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Galerie für Zeitgenössische Kunst LeipzigKarl-Tauchnitz-Str. 11
04107 Leipzig
Tel. 0341 - 14 08 10; Fax 0341 - 140 81 11
e-mail: office@gfzk.de
Di - So 12 - 19 Uhr
Führungen So 15 Uhr und nach Vereinbarung
http://www.gfzk.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
26.01. - 23.03.2003
Artur Zmijewski
Kuratiert von Julia Schäfer
"singing lesson" in der Thomaskirche, Leipzig 2002In Zusammenarbeit mit MusikerInnen der Musikhochschule Leipzig und SchülerInnen der Samuel Heinicke-Schule wurde im Oktober 2002 in der Thomaskirche eine Kantate von Johann Sebastian Bach einstudiert und aufgeführt. Der Titel der Kantate BMV 147 "Herz und Mund und Tat und Leben" steht ganz unter dem Motto der Arbeit des polnischen Künstlers Artur Zmijewski. Er lud gehörlose und schwerhörige LeipzigerInnen ein, an seinem Projekt "Singing Lesson" teilzunehmen. Bereits im Jahr 2001 führte Zmijewski mit polnischen Gehörlosen eine Singing Lesson durch, die auf der Manifesta 4 in Frankfurt am Main ausgestellt wurde und auch in Leipzig in der Ausstellung zu sehen ist. Die polnischen Jugendlichen sangen begleitet von einer Orgel ein Kyrie des Komponisten Jan Maklakiewicz: " In this holy place, in this holiest place, our voice rises to you and erupts as the sea roar from deep abyss. O Christ, hear us! O Christ listen to us!" In beiden Fällen orientieren sich die Jugendlichen an einem Notensystem, einer Sprache die ihnen fremd ist, und sie singen. Sie bedienen sich damit einer Ausdrucksweise, die für sie gesellschaftlich nicht vorgesehen ist. Diese Neuinterpretation von Sprache und Musik durch das Singen einer bekannten Bach-Kantate kann ebenso im Zusammenhang von A-Tonalität in der Musik bzw. Konkreter Poesie gelesen werden. In beiden Fällen wurde mit tradierten Auffassungen von Musik und Sprache experimentell umgegangen, um deren Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.
In den Projekten Zmijewskis kommen Menschen zu Wort und vor die Kamera, die kaum am öffentlichen Leben teilnehmen bzw. öffentlich nicht sichtbar sind. Parkinson-Kranke berühren sich (Art of Love, 2000), Querschnittsgelähmte stehen und gehen mit Hilfe eines zweiten Menschen (Out for a Walk, 2001), Szenen von körperlich und geistig behinderten Kindern werden abwechselnd mit Tieraufnahmen aus einem Zoo zusammen geschnitten (Botanical Garden/Zoo, 1997). Artur Zmijewski thematisiert Aids (Me and Aids, 1996) oder er filmt marschierende Soldaten zunächst in Uniform und anschließend nackt im Gleichschritt in einem Ballettsaal (KR WP, 2000). Zmijewski öffnet streitbare Felder, die bei den BetrachterInnen emotionale Reaktionen auslösen, die zwischen Ablehnung und Faszination wechseln und festgefahrene Meinungen und Bilder zur Diskussion stellen.
Die eigene, vermeintlich "normale" Ausdrucksweise wird in Anbetracht von Zmijewskis Übersetzung hinterfragt; die eigenen Wertmaßstäbe werden abrupt erschüttert und müssen sich neu formieren.Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Musikhochschule Leipzig, der Samuel Heinicke-Schule, dem Polnischen Institut Leipzig und der Galleria Foksal Foundation in Warschau entstanden. Sie findet im Rahmen von "Kulturelle Territorien" statt, einem Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig.
Die Ausstellung "Artur Zmijewski" findet im Rahmen von "Kulturelle Territorien/Cultural Territories" statt. Ein Initiativprojekt der Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig.
Buch des Monats:
Mittwoch, 5. März 2003
19.00 Uhr im Café Kilimnik
Galerie für Zeitgenössische Kunst LeipzigÄNDERUNG DES AUSSENRAUMS
Neuruppiner Lesung mit Rupprecht Matthies (Hamburg)Am 05.03.2003 um 19.00 Uhr stellt Rupprecht Matthies zusammen mit Matthias Frinken (Stadtplaner) in der Reihe "Buch des Monats" die Publikation 'Neuruppiner Tagebuch' vor, die aus einem mehrjährigen 'Kunst im öffentlichen Raum' -Projekt mit Jugendlichen in Neuruppin (Brandenburg) im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" entstanden ist. Matthies arbeitet seit November 2000 mit Jugendlichen des Programms "Freiwilliges Soziales Trainingsjahr" (FSTJ) an Kunstwerken für die Plattenbausiedlung WK I-III (Wohnkomplex I-III) in Neuruppin. Sechs Wortskulpturen und zwei Wandbilder sind das Ergebnis dieses partizipatorischen Arbeitsprozesses, bei dem Jugendliche sowie Einwohner der Plattenbausiedlung künstlerisch, handwerklich und konzeptionell beteiligt waren.
