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lothringer dreizehn

Ort für zeitgenössische Kunst / Space for Contemporary Art
Lothringer Straße 13
81667 München
Tel. 089 - 448 69 61, Fax 089 - 688 62 44
Di - So, 13 - 19 Uhr / Tue - Sun, 1 - 7 p.m.
info@lothringer-dreizehn.com
www.lothringer-dreizehn.com
lothringer13/program angels
mediale experimente
do - so 16 - 19 uhr / jetztredi - jour fix jeden monatsersten um 20 uhr
tel +49-89-45911905 / fax +49-1212-562849645
mailto:alle@programangels.org
www.programangels.org
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

22.01. - 21.03. 2010

Armando Lulaj

Silent Sozial Corruption



kuratiert von Adela Demetja


"Politik selbst hat mich nie interessiert, wenn ich es so formulieren kann. Ich versuche nur auf poetische Weise über Politik zu reden. Was meine Arbeiten in einen politischen Kontext rückt, sind die Analysen," so Armando Lulaj während der Vorbereitungen zur Ausstellung.
 
Der Künstler, geboren 1980 in Albanien, lebt und arbeitet seit einigen Jahren in Italien. Seine erste Einzelausstellung in Deutschland, "Silent Sozial Corruption", thematisiert seine Reflexion und Prüfung der aktuellen Situation der Welt. Er spricht eindeutig und mutig über hochsensible Themen, mit denen wir heute als gesamte Gesellschaft konfrontiert sind. Lulaj möchte provozieren. Nicht nur die Autoritäten, sondern uns alle. Denn in gewisser Weise sind wir alle schuldig. Schuldig durch unsere passive und gleichgültige Art zu leben. Wir spielen ohne es zu merken die Hauptrolle in dieser korrumpierten Gesellschaft.
 
Die Katastrophen und Desaster des Kapitalismus und der diktatorischen Fehlschläge des letzten Jahrhunderts werden uns durch Arbeiten wie "Schizophrenic Nostalgia" und "Passion" vorgeführt. In der Lightbox-Arbeit "Schizophrenic Nostalgia" wird die Nostalgie durch Wiederholung und Verdopplung schizophren. Der Stern als Symbol für den Sozialismus wird vom Künstler als symmetrisch gespiegeltes Bild verdoppelt ­ ein Verweis auf die symmetrischen Symbole eines Psychiaters, der damit die Schizophrenie seiner Patienten attestiert. Auch die front and rear Projektion "Passion" reflektiert die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts: In einer Schlachterei sprechen drei Männer über Kommunismus und westlichen Fortschritt.
 
Die Arbeit "Reflection on Black" handelt von der Wirtschafts- und Machtlobby. Sie ist unter anderem ein Verweis auf den Roman "Petrolio" von Pier Paulo Pasolini über die Zusammenhänge von Staatsmacht und luxuriösem Politikerleben. Der erste Teil der Arbeit spielt in Rom. Dort trägt der Künstler ein mit Öl gefülltes Fass herum und spiegelt in der Oberfläche des Öls die Altstadt von Rom und reflektiert damit sowohl historische, als auch stark von Korruption geprägte Orte. Im zweiten Teil platziert Lulaj ein leeres Ölfass vor dem Sitz der UN in New York ­ einer architektonischen Struktur, die dazu dient globale Demokratie zu sichern. Dieses Projekt spielt auf den Skandal um die "Oil for food Campaign" in der UN zwischen 1996 und 2003 an, währenddessen hohe Beamte millionenschwere private Geschäfte mit Ländern wie Kuwait und Irak gemacht haben. Die UN soll weltweit Demokratie und ihre Strukturen sicherstellen, ist aber selbst nur Spielball der Mächtigen.
 
