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Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus

seit 2009: Dieselkraftwerk Cottbus
über die Brandenburgischen Kunstsammlungen
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3.7. - 5.9.1999


Litfassbier

Historische Bierplakate aus der Sammlung Heinrich Becker, Köln


In mehr als 100 Beispielen aus den Jahren 1885 bis 1970 zeigt die Ausstellung große Plakatkunst für das neben dem Wein älteste Kulturgetränk: Bier.

Man sagt, daß Bier bereits vor einigen tausend Jahren an die Sklaven ausgeschänkt wurde, aber weniger wegen seiner heute so ausschließlich geschätzten Rauschwirkung, sondern weil das mit Bitterstoffen desinfizierend wirkende vergorene Getränk in der Hitze bekömmlicher war als das zur Verfügung stehende Wasser. Das Brauen war dennoch, überspringen wir einmal die Frühgeschichte, jahrhundertelang ein heikles Geschäft, da das Produkt in seinem Entstehungsprozess vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt, letztlich dennoch leicht und aus heutiger Sicht schnell verderblich war. Verkauft wurde es nur solange der genießbare Vorrat reichte, trotzdem gedieh das Bier, zumindest territorial zu einem beinahe unverzichtbaren Bestandteil des täglichen Bedarfs. Die große Wende brachte das 19. Jahrhundert, die Wissenschaftler nahmen das Bier unter die Lupe und entwickelten Parameter, die es ermöglichten, das geschätzte Kulturgetränk zu einem kontrollierbaren, haltbaren, weil jederzeit verfügbaren Getränk zu machen. Wie alle anderen sich industriell entwickelnden Gewerbezweige mußten sich auch die Brauereien auf dem konkurrierenden Markt behaupten, und dem Plakat fiel, begünstigt durch die Fortschritte in der Drucktechnik, die Rolle zu, Identifikation zu gewährleisten und Kunden zu gewinnen. Es avancierte damit zu einem wichtigen Medium in der visuellen Massenkommunikation. Künstler wie z.B. Cheret, Toulouse-Lautrec, Mucha in Frankreich, Bernhard, Hohlwein, Gipkens in Deutschland, die Brüder Beggarstaff und Turbayne in England entwickelten eine eigene, von der bildenden Kunst unabhängige, zweckbestimmte Bildsprache, deren Grundlagen eine konzentrierte flächenwirksame Formgebung und ein klarer, signalhafter Farbeinsatz waren. Mit den ausgestellten Plakaten kann sich der Betrachter zugleich auf eine Zeitreise begeben. Sie beginnt im Stil erzählerisch, malerisch oder illustrativ-beschaulich, integriert den ornamentreichen Jugendstil und wird immer großzügiger im Sinne des schnelleren Erfassens, ganz dem Tempo der Zeit angepaßt. Auf den Plakaten finden wir die Orte, an denen gebraut wird, das Produkt selbst in all seinen geschmacklichen Spezialitäten und in der Vielfalt der regionalen Varianten. Das Gestaltungsspektrum reicht von der sachlichen Wiedergabe des Markenbildes und -namens über Bildmetaphern für Wappen, Brauer- oder Biernamen bis hin zu witzigen Szenarien. Aber es finden sich auch immer wieder die Konsumenten selbst auf den Plakaten, ob Mann oder Frau, beide sind viel zitierte Akteure, die für das köstliche Getränk auf dem Plakat in Szene gesetzt werden.

Die Plakate der Ausstellung stammen aus der umfangreichen Sammlung des Kölner Brauers Heinrich Becker, dessen Sammelleidenschaft sich nicht nur auf Plakate beschränkt; in seinem Besitz sind ebenso reizvolle Emailleschilder, Reklame- und Postkarten, Biermarken, Glaspalakte, Werbefiguren, Bierkrüge, Biergläser und Brauhausflaschen. Trotzdem sind Plakate sein vorrangiges Sammelziel, wobei der Schwerpunkt auf den Blättern des Jugendstils, der 20er und 30er Jahre liegt. Die Exposition wurde als Wanderausstellung konzipiert und war bisher in Köln, Salzburg und im Schloß Wiligrad bei Schwerin zu sehen, nach Cottbus geht sie auf eine Japan-Tournee. Die Ausstellung wird durch die Landskron-Brauerei Görlitz GmbH unterstützt.

Barbara Bärmich

Katalog, Plakat

Gesprächsabend: 31.8., 19.30 Uhr

 

 

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