan" die (Un-)Vereinbarkeit von Religion und Barbarei, von Glaube und Politik thematisiert.
Das Künstlerpaar Zitta Sultanbaeva und Ablikim Akmullaev hingegen stellen die aktuelle Re-Islamisierung in den zentralasiatischen Ländern in sehr persönlicher Form dar: in ihrer Videoin-stallation zeigen sie "Apa und Ata", Mutter und Vater, die auf ganz unterschiedlichen Wegen zu gläubigen Muslimen wurden. Said Atabekov verbindet in seiner Videoinstallation "Die Träume Dschingis Kahns 7" schamanistische Rituale mit religiösen Motiven, folkloristische Elemente mit weltweit beliebter Popmusik; auch Almagul Menlibaeva, die sich als Vertreterin des Punk-Schamanismus bezeichnet, referiert in ihren Performances und Videoaufzeichnungen "Apa" (Ahnen) und "SteppenBarock" auf schamanistische Rituale, bei denen sich umwickelte, ver-schleierte Frauen enthüllen und zu neuen, mythischen Erscheinungen verwandeln.
Marina Lyubaskina sucht in ihrer Installation "Asien-Gold" nicht nur ihren eigenen kulturellen Wurzeln nachzuspüren, sondern auch der Identität einer multikulturellen Gesellschaft in Usbe-kistan; Naomi Tereza Salmon hingegen sammelt mit der Kamera ornamentale Motive aus Archi-tektur und Alltag, die sie in der Fotowand "Naomi loves the East" zu einer Assoziationskette ver-bindet. Auch Galim und Zauresch Madanov untersuchen die ornamentalen Strukturen in der traditionellen und zeitgenössischen Architektur in Zentralasien: sie entwickelten für die Aus-stellung Urformen aus Fassadenelementen und hinterfragen die Bedeutung des Ornamentes und der Serie. Erstmals in Deutschland sind Entwürfe von Nikolai Sharskij zu sehen, der seit 1972 als Chefarchitekt des "Baubetriebs Taschkent Nr. 2" für die Fassadenengestaltung in der usbekischen Hauptstadt verantwortlich zeichnet.
Die Rückbesinnung auf alte, islamische Traditionen und die damit verbundene Identitätssuche wird im Alltag vor allem auch in der neuen Architektur des ehemals "sowjetischen Orients" sichtbar. In zahlreichen Bauten, die seit 1991 in den Staaten Usbekistan, Kasachstan, Kirgistan, Turkmenistan und Tadschikistan entstanden sind, wechseln neo-historisierende Baustile und globalisierte Architektur-Moden einander ab. Die Architektur spielt in den jungen, nach einer nationalen Identität suchenden Staaten Zentralasiens eine wichtige Rolle: "Sie ist zum Weg-weiser eines neuen Selbstverständnisses geworden, das islamische Tradition, ökonomische Globalisierung und staatliche Propaganda gleichermaßen miteinander verschmilzt." (Philipp Meuser in seinem Katalogtext "Auf der Suche nach Staat"). In der Ausstellung werden einige Beispiele "neuen Bauens" in Aschgabad, Astana, Bischkek, Almaty und Taschkent zu sehen sein.
Die Ausstellung wurde von der ifa-Galerie Berlin in Zusammenarbeit mit dem Architekten, Autor und Kurator Philipp Meuser 2004 in der Reihe "Islamische Welten" konzipiert und präsentiert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 98 Seiten, zahlreichen Texten und Abbildungen zum Preis von 9 Euro.
Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 3. Februar 2005, 18 Uhr
Pressevorbesichtigung: Donnerstag, 3. Februar 2005, 11 Uhr
Kindervernissage
Am Samstag, 19. Februar 2005 um 14 Uhr
laden wir unsere kleinen Gäste ein, unser neues Kinderkabinett einzuweihen und in
Beschlag zu nehmen mit Säften, Brezeln und Muffins rund ums orientalische Zelt.
Märchenstunden
Am Samstag, 26. Februar 2005 und am Samstag, 5. März 2005, jeweils um 14 Uhr
laden wir Kleine und Große ein zur Märchenstunde: Bei Saft und Tee aus dem Samowar
lesen wir "Märchen aus Samarkand" und erzählen von Steppen und Bergen, Pferden und
Reitern, Jurten, Zelten und Nomaden, Prinzessinnen und Geistern aus einer fernen Welt.Die Veranstaltungen für Kinder am 19. und 26. 2. sowie am 5. 3. 2005 sind kostenlos;
wir freuen uns auf viele kleine (und auch große) Gäste!