Für die Ausstellung hat Lulaj während der zwei Monate, die er in der Villa Waldberta in München Stipendiat war, zwei neue Arbeiten produzieren lassen. Der erste Teil der Arbeit "WORK SETS YOU FREE" stellt eine site specific Intervention dar, während derer fünf in Deutschland lebende Migranten aus Palästina, Afghanistan, Iran und Kurdistan gegen Bezahlung im Angesicht von zwei (ebenfalls bezahlten) Dobermännern eine Stunde lang aushalten mussten. Die fotografische Dokumentation dieser Aktion wird in der Ausstellung zusammen mit einem Neonschriftzug mit dem spiegelverkehrten Wortlauf "arbeit macht frei" ausgestellt. "WORK SETS YOU FREE" handelt von Flüchtlingen, Migration, politischem Asyl, Rassismus, Bürokratie sowie generell von Arbeitsmigranten in Europa. Die in Deutschland lebenden Migranten sollten in dieser Aktion ihre eigene Lebensrealität darstellen, auch wenn diese in den Kontext eines Kunstraumes verschoben wurde. Lulaj erklärt dazu "die heutigen Juden sind die Menschen aus Palästina, Afghanistan, Irak und Kurdistan." 
 
Die zweite für die Ausstellung in der Lothrigner13 produzierte Arbeit, die als eine Art Orientierung für die ganze Ausstellung dienen kann, ist der Neonschriftzug "WHEN YOU COME HERE WHAT YOU SEE HERE WHAT YOU HEAR HERE WHEN YOU LEAVE HERE LEAVE IT HERE". Diese Arbeit funktioniert als eine Art  POLITICALMASTURBATION: Wenn wir die Ausstellung ansehen, "sehen" wir sie nicht nur an, sondern wir "kommen" auch in einem anderen Kontext. Ursprünglich stammt diese Anweisung aus dem Kontext der rassischen Segregation in den USA und verweist auf einige Grundregeln, die dort zu befolgen waren. Beide Neonschriftzüge wurden in Albanien produziert, von illegalen aus China stammenden Arbeitern.
 
Der Künstler ist bekannt für das Auslösen von provokativer Unruhe, welches ihm des Öfteren Ärger mit dem Staat und anderen Autoritäten eingebracht hat. Gleichzeitig sucht der Künstler aber auch genau das: Reaktionen und Feedback. Indem er seine "künstlerische Freiheit" geschickt ausnutzt, definiert Lulaj neue Grenzen und Standards ­ er sucht und kämpft für neue performative Räume.
 
Armando Lulaj's investigative und provokative Recherchen kulminieren somit in einem Kunstwerk, welches nicht nur für die Kunstwelt interessant ist. Die meisten seiner Projekte haben kein klares, kein vordefiniertes Ende. Sie sind vielmehr Teil eines Entwicklungsprozesses, der eng mit der jeweiligen Thematik verknüpft ist.
 
Ein gesonderter Ausstellungsraum in der Lothringer13 ­ Städtische Kunsthalle München wird von Armando Lulaj Münchener Künstlern zur Präsentation ihrer eigenen Arbeiten angeboten. Bewerber können den Künstler über die Webseite der Lothringer13 persönlich kontaktieren, woraufhin er entscheidet, ob er die Arbeiten der Künstler zeigen möchte oder nicht.
 
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Pier Luigi Tazzi, Marco Scotini und Edi Muka.
 
Adela Demetja 
Kuratorin der Ausstellung

Armando Lulaj und Adela Demetja sind Stipendiaten der Villa Waldberta, der wir hiermit ausdrücklich für ihre Unterstützung danken möchten.

 

 

r Karin Abt-Straubinger Stiftung unterstützt.

