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Haus am Waldsee

Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel. 030 - 8091-2234; Fax 030 - 802 20 28
Di - So 12 - 20 Uhr, Führungen So 16 Uhr
über das Haus am Waldsee
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

19.02. - 02.04.2000


Dein Wille Geschehe...

Das Bild des Vaters in der zeitgenössischen Kunst

Die Ausstellung "Dein Wille geschehe... - Das Bild des Vaters in der zeitgenössischen Kunst" im Berliner Haus am Waldsee ist der abschließende Teil der Trilogie "Kind, Mutter, Vater". Sie thematisiert Vaterbilder unter verschiedenen Gesichtspunkten. Es geht ebenso um die Frage, auf welche Weise persönliche Vatererinnerungen künstlerisch produktiv machen, wie um die künstlerische Auseinandersetzung mit Vaterprojektionen im gesellschaftlichen und historischen Raum. Zu sehen sind Fotoarbeiten, Installationen und Malereien von internationalen Künstlerinnen und Künstlern: Marcel Broodthaers, Lutz Dammbeck, Maria Anna Dewes, Elfi Fröhlich, (e.) Twin Gabriel, Cordula Güdemann, Elisabeth Hautmann, Georg Herold, Ulla Jokisalo, Komar & Melamid, Leonards Laganovskis, Via Lewandowsky, Roger Lips, Paul Luckner, Christiane Möbus, Albert Oehlen, Pavel Pepperstein, Viktor Pivovarov, Gerhard Richter und Thomas Schütte.

Während Komar & Melamid sowie Leonards Laganovskis die politische Indienstnahme des Vaterbildes als Landesvater, Herrscher oder charismatischen Patriarchen in Osteuropa entzaubern, zeigen Werke von Gerhard Richter und Cordula Güdemann den schützenden Vater in seinem kriegerischen Extrem: als Soldat im Kampf für Vaterland und Vater Staat. Dieses militaristische Element findet sich auch bei Maria Anna Dewes oder Elisabeth Hautmann, die eine Ahnengalerie zur Diskussion stellt. Diese ist dem authentischen familiären Kontext entnommen und zeigt ausschließlich die männlichen Familienmitglieder in soldatischer Montur. Lutz Dammbeck setzt mit seinen seriellen BKA-Bildmontagen die radikale Demontage autoritärer Leitbilder und Hinterfragung ideologisch besetzter, übermenschlicher Ideale ins Bild und thematisiert die "Väter als Täter".

Den genauso abstrakten wie wirkungsmächtigen Anspruch patriarchalischer Traditionsstiftung durch das Denkmal hinterfragen Arbeiten von Georg Herold, (e.) Twin Gabriel und Thomas Schütte. Die religiös entgrenzte Vaterphantasie mit ihren Konnotationen von Strenge, Leiden und Erlösung greifen die Fotoinstallationen von Roger Lips und die Installationen von Christiane Möbus auf. Die persönliche Erinnerung an den eigenen Vater erweist sich sowohl auf poetische, melancholische, aggressiv-kritische als auch auf ironische Weise als künstlerisch äußerst produktiv, z.B. in den Werken von Ulla Jokisalo, Via Lewandowsky, Paul Luckner und Elfi Fröhlich. Marcel Broodthaers hat, neben anderen Institutionen, auch die Familie thematisiert. Bei ihm wird der Vater zur gipsummantelten Luftpumpe. Albert Oehlen ist u.a. mit der Zeichnung Der Mann, der mir das Zeichnen beigebracht hat vertreten. Die Arbeit wirkt ambivalent: einerseits eine Hommage, andererseits zeichnerische Grobheit, d.h. Beleg des Versagens des Künstlervaters.

Bereits in den Ausstellungen "Macht und Fürsorge -Das Bild der Mutter in der zeitgenössischen Kunst" (Trinitatiskirche Köln) und "Vergiß den Ball und spiel' weiter - Das Bild des Kindes in der zeitgenössischen Kunst" (Kunsthalle Nürnberg) wurde deutlich, wie kontrovers die Themen sowohl von den Künstlern als auch von den Betrachtern aufgenommen werden. Besonders die Rolle des Vaters hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: vom Familienoberhaupt mit zentraler Rolle als Versorger und Beschützer zum biologischen Erzeuger und funktionalen Partner. Der scheinbar selbstverständliche Begriff "Vater" gerät ins Wanken.

Gleichzeitig verändern sich damit auch die Beziehungen innerhalb der Familie, die Rollenerwartungen sowie das Klischee von der Vaterrolle. Wie werden diese gesellschaftlichen Veränderungen in der zeitgenössischen Kunst sichtbar?

Kuratiert wird die Ausstellung "Dein Wille geschehe... - Das Bild des Vaters in der zeitgenössischen Kunst" von Barbara Straka (Haus am Waldsee, Berlin) und Matthias Winzen (für das Siemens Kulturprogramm). Das Gemeinschaftsprojekt basiert auf einer Idee von Johannes Bilstein. Das Konzept wurde entwickelt von Johannes Bilstein, Eckart Liebau und Matthias Winzen. Allen drei Ausstellungen ging jeweils eine Tagung zum Bild des Kindes, der Mutter sowie des Vaters in Kunst und Wissenschaft voran. Die Beiträge zu den Tagungen werden in den Ausstellungskatalogen dokumentiert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit thematischen Essays im Oktagon Verlag, Köln, ISBN: 3-89611-080-2

 

Cordula Güdemann, Friedensengel, 1999

 

 

 

Leonards Laganovskis, Fernsehen aus Petrograd, 1990

 

 

 

Ulla Jokisalo, Untitled, 1990

 

 

 

Via Lewandowsky, Das Beste für Vati, 1994

 

 

 

Roger Lips, Ohne Titel, 1986/90

 

 

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