german galleries / index cities / index galleries / index artists / index Leipzig


Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

Karl-Tauchnitz-Str. 11
04107 Leipzig
Tel. 0341 - 14 08 10; Fax 0341 - 140 81 11
e-mail: office@gfzk.de
Di - So 12 - 19 Uhr
Führungen So 15 Uhr und nach Vereinbarung
http://www.gfzk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

06.04. - 09.06.2003

Kulturelle Territorien #3 und #4


Am 5.4. 2003 eröffnet die Galerie für Zeitgenössische Kunst zwei Ausstellungen: "Introducing Sites 1 ist kuratiert von der Stipendiatin der Sächsischen Kulturstiftung, Ilina Koralova, "Introducing Sites 2 entstand aus einer Zusammenarbeit mit einem KuratorInnen-Team aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa, die bereits im Januar in Leipzig waren und in öffentlichen Vorträgen einen Einblick in ihre Ideen und Aktivitäten gegeben haben. Beide Ausstellungen werden im Rahmen des zweijährigen Projektes "Kulturelle Territorien" durchgeführt. "Kulturelle Territorien" setzt bei der politisch-strategischen Konstruktion "Osteuropas", bei der Frage "mentaler Territorien" an und geht in diesem Zusammenhang der Produktion von unterschiedlichen Vorstellungen, Bildern und Sprachen nach. Aus der Perspektive von KünstlerInnen und KuratorInnen findet eine Auseinandersetzung mit jenem Feld statt, in dem sowohl symptomatische Stereotypen als auch neue (emanzipative) Imaginationen hervorgebracht werden: dem Feld der Repräsentation, sei es nun Fernsehen, Film oder Werbung.


Introducing Sites 1

Das Projekt "Introducing Sites 1" geht unterschiedlichen Vorstellungen und Definitionen von "Orten"nach und untersucht die mentalen und medialen Bilder, die mit bestimmten "Orten"verbunden sind und eine identitätsstiftende Funktion innehaben. Die Vorstellungen von einem Ort, an dem man nie war, basieren meist auf Bildern, die hauptsächlich durch Massenmedien aber auch durch Bücher, Werbung und Erzählungen Verbreitung finden. Hieraus entsteht eine Vielfalt an Konstruktionen, die auf unterschiedlichen Ideologien basieren. Die eingeladenen KünstlerInnen widmen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln den mit Ihren Herkunftsländern (Bulgarien, Moldawien, Mazedonien, Lettland, Bosnien-Herzegowina) in Verbindung gebrachten mentalen und medialen Bildern. Diese Länder haben eines gemeinsam: sie alle sind geprägt von einer posttotalitären Übergangssituation. Die KünstlerInnen arbeiten mit Dokumentar- und Werbestrategien, mitunter unter Einbeziehung touristischer Klischees und Vorurteile, mit denen sie wiederholt konfrontiert sind. Als KünstlerInnen arbeiten sie in dem Wissen, dass es nicht möglich ist, ein authentisches Bild zu schaffen und stattdessen schon immer nur eine Bewegung innerhalb von (gesellschaftlichen) Konstruktionen möglich ist.

Oliver Musovik stellt in seinen Projekten "neighbours" (1999) und "neighbours 2: The Yard" (2002) Fotoserien vor, die vom Alltag und den Gewohnheiten seiner NachbarInnen in einem Vorort von Skopje erzählen. Daniela Kostova nutzt in ihrem Video "I see..." (2002) selbst den Touristenservice, der ausländischen Sofia-Touristen angeboten wird, indem sie die Oberflächlichkeit der von den StadführerInnen gegebenen Informationen untersucht.

Das durch die geografische Randlage Moldawiens bedingte Bemühen um die Aufnahme und Akzeptanz des Landes durch das vereinigte Westeuropa ist der Grundgedanke in Pavel Brailas Ausstellungsprojekten dem Film "Shoes for Europe" (2002) und der Installation "Music on Bones" (2003). Der Film "Discover Latvia" (2000) von Agnese Bule beschreibt mit Hilfe einer mittelalterlichen Legende die aktuelle Situation in Lettland, zehn Jahre nach dem das Land seine Unabhängigkeit wiedererlangt hat. Azra Aksamijas Projekt "The Fallen Angel (2003) arbeitet mit dem Phänomen der sogenannten Kriegssouvenirs. Bosnische Handwerker fertigen in traditioneller Metallarbeitstechnik Vasen aus Artilleriegranaten. Die Künstlerin setzt die Souvenirs in Verbindung zum zerstörten Gebäude der Zeitung "Oslobodjenije" (Befreiung) einem der Beispiele für den kulturellen Völkermord im Bosnien-Herzegowina.


Introducing Sites 2

Neun KuratorInnen aus Zentral-, Ost- und Südosteuropa und die von ihnen eingeladenen KünstlerInnen setzen sich vor dem Hintergrund der eigenen Arbeit und Situation mit "Territorien" auseinander. Dabei sollen verschiedene Auffassungen und Definitionen von Territorialität kritisch hinterfragt und beleuchtet werden. Die ausgewählten Arbeiten machen deutlich, dass etwa die Vorstellung fester territorialer Grenzen durch Massenmedien, Tourismus und Migrationsbewegungen zunehmend poröser, d.h. durch die Zirkulation von Bildern und Menschen in Frage gestellt wird. Dennoch sind wir nach wie vor mit realen politischen Beschränkungen konfrontiert. Nicht jeder kann und darf sein staatliches Territorium verlassen bzw. ohne weiteres ein anderes betreten. Vor diesem Hintergrund hat sich etwa Suzana Milevska entschieden, eine Talkshow zu machen, in die sie eine seit Jahrzehnten in Ostdeutschland ansässige Autorin und eine jugoslawische Künstlerin, die per Plakatanzeige einen Mann mit "EU-Pass" gesucht und gefunden hat, einlud. In diesem Gespräch geht es um politische und persönliche Veränderungen, um geänderte Lebenseinstellungen, die mit einem "Systemwechsel" verbunden sind. Gregor Podnar stellt seine Rolle und die Vorstellung kultureller Territorien jenseits nationaler Geografie zur Diskussion, indem er in den Arbeiten von Yuri Leiderman und Alexander Gutke die Möglichkeit sieht, Geografie als "poetischen Begriff von Erinnerung/Abwesenheit" zu fassen. Kestutis Kuizinas wiederum nimmt Geografie bzw. Kartografie wörtlich: Der von ihm vorgeschlagene Paul Ramirez Jonas notiert auf drei Monitoren, die an Flughafenbildschirme erinnern, die Sonnenaufgänge von 90 Städten der Welt. Alle eingeladenen KuratorInnen positionieren sich durch ihre Auswahl und (schriftliche) Begründung. Damit schreiben sie sich selbst in ein kulturelles Territorium ein, das sich von nationalen Agenden emanzipiert. Die Auswahl der KuratorInnen erfolgte über bereits bestehende Kontakte und deren Kontakte, die wiederum weitere Empfehlungen zur Folge hatten. Die daraus resultierende Karte ist eine der inhaltlichen Beziehungen bzw. Interessensgemeinschaften und stülpt sich quasi über staatliche Landesgrenzen.

Dejan Grba/"Raw", Lejla Hodzic/Sejla Kameric, Kestutis Kuizinas/Paul Ramirez Jones, Malgorzata Lisiewicz/"In Between", Suzana Milevska/"Talkshow", Gregor Podnar/Yuri Leiderman/Alexander Gutke, Barbara Steiner/Josef Dabernig, Katalin Timár/"Interview" und Gallery Foksal Foundation/Robert Kusmierowski

Die Ausstellung ist Teil des von der kulturstiftung des bundes initialisierten und geförderten Projektes "Kulturelle Territorien" in Zusammenarbeit mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig.

 

 

german galleriesindex citiesindex galleriesindex artists