 

 

lothringer13/laden lädt ein

 

Unsere nächsten Performances im Rahmen von FLUXUS 3000:

HEUTE, Sa, 06. Februar 2010, 19 Uhr
Dorothea Seror: NON GRATA

Di, 09. Februar 2010, 19 Uhr
Philipp Gufler: Narzissus

Do, 11. Februar 2010, 19 Uhr
Tina Trümmer: Tina Trümmer und das süße Leben

 

 

FLUXUS 3000
Zehn Versuchsanordnungen zur Zukunft der Performancekunst

4. 27. Februar 2010
Eine Veranstaltungsreihe von PROJEKT PERINEUM 2000 | Konzept: Carmen Runge

 

Spektakel, Inszenierung, Infiltration des Alltags, Subversion, Theater, Körperarbeit:
Was ist und was will zeitgenössische Performancekunst? Und was macht sie zeitgenössisch?

Kann Performance authentisch sein? Oder ästhetisch? Oder politisch relevant? Oder alles zugleich?
Kann man als Künstler den Zuschauer noch bewegen? Und was kann man überhaupt bewegen?
Die Kunst? Die Gesellschaft?

Welche Tabus kann man noch brechen? Und wozu sollte man?
Und sind die Grenzen der Performance ausgereizt, wenn alle Tabus gebrochen sind?

FLUXUS 3000 wird insgesamt zehn Performances Münchner Künstler präsentieren, die Fragen wie diese aufwerfen und künstlerisch verhandeln als Performances über Performance.
Der zum >black cube" umgestaltete Ausstellungsraum fungiert als offener Inszenierungsrahmen und Depot für die Relikte der einzelnen Veranstaltungen.

Zur Eröffnung (Intro) und zur Finissage (Outro) finden Gesprächsrunden statt, die als gegenseitige Frage-Antwort-Situationen zwischen je drei bis vier jungen Performern und etablierten Performancekünstlern bzw. Theoretikern angelegt sind. Das Publikum ist eingeladen, die Diskussionen durch eigene Beiträge mitzugestalten.

 

ALLE TERMINE | Beginn der Veranstaltungen jeweils 19 Uhr

Do, 04. Februar 2010
Intro (Eröffnungsgespräch)
Performance: Peter Bulla: Love Squad against performance about performance

Sa, 06. Februar 2010
Dorothea Seror: NON GRATA

Di, 09. Februar 2010
Philipp Gufler: Narzissus

Do, 11. Februar 2010
Tina Trümmer: Tina Trümmer und das süße Leben

Sa, 13. Februar 2010
Stefanie Trojan

Di, 16. Februar 2010
Heike Jobst & Angela Stiegler: Death Without Dying

Sa, 20. Februar 2010
Stephan Janitzky: postproblematisches vehalten / katastrophe
inhalt: puh a lectureperformance again

Di, 23. Februar 2010
Isabelle Pyttel: TRAN

Do, 25. Februar 2010
FUNDA: Die Fatiha

Sa, 27. Februar 2010
Outro (Bilanz)
Performance: Max Schmidtlein & Barbara Spiller: macht kaputt, was ihr wollt und mögt

 

 

Im Projektfenster apollo13:

Peter Bulla: LOVE SQUAD
Liebe stets und wolle, dass diese Liebe allgemeingültig wird.

5. 27. Februar 2010 | von außen jederzeit einsehbar
Eröffnung am Donnerstag, 4. Februar 2010, 19 Uhr

Love Squad kann verstanden werden als überparteiliches politisches Bekenntnis, als aktionistisches Liebes-Terrorkommando, als religiöse und spirituelle Konfession oder aber als Musikband und Merchandising-Team ein Organismus, der seine Entfaltung auf verschiedenste Art finden kann.
Frei nach dem Motto >If you are not against us, you are with us" bietet Love Squad den passenden Mikro- und Makrokosmos für jeden denkbaren Aktionismus.

Als ersten Schritt vom gedachten Regime hin zur gelebten Weltherrschaft der Liebe ermöglicht es die Vereinigung Love Squad ihren Anhängern, Sympathisanten und allen anderen Liebenden, ihre Gesinnung und Gefühle physisch auszudrücken. >Wir bringen Euch erstmal T-Shirts", sagt Love-Squad-
Gründer Peter Bulla: nämlich in Form einer exklusiven Shirt-Kollektion in den angesagten Farben Neon-Blau, Neon-Pink und Neon-Grün, die ab sofort in ausgewählten Boutiquen der Metropolen Berlin, Wien und München erhältlich ist. Und natürlich im lothringer13/laden.

http://love-squad.com

 

 

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Katalogpräsentation

Heidi Sill
Ähnliche Wirkungen
18.03.2010
20.00­22.00 Uhr

Einführung und Gespräch mit Michael Tacke und Dr. Thomas Heyden

Die von Matthes & Seitz Berlin herausgegebene Publikation Ähnliche Wirkungen" versammelt drei zentrale Werkgruppen der in Berlin lebenden Künstlerin Heidi Sill. In den Textbeiträgen von Gunter Reski, Ludwig Seyfarth und Marcus Steinweg beleuchten die Autoren die Arbeit der Künstlerin in autonomen Textbeiträgen aus ihrer jeweiligen Perspektive als Autor/Künstler, Kunstkritiker und Philosoph.

Heidi Sill beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Physiognomie und Personalität. Dabei bildet sie in der Werkgruppe der skins" die Silhouetten von Menschen ab und setzt sie in einem zeichnerischen Prozess neu zusammen. Sie untersucht einerseits den Begriff der Schönheit in unserer Gesellschaft als körperliches Phänomen; andererseits richtet sich ihr Interesse auf die Individualität, die sich in dieser äußeren, zuweilen fast genormten Kontur sichtbar erhält.

Die Reduktion der Vielfalt physiognomischer Eigenheiten reduziert die Menschen durchaus nicht zum unterschiedlosen entindividualisierten Objekt. Heidi Sill leitet vielmehr wie in den physiognomischen Studien des 19. Jahrhunderts aus dem Einzelphänomen Spuren des Allgemeinen ab. Dabei verdichtet sich die Summe der Einzelmerkmale zu einer Typologie der Standards und Abweichungen. Die Zeichnung bildet ab was sein könnte, wenn man statt des fotografischen Details die Vielgestalt der Wirklichkeit hinter den äußeren Oberflächen erfassen könnte.

In dem Werkkomplex der cuts" und models" beschäftigt sich die Künstlerin mit einem vergleichbarem Problem. In den Collagen, werden durch Schnitte und Überlagerungen die normativen Prinzipien von Schönheit" untersucht. Hinter der glamourösen Oberfläche lauert quasi als natürliches dahinter ein möglicher Abgrund aus Verletzbarkeit und Zerstörung. Die Lust des Betrachters an der Oberfläche ist immer auch ein Spiel mit einem möglichen ­ oder unmöglichen ­ Dahinter. Mit dem Skalpell als Werkzeug der Collage seziert Heidi Sill die glänzenden und retuschierten Bilder auf ein mögliches Verborgenes hin, und offenbart dabei wie sich der flüchtige und affizierende Glamour plötzlich in das Gegenteil verkehren kann.

Diese Befragung der Oberfläche verkehrt sich bei den models" gleichfalls in ihr Gegenteil: statt die Oberfläche zu durchdringen, transparent zu machen und sie zu überlagern, wird auf die Gesichter eine zusätzliche Schicht aufgetragen. Diesmal nicht als Schnitt auf der Suche nach einem möglichen Dahinter, sondern als Faktur, welche die Makellosigkeit der inszenierten Gesichter unterminiert, sie möglicherweise aus ihrer Konformität befreit und zu verletzbaren Individuen macht.

Die Publikation umfasst 120 Seiten mit 64 Abbildungen und wurde mit freundlicher Unterstützung der Erwin und Gisela von Steiner Stiftung München und der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen realisiert.

Herausgeber: Matthes & Seitz Berlin
ISBN 978-3-88221-637-0 Öffnungszeiten Di­So, 14.00­20.00 Uhr, Eintritt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
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