german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Frankfurt


Frankfurter Kunstverein

Markt 44
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 - 28 53 30; Fax 069 - 219 314 11
Di - Fr 12-20 Uhr, Sa, So 11-18 Uhr
Führungen jeweils mittwochs um 18 Uhr und sonntags um 17 Uhr
post@fkv.de
http://www.fkv.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

17.6. - 26.7. 1998


Vance Kirkland, Karl Bohrmann, Johannes Deutsch


Mit der Ausstellung des 1981 verstorbenen abstrakten Expressionisten Vance Kirkland setzt diese, noch vom früheren Leiter des Frankfurter Kunstvereins konzipierte Ausstellung die Reihe der Entdeckungen fort. Die Ausstellung von Karl Bohrmann, übernommen von den Staatlichen Graphischen Sammlungen in München, zeigt zeichnerische Zyklen im Zusammenhang. Die Studioausstellung digitaler Photographie macht mit dem malerisch-photographischen Werk des Österreichers Johannes Deutsch bekannt.


Vance Kirkland (1904-1981) war ein amerikanischer Maler, dessen ungewöhnliche Techniken und abstrakte Bilder bis heute von der europäischen Kunstwelt nicht wahrgenommen werden konnten. Sein Leben als Künstler und Pädagoge war von visuellen, intellektuellen und körperlichen Herausforderungen geprägt. Er gründete 1932 in Denver eine Kunstakademie, lehrte und malte intensiv, reiste nach Europa und Asien, brachte die zeitgenössische Musik nach Colorado. Vance Kirkland entwickelte neue künstlerische Techniken und einen eigenen Stil, der sich vom Surrealismus zum abstrakten Expressionismus bis hin zu einer neuen energetischen Abstraktion bewegte. In der ersten Hälfte seiner 54jährigen Laufbahn war der Künstler in den Vereinigten Staaten als virtuoser Aquarellist bekannt und wurde von der renommierten New Yorker Galerie Knoedler vertreten, die seine realistischen und surrealistischen Arbeiten landesweit handelte. Seine Arbeiten wurden zusammen mit Bildern von Dali, Ernst, Magritte, Mirò u.a. ausgestellt. Als er sich im Zenit seines Erfolges vom Aquarell abwandte und mit einer abstrakt-expressiven Öl/Wasser-Technik experimentierte, um seine "Raum-welten" zu schaffen, kündigte Knoedler den Vertrag. Vance Kirkland sah dies als Chance, ohne kommerziellen Druck sich bis zu seinem Tode ganz auf die Entwicklung seiner Bildsprache zu konzentrieren.
Die Ausstellung ist die erste Retrospektive in Europa. Sie wird im Frankfurter Kunstverein im Erdgeschoß und im ersten Stock gezeigt und geht anschließend nach Valencia (Spanien).

 

Karl Bohrmann, der in Frankfurt am Main für längere Zeit ansässig war und lehrte, ist als Maler hier ein Begriff. Seit vierzig Jahren zeichnet Bohrmann Akt. Jedoch prägte wohl nie zuvor seine Zeichnungen in dem Maß ein Zug des Konzeptuellen, wie ihn die hier gezeigte Serie der "Wiederholungen" offenbart. In der Abfolge der Blätter herrscht das Prinzip der gewissermaßen offen-unendlichen Serie, der monotonen Wiederholung. Das Thema dieser "Wiederholungen" ist nichts als der erotische Moment der Entkleidung des Modells im Innehalten zwischen Erscheinen und Verschwinden, der Augenblick staunenden Sehens. Wie Bohrmann selbst bekannte, sind es beim Wiederholen "die geringen Abweichungen, die dabei unter der Hand entstehen, die minimalen Verschiedenheitsgrade, welche das Motiv dann unerwartet zu etwas ganz anderem werden lassen". In diesen Bildern versucht der Künstler, den schwerelosen Rhythmus zwischen Anschauen und Zeichnen, ein Zeitmaß des "Andächtigen" für die flüchtige Beweglichkeit des Ausdrucks, zu finden.
Die anderen zwei hier vorgestellten Werkgruppen der "Leitern" und "Bäume" leben stärker vom Reiz der variierenden Veränderung. In Bohrmanns "Leiter"-Zeichnungen geht es um die lineare Durchmessung der Bildfläche, wobei dem einfachsten graphischen Schema ein hohes Maß an Poesie zuwächst. Einen vergleichbaren Zug konzentrierter Entspannung offenbaren die schon durch die Verwendung fetter Ölstifte stärker zum Malerischen tendierenden "Baum"-Blätter. Ähnlich den "Akten" verweisen sie auf ein erlebtes, aus einem Abstand von zehn Jahren erinnertes Modell.

 

Im Rahmen der Studiogalerie wird der jüngste Werkkomplex von Johannes Deutsch präsentiert. Die Arbeiten dieser zwischen 1995 und 1997 entstandenen Werkgruppe können als Abhandlung über das Sehen im medialen Zeitalter betrachtet werden. Den Ausgang bildet ein gleichbleibendes Sujet, nämlich das Gesicht eines Kindes, mit dem der Künstler in einem steten Wandern zwischen den Medien das Thema "Kopf" bzw. "Portrait" entwickelt. Dabei zeigt Deutsch nicht nur die Differenzen, Zusammenhänge und Verflechtungen zwischen den einzelnen Medien auf, sondern setzt sich zugleich auch mit den primären formalen und sensorisch wirkenden Elementen der Malerei - Farbe, Raum und Licht - in analytischer Weise auseinander.

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists