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Brandenburgische Kunstsammlungen Cottbus
seit 2009: Dieselkraftwerk Cottbus
über die Brandenburgischen Kunstsammlungen Cottbus
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8.3. - 3.5. 1998
Albert Renger-Patzsch im Museum FolkwangBilder aus der Fotografischen Sammlung und dem Girardet-Foto-Archiv
Neben August Sander und Karl Blossfeldt zählt Albert Renger-Patsch zu den bedeutendsten Vertretem der neusachlichen Fotografie.
Die Begeisterung für die Lichtbildkunst vemmittelte dem 1897 in Würzburg geborenen Albert Renger-Patzsch dessen Vater, der ein leidenschaftlicher Amateurfotograf war. Bereits im Alter von 12 Jahren begann der junge Renger-Patzsch sich mit Fotografie zu beschäftigen, und schon zwei Jahre später kannte er sich mit den gängigen Aufnahme- und Kopiertechniken aus. Nach einem abgebrochenen Chemiestudium an der Technischen Hochschule in Dresden übernahm er 1922 fürs erste die Leitung des Bildarchivs des Folkwang-Verlages in Hagen. Ab 1925 arbeitete er als selbständiger Fotograf in Bad Harzburg, und im gleichen Jahr begann die Reihe seiner Buchveröffentlichungen. Vor allem die Fotografien in dem 1928 erschienen Bildband "Die Welt ist schön" - eine Auswahl von 100 Aufnahmen von Natur-, Architektur- und Industrieobiekten, die gleichrangig aneinandergereiht wurden - waren bahnbrechend. Keine andere Fotoanthologie dieses Jahrhunderts hat derart Schule gemacht und keine andere hat so heftige Reaktionen hervorgerufen.
Als entschiedener Gegner der sogenannten "Kunstfotografie" der Jahrhundertwende hatte Renger-Patzsch in den zwanziger Jahren einen direkten, sachbezogenen Aufnahmestil entwickelt und löste damit eine "Revolution des ästhetischen Empfindens" aus, die wiederum zur "Entstehung eines veränderten Schönheitsbegriffs" (Georg Heise) führte.
Kennzeichnend für das frühe Werk ist insbesondere Renger-Patzschs Interesse für das Detail mit präziser Formwiedergabe, das für das Ganze stehen soll, außerdem die exakte Wiedergabe der Oberfläche der Dinge sowie der Sinn für das Serielle. Auf die Entdeckung des Fotografen, daß die Schönheit nüchtemer Zweckformen sich erst in der Wiederholung entfaltet, haben in den letzten Jahrzehnten ganze Generationen von Werbefotografen aufgebaut.
Renger-Patzsch fühlte sich stets einer realistischen Wiedergabe der Wirklichkeit verpflichtet und zeitlebens schien ihm die "Aufgabe der Fotografie in der exakten Wiedergabe der Form, der Inventarisierung und der Schaffung von Dokumenten zu liegen." Der Begründer der "Neuen Sachlichkeit" in der Fotografie berief sich in seinen theoretischen Schriften auf die Eigengesetzlichkeit des Mediums. Vehement lehnte er alle Gestaltungsmittel ab, die nicht unmittelbar im Material und in der Technik der Fotografie selbst angelegt sind. Sein erklärtes Ziel war es, "mit den Mitteln der Fotografie Fotografien zu schaffen, die durch ihre fotografische Qualität bestehen können".
Ende 1929 zog Renger-Patzsch nach Essen um, wo er zunächst für das Museum Folkwang, welches ihm Arbeitsräume zur Verfügung stellte, Fotografien anfertigte. Während der Essener Zeit entstanden ebenfalls seine berühmten Aufnahmen vom Ruhrgebiet - Zechengebäude, Fördertürme, Metallhütten, Arbeitersiedlungen u.ä. -, die richtungsweisend für die Industriefotografie Europas waren.
Die Wanderausstellung, die anläßlich des 100. Geburtstags Albert Renger-Patzschs von der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang in Essen zusammengestellt wurde, dokumentiert in 80 ausgewählten Fotografien und 11 Bildbänden die verschiedenen Werkphasen des Fotografen. Die Retrospektive vermittelt ein eindrucksvolles Bild vom Reichtum der Themen und Motive Renger-Patzschs; eine Vielfalt, die übrigens unter deutschen Fotografen bis heute beispiellos ist. Präsentiert werden Sach-, Pflanzen-, Tier-, Architektur-, Industrie- und Landschaftsaufnahmen aus den zwanziger und dreißiger Jahren sowie Arbeiten aus dem Spätwerk.
Öffentliche Führung: 22.3. 1998, 16 Uhr
Vortrag: 10.3. 1998, 19.30 Uhr
Carmen Schliebe