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Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

Karl-Tauchnitz-Str. 11
04107 Leipzig
Tel. 0341 - 14 08 10; Fax 0341 - 140 81 11
e-mail: office@gfzk.de
Di - So 12 - 19 Uhr
Führungen So 15 Uhr und nach Vereinbarung
http://www.gfzk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

22.06. - 24.08.2003

Identität schreiben.

Autobiografie in der Kunst

Am Samstag, 21. Juni 2003 eröffnet die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig die Ausstellung "Identität schreiben. Autobiografie in der Kunst".

Jeder Versuch oder Anspruch, das gelebte Leben lückenlos dokumentieren zu wollen, muss zwangsläufig scheitern. Zwischen dem erlebenden und handelnden Ich der Vergangenheit und dem erzählenden und reflektierenden Ich der Gegenwart kommt es permanent zu Kollisionen und Konflikten; psychische Kontrollinstanzen blenden unliebsame Ereignisse und Erlebnisse einfach aus. Der Blick auf das eigene Leben korrigiert, lässt weg oder beschönigt. AutorInnen einer Autobiografie sind immer Subjekt und Objekt zugleich: es beobachtet, wird von sich selbst beobachtet und setzt sich anderen den LeserInnen/BetrachterInnen zur Beobachtung aus. Das Verfassen einer Autobiografieerlaubt gleichsam, sich als einen anderen zu sehen, wobei das Schreiben zu einem Raum der Identitätsbildung wird und die Autobiografie selbst als ein Austragungsort von Subjektbildung verstanden werden muss. Autobiografisches Schreiben vor diesem Hintergrund betrachtet bedeutet auch, seine Identität fortwährend neu zu schreiben.

Die Ausstellung widmet sich dem Thema Autobiografie aus der Perspektive Bildender KünstlerInnen. Eleanor Antin, Lynn Hershman, Anita Leisz oder Ria Pacquée schaffen sich jeweils ein spezifisches Alter Ego, durch das sie sprechen und handeln. Andy Warhol, Jeff Koons, Rassim®, Cindy Sherman oder Christian Boltanski haben ihre eigene Biografie entweder ausgelöscht oder gezielt überschrieben. Mary Kelly entscheidet sich für die rein faktische Wiedergabe ihres Lebens bzw. einiger Ausschnitte ihres Lebens, um jeden (nachträglichen) Interpretationsspielraum auszuschließen. Elke Krystufek, Tracey Emin, Sophie Calle, Antje Schiffers und Christine Hill geben auf den ersten Blick bereitwillig Einblick in private, mitunter intime Lebensverhältnisse. Anny und Sibel Öztürks, TOBIAS Z.´s und Rirkrit Tiravanijas autobiografisch angelegte Arbeiten kommen ein Stück weit dem Versuch gleich, auf der Basis von kulturellen Versatzstücken, die eigene "Identität" zu (re-)konstruieren.

Von Außen an das Subjekt heran getragene Erwartungshaltungen, Beschreibungen und Definitionen sind explizites Thema bei Adrian Piper und Shirana Shahbazi. In der Arbeit von William Kentridge, Ilja Kabakov, Johanna Kandl, Tracey Rose, Oliver Musovik , Anri Sala und Johannes Wohnseifer erweisen sich Autobiografie und politische Systeme auf das engste verstrickt. Dorit Margreiter, Ruby Sircar, Rosemarie Trockel untersuchen den Einfluss von Massenmedien auf die Herausbildung des Subjekts. Bei Friedl Kubelka, Nan Goldin, Moira Zoitl, Wiebke Loeper wird das Erzählen der eigenen Autobiografie im Sinne einer Selbstbefragung und Selbstvergewisserung eingesetzt.

Die Ausstellung folgt 10 Leitthemen, die in Zusammenhang mit Autobiografie stehen wie etwa Alter Ego, Authentizität, Selbstvergewisserung. Diese Begriffe werden auf Holzpaneele gesetzt, die üblicherweise zur Ankündigung von Filmen dienen, und im Falle der Ausstellung als strukturierendes Element fungieren, um quasi im übertragenen Sinn nochmals die Konstruktion von Lebensschilderungen und den Einfluss filmischer Bilder und Sequenzen auf das Schreiben einer Autobiografie zu betonen. Auf 10 Monitore verteilt sind Gespräche über Autobiografie, Kunst, Authentizität und Konstruktion zu hören .

Kuratiert von: Barbara Steiner und Jun Yang

 

 

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