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Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus
seit 2009: Dieselkraftwerk Cottbus
über die Brandenburgischen Kunstsammlungen
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
29.08. - 31.10.2004
Brigitte Raabe, Michael Stephan
Platinum-Pfad
Die Stadt Cottbus beherbergt zwei kulturelle Leuchttürme, die auf sehr unterschiedliche Art einem ähnlichen Arbeitsgebiet verpflichtet sind: Die Stiftung Fürst Pückler Museum, Park und Schloss Branitz, pflegt das Erbe des Landschaftskünstlers Hermann Fürst Pückler; der Schwerpunkt der Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus, als Museum für zeitgenössische Kunst, liegt seit geraumer Zeit auf dem Themenkomplex LandschaftRaumNaturUmwelt. In einem Ausschreibungsverfahren wurden fünf Künstler eingeladen, ihre Idee zu entwickeln, wie sich zwischen den beiden Orten eine künstlerische Verbindung herstellen ließe. Zwar existiert eine übergreifende Grünzone entlang der Spree, doch wird diese vielfach durchschnitten (Bahn, Stadtring usw.). Eine direkte fußläufige Verbindung zwischen beiden Kunstorten ist nicht mehr existent und sollte durch Kunsteingriffe reaktiviert und somit wieder im Bewusstsein der Cottbuser Bürger und Touristen verankert werden. Dabei ging es keineswegs um einen von Plastiken o.ä. gesäumten "Kunstpfad", sondern, im Sinne von Lucius Burckhardt, um den "minimalen Eingriff", die pointierende Markierung der Wegstrecke. Die unterschiedlich gewachsenen Strukturen samt der vielfachen Brüche von Stadtentwicklung und Parkgestaltung sollten so vor Augen geführt und eine derartige Wegführung auf Langfristigkeit ausgerichtet sein.
Die beiden Künstler Brigitte Raabe und Michael Stephan aus Hamburg wurden schließlich ausgewählt, ihren "Brückenschlag" vorzunehmen und innerhalb des Projektes "Kulturland Brandenburg 2004 - Landschaft und Gärten" einen Pfad über die verschiedenen Landschaftsräume und Zeithorizonte hinweg anzulegen:
- vom derzeitigen Standort der Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus an der Fußgängerzone Spremberger Straße,
- über das frühindustrielle Areal auf der Mühleninsel mit künftigem Standort der Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus im Dieselkraftwerk,
- über die Parkzonen der 30er und 50er Jahre: Goethepark, Frühlingsgarten und Ludwig-Leichhardt-Allee,
- entlang der Spree zum Eliaspark und dem "Stadion der Freundschaft"
- durch den 1995 zur Bundesgartenschau angelegten Spreeauenpark als modernem Freizeitgelände,
- bis hin zur Parkanlage Fürst Pücklers in Branitz
- und dem damals wie heute agrarisch genutzten Umfeld.
Ihr Projekt, mit dem Titel >Platinum-Pfad< überschrieben, widerspiegelt eine partizipatorische Kunstpraxis, die zuerst von der vielschichtigen Untersuchung der Gegebenheiten ausgeht. Im Sinne einer homöopathischen Herangehensweise sollen die dem Ort eigenen Kräfte entwickelt werden. Hierbei kristallisierte sich das Mittel Platinum (Platin) heraus, das mit seinem Mittelbild "verlorener Sinn für Proportionen" dem Künstlerpaar am trefflichsten auf die Cottbuser Situation zu passen schien. Gemeinsam, u.a. mit einer Pfadfindergruppe, sollen die Streckenführung und die Standorte für die Beschilderung ausgewählt werden, auf denen entsprechende Symptome den jeweiligen Orten zugeordnet sind. Die Markierung erfolgt mit normierten Verkehrsschildern, die mittels Kunstgriff sinnliche Umdeutung erfahren. In der Kombination von stadträumlicher Situation und manchmal fast poetisch anmutendem Text entsteht ein mehrschichtig zu lesendes Beziehungsgefüge. Mittels eines ""Pfadfinders", ein Wanderheft mit Plan und Wegmarken, kann der Interessierte diese Strecke für sich, auch in Begleitung durch Museumsmitarbeiter, erkunden.