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Heidelberger Kunstverein

Hauptstraße 97
69117 Heidelberg
Tel. 06221 - 18 40 86: Fax 06221 - 16 41 62
Di - So 11 - 17 Uhr, Mi 11 - 20 Uhr
hdkv@hdkv.de
www.hdkv.de
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16.02. - 12.03.2000


Hans-Ludwig Hanau

3 Bildarten

Halle und Studio des Heidelberger Kunstvereins

1980 stellten in der damals noch existierenden Gartenhalle des Heidelberger Kunstvereins Hans-Ludwig Hanau und Hans-Joachim Kuwilsky aus. Die Ausstellung, die im Rahmen der Reihe "Angebote zur Wahrnehmung" stattfand, bestand aus Bildern und Objekten, aus Arrangements von gefundenen und gefertigten Gegenständen und aus allerlei geheimnisvollen Zeichen. Beide Künstler organisierten damals Ausstellungen und Performances in der" Halle ", einem Altstadtraum, der vorübergehend Treffpunkt einer verschworenen Kunstszene war.

Nach zwanzig Jahren nun stellt Hans-Ludwig Hanau, der zwischenzeitlich in Italien sowie für Gruppen und in Frankreich lebte und heute in Basel ansässig ist, neue Arbeiten aus, in denen nach Vereinbarung er zur Malerei zurückgekehrt ist, ohne indes die Beschäftigung mit anderen Medien aufgegeben zu haben. Hierauf spielt der Titel der Ausstellung an: Drei Bildarten. Dabei geht es um gemalte ("hängende") Bilder recht unterschiedlicher Art, um stilllebenartig aus Objekten, Fundstücken und diversen Materialien zusammengestellte dreidimensionale ("liegende ") und schließlich um " bewegte" Bilder: Zur Eröffnung derAusstellung wird Hanau im Studio des Kunstvereins eine Performance durchführen, die anschließend als Videodokument Bestandteil der Ausstellung sein wird.

Die ausgestellten Malereien gliedern sich in mehrere Werkgruppen: In Italien und im Elsaß in den Jahren 1989-1993 entstandene Ölbilder vorwiegend ungegenständlicher Art, große, hieratische, in Acryltechnik ausgeführte "Kunstköpfe", die sich grundlegend von einigen eher versteckt in der Ausstellung verteilten Porträts (Arafat, Paul Celan) unterscheiden, und schließlich eine größere Anzahl kleinformatiger, leuchtend farbiger und lebhaft kontrastreich angelegter, jeweils mit einem Blick erfaßbarer Acrylbilder, in denen sich formale "Fingerübungen" mit figürlichen und landschaftlichen Reminiszensen zu ebenso leichten wie präzisen Konzentraten verbinden. Jedes dieser Bilder - sie entstehen täglich und es gibt von ihnen mittlerweile über 200 - soll "wie ein klarer Gedanke" sein. Der Künstler hat sie Domenico Scarlatti (1685-1757) gewidmet.

Hanaus Kunstauffassung wird deutlich aus der Veränderung des Titels dieser Zeitschrift, die er nachstehend begründet, aber auch aus dem Konzert, das auf seine Veranlassung hin im Rahmen der Ausstellung stattfinden wird.

Warum diesmal "seitwärts" statt "gegenwärts"?
Gegenwärts verstehe ich zielgerichtet: Etwa gegen eine Gewohnheit, gegen das Etablierte, gegen den Strom der Zeit, im Ernstfall gegen den Feind Gegenwärts als Bewegung, als Haltung und Programm bedeutet eigentlich Kampf.
Ich sehe eine Straße, in der Ferne eine Stadt z.B., in der die obengenannten Zustände herrschen. Gegen diese Stadt, gegen die Zustände in dieser Stadt, wird zu Felde gezogen, in diesem Fall mit den Mitteln der Kunst.
Es handelt sich also um einen friedlichen Kampf - wenn es ihn gibt. Zu beiden Seiten der Straße aber liegt so etwas wie die Schönheit, liegt Zeit, Natur, die Weite, das Offene. Seitwärts der Straße kann man suchen, finden, ja sogar sich verlieren.
Noch näher ist mir das Bild des Weges: Hier liegt vorne in der Ferne vielleicht gar nichts Bestimmtes, es gibt eigentlich überhaupt nur ein Seitwärts. Dort liegen und stehen und gleiten die Dinge, die auf dem Weg zu Bildern zusammengesetzt werden.
Gegenwärts kann aber auch zeitlich verstanden werden; es steckt das Wort Gegenwart darin: Hinein in die Gegenwart, gegenwartwärts bedeutet es nun.
Zum Bild der Straße zurückkehrend ist die Stadt da vorne in diesem Falle die Gegenwart, auf die es zugeht, in die es hineingeht, wiederum mit den Mitteln de Kunst. Während die auf der Straße Richtung Gegenwart sich Bewegenden sich vielleicht fragen, ob die Gegenwart dort in der Ferne nicht eher etwas Zukünftiges ist, schaue ich wiederum seitwärts und sehe lauter, teils uralte, Jetzte": Jetzt eine Farbe, jetzt eine Baumgruppe, jetzt ein Berg, der Himmel jetzt, dieser Gedanke - jetzt.
Statt "gegenwärts" etwa "jetztwärts"?
Schließlich kann gegenwärts auch als nicht von mir ausgehend, sondern von etwas anderem auf mich zukommend verstanden werden. Wir erfahren und achten auf etwas, das sich uns zuwendet, sich sanft oder heftig an uns wendet, von sich aus also gegenwärts uns sich bewegt.
Jetzt sind wir sprachlos und bleiben stehen: Die Straße oder der Weg kommen auf uns zu, die Stadt in der Ferne, die Dinge um uns herum wenden sich an uns, "anwärts" sozusagen.
Wir sind jetzt im wörtlichen Sinn zu Anwärtern geworden - vielleicht für ein Bild?

Hans-Ludwig Hanau

 

Parallel zur Heidelberger Ausstellung werden weitere Arbeiten von Hans-Ludwig Hanau im Kunsthaus Welker, Mannheim, gezeigt.

Eröffnung: Mittwoch, 16. Februar, 18 Uhr

Begrüßung: Hans Gercke

Ansprache: Fritz Mikesch (Berlin)

Katalog: DM 25,-

Künstlergespräche: Mi., 23.02. und 08.03., jeweils 18 Uhr

Führungen:
So., 27.02., 11 Uhr, Hans Gercke
So., 05.03., 11 Uhr, Dr. Christmut Präger
So., 12.03., 11 Uhr, Christine Breitschopf

Konzert:
Mi., 01.03., 18 Uhr: Ueli Derendinger (Basel), SHAKUHACHI
Konzert im Kunstverein

Ueli Derendinger, Basel, spielt auf der japanischen Bambusflöte Shakuhachi. Das Konzert steht in engem Zusammenhang