"Von den Schwierigkeiten mit den Jugendlichen, den Behörden, dem allzu leicht auftretenden Missverständnis des Künstlers als Sozialarbeiter und seiner konsequenten Weigerung, von den kleinen Erfolgen und einzelnen Tiefschlägen erzählt Matthies in diesem Tagebuch. Die kurzen Einträge vermitteln ein deutliches Bild des Workshops, sprechen von seiner großer Anteilnahme am Schicksal der Kinder, von seinem Engagement des zweijährigen Projektes. Im zweiten Teil der Publikation kommen auch die Jugendlichen, die Sozialarbeiter, die Quartiersmanagerin und die Sachgebietsleiterin zu Wort." (Sabine B- Vogel, in: Kunst & Bücher)
Symposium "Aufgaben des Übersetzens"
"Gilt eine Übersetzung den Lesern, die das Original nicht verstehen?"
(Walter Benjamin)Im Rahmen der Ausstellung von Artur Zmijewski und der Projektreihe "Kulturelle Territorien" findet am Freitag, dem 14.3., und am Samstag, dem 15.3.2003 ein Symposium mit dem Titel "Aufgaben des Übersetzens" statt.
Die Veranstaltung gliedert sich in drei Teile: In einem Podiumsgespräch nehmen Joanna Mytkowska (Kuratorin, Galerie Foksal Foundation, Warschau), Aline Porten, (Diplom-Heilpädagogin für Gehörlose und Schwerhörige, Köln) und Prof. Susanne Scholz (Musikerin, Hochschule für Musik, Leipzig) konkret auf die beiden Filme "Singing Lesson 1+2" von Artur Zmijewski Bezug, in denen gehörlose bzw. schwerhörige Kinder und Jugendliche Jan Maklakiewicz bzw. Johann Sebastian Bach interpretieren. Die Moderation des Gesprächs übernimmt Julia Schäfer, Kuratorin der Ausstellung. Ein zweiter Teil widmet sich theoretischen Fragen zur Übersetzung und Übersetzbarkeit. Fiona Elliott (Übersetzerin, Edinburgh), Andreas Spiegl (Theoretiker, Institut für Wissenschaften und Technologien in der Kunst, Wien), Barbara Steiner (Theoretikerin, Kuratorin, GfZK) und Adam Szymczyk (Theoretiker, Kurator, Kunsthalle Basel) fragen nach den Möglichkeiten und Grenzen von Übersetzungen. Zwischen den beiden Abschnitten werden weitere künstlerische Arbeiten wie etwa von Santiago Sierra oder Anna Niesterowicz vorgestellt, die sich ebenfalls der Thematik der Sprache und der Übersetzbarkeit annehmen.
Artur Zmijewskis "Singing Lesson 1+2" werfen Fragen der Übersetzbarkeit und der Interpretation im Bezug auf die Musik (Barock), die Laut- und Gebärdensprache und die Sprache und Arbeitsweise des Künstlers auf. Die Annahme einer grundsätzlichen Übersetzbarkeit, die sich auf der Verwandtschaft von Sprachen zueinander gründet, bildet somit den Ausgangspunkt des Symposiums. Dies meint jedoch nicht eine wortwörtliche Übertragung des Gehalts. Die Aufgabe des Übersetzers ist es, "diejenige Intention auf die Sprache, in die übersetzt wird, zu finden, von der aus in ihr das Echo des Originals geweckt wird". (Walter Benjamin) Dies verlangt vom Übersetzer ein besonderes Verhältnis zu seiner eigenen Sprache, das es zulässt, in ihr und aus ihr das Fremde zu vernehmen.
Im Prinzip steht der Übersetzer zwischen den Sprachen; die eigene Sprache wird ihm fremd, unvertraut. Dies bildet die Voraussetzung, dass das Fremde in ihr erscheinen kann, ein Fremdes, das immer schon in der eigenen Sprache angelegt ist. Das Fremdwerden der Sprache bedeutet einen Verlust ihrer Selbstverständlichkeit, nämlich der Einheit von Sprache und Gehalt. Indem sich diese lockert, wird es möglich, die Aufmerksamkeit auf die Sprache selbst zu lenken.
Das Symposium widmet sich zum einen - einem erweiterten Sprachbegriff folgend - den Möglichkeiten und dem Widerständigen der "Sprache selbst" auch im Bezug auf die künstlerische Sprache. Zum anderen soll das Verhältnis vom Fremden/Eigenen in Sprachen, d.h. "das Vermögen, das Andere in uns selbst lesen zu lernen" (Robert Weimann), untersucht werden.Freitag, 14.03.03/19.00 Uhr Filmvorführung der beiden Filme "Singing Lesson 1+2" und
Buffett im Café Kilimnik, GfZK/Musik: Othellos ErbenSamstag, 15.03.03/10.00 Uhr Julia Schäfer (Kuratorin der Ausstellung, GfZK) im Gespräch mit
Joanna Mytkowska (Kuratorin, Galerie Foksal Foundation, Warschau), Aline Porten (Diplom-Heilpädagogin für Gehörlose und Schwerhörige, Köln), Susanne Scholz (Musikerin, Hochschule für Musik, Leipzig) und Andreas Spiegl (Theoretiker, Institut für Wissenschaften und Technologien in der Kunst, Wien)12.00 Uhr Pause
Zwischen jedem Beitrag der ReferentInnen des zweiten Teils werden Videoarbeiten von Pierre Bismuth (Leihgabe des Museum Moderner Kunst Frankfurt), Santiago Sierra und Anna
Niesterowicz gezeigt.14.00 Uhr Barbara Steiner (Theoretikerin, Kuratorin, GfZK)
"Ich habe nur eine Sprache, und das ist nicht meine."15.00 Uhr Andreas Spiegl (Theoretiker, Institut für Wissenschaften und Technologien in der Kunst, Wien)
"Die Einsprachigkeit der Zahl, oder wie übersetzt man 0049-341-140 81 0?"16.00 Uhr Fiona Elliott (Übersetzerin, Edinburgh) "Translation it is that
openeth the window" or "Bless thee, Bottom ... thou art
translated!" (Vortrag in englischer Sprache)17.00 Uhr Adam Szymczyk (Theoretiker, Kurator, Kunsthalle Basel)
(Vortrag in englischer Sprache)"Seeing Voices"Dieses Symposium findet im Rahmen von "Kulturelle Territorien/Cultural Territories" statt. Ein Initiativprojekt der kulturstiftung des bundes in Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig
Supercopy/Counter-Economy Strategien: Workshop zum Thema Copyright
am 19.02.2003 in der Galerie für Zeitgenössische Kunst LeipzigIm Rahmen der Ausstellung der Künstlergruppe Superflex findet am 19.02.03 ab 18.00 Uhr ein Workshop zum Thema "Copyright" statt. Die Arbeit "Social Pudding", die von Superflex und Rirkrit Tiravanija für die Ausstellung entwickelt wurde, bietet für alle interessierten LeipzigerInnen ein Forum und einen Raum, um sich zu treffen und zu kommunizieren. Hier ist es möglich, selbst einen in Thailand produzierten Pudding zu kochen und ihn zu verzehren. In diesem Raum finden Workshops zu verschiedenen Themen wie "Copyright" und "Selbstorganisation" statt.
Superflex selbst sind, das Thema des Copyrights betreffend, in der Ausstellung mit zwei Arbeiten, "Supercopy/Biogas PH5" und "Supercopy/Lacoste" vertreten.
"Supercopy/Biogas PH5"ist die Kopie einer Lampe, die Poul Henningsen 1958 entworfen hat. Superflex Lampe ist eine Kopie für den Hausgebrauch, der man den Nachbau offensichtlich ansieht, die jedoch genauso funktioniert wie "das Original". Sie ist aufgrund ihres billigen Nachbaus erschwinglich und wird dort eingesetzt, wo es keinen elektrischen Strom gibt.
"Supercopy/Lacoste< ist ein Polohemd der berühmten Marke Lacoste, die seit 1933 Kleidung im speziellen dieses T-Shirt produziert. Superflex haben die in Thailand produzierten Kopien des Originals mit dem Aufdruck "Supercopy"versehen, und 2002 auf der Kopenhagener Modemesse gezeigt. "Lacoste" war die erste Marke, die ihre Artikel mit Hilfe eines Logos (Krokodil) kennzeichnete.
In den letzten Jahren tauchen im Kunstkontext immer häufiger sog. "Fakes"auf. Tobias Rehberger ließ Designerstühle in Dritte-Welt-Ländern nachbauen und Olaf Nikolai präsentierte 2001/02 in der GfZK einen riesigen Nike Turnschuh, eine Modellanleitung zum Nachbau eines Porsche-Modell-Wagens und Anleitungen zum Nachbau von Donald Judd Plastiken.
Die Tradition des Nachbaus aus Ermangelung finanzieller Ressourcen und aus nicht vorhandenem Angebot auf dem Markt hat eine lange Tradition auch in der ehemaligen DDR. Zeitschriften wie "Practica" und "Guter Rat" sowie "Magazin für Haus und Heim" boten den BürgerInnen praktische Tipps zum Nachbau nicht vorhandener und zum Teil auch westlicher Produkte. "Tips zum Tandem-Selbstbau" aus zwei vorhandenen Fahrrädern lassen sich hier ebenso finden wie der "Gartenbungalow aus Abrissmaterial" und "Folienschweißen mit Heimwerkermitteln", sowie "Brettsegeln eine neue Sportart".Der Workshop von Superflex - unter der Leitung von Barbara Steiner und Julia Schäfer - bietet allen Interessierten einen theoretischen und praktischen Einblick in die künstlerische Produktion von heute unter Berücksichtigung des Copyrights und Fragen, die bei der "Verletzung" dessen auftauchen können.
Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, 19.02.2003, 18.00 Uhr. Anmeldung nicht erforderlich.