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Kunstverein Harburger Bahnhof von 1999 e.V.

Hannoversche Straße 85
21079 Hamburg
Tel. 040 - 76 75 38 96
Mi - So 14.00 - 18.00 Uhr
www.kunstvereinharburgerbahnhof.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

02.03. - 30.03. 2008

Tillmann Terbuyken

Schatten und Statuen

»Wir glauben nicht mehr daran, dass Wahrheit noch Wahrheit bleibt, wenn man ihr die Schleier abzieht; wir haben genug gelebt, um dies zu glauben. ... Oh diese Griechen! Sie verstanden sich darauf, zu leben: dazu tut Not, tapfer bei der Oberfläche, der Falte, der Haut stehen zu bleiben, den Schein anzubeten, an Formen, an Töne, an Worte, an den ganzen Olymp des Scheins zu glauben! Diese Griechen waren oberflächlich - aus Tiefe!«
Friedrich Nietzsche, Die fröhliche Wissenschaft (1882)

Von einem gierigen Durst nach Realität erfüllt, haben wir das Malheur, diese ständig mit der Materie zu verwechseln, die nur die täuschende hohle Emballage der Wirklichkeit ist. Wir leben dauernd in einer Welt aufgebauschter Holzwolle, Pappdeckel und Seidenpapier. Auch in den Schöpfungen Tillman Terbuykens herrscht die Phantasie der putzenden Künste: des Tapezierers, Bühnenbauers, Konditors, Stuckateurs, die Phantasie der kleinsten Kombinationen, obwohl die Objekte Terbuykens sehr groß werden können.

Als ironische Volte auf den Zustand unserer Lebenswirklichkeit begegnet einem im Werk von Terbuyken ein »Klappschatten« - wie ungemein Praktisch - ein zusammengefalteter langer Schatten der Überstopfung, Überladung, Übermöblierung unserer Hirne und Wohnungen, denn das sind längst keine Wohnräume und Gelände für Gedankenspiele mehr, das sind Leihhäuser und Antiquitätenhandlungen, mit lauter beziehungslosen Dekorationsstücken.

Darüber unendlich verzagt und doch vor Freude jauchzend: kaum durch diesen Gedanken hindurch passiert, wird gewendet um nun noch einmal mit Freudengebrüll durch das sinnloseste und nutzloseste Hirngebäude des Wahnsinns zu steuern ­ den Triumphbogen. Es ist der irrsinnig kreischende Triumph doch tatsächlich ein vernunftbegabtes Wesen zu sein. Terbuyken führt, in Referenz auf die Oper »Cosi fan tutte«, Innerlichkeit zusammen mit einer silbrigen Heiterkeit. In allen Objekten Terbuykens begegnet einem eine Liebe zum Schein zur Illusion zur Außenhülle der Dinge, als Extrem einer dialektischen Artistik.

Nora Sdun

Eröffnung: Samstag, 1. März 2008 um 20 Uhr
Katalogrelease: Sonntag, 30. März 2008 um 20 Uhr
Öffnungszeiten: Mi. bis So. 14 bis 18 Uhr

 

 

 

 

 

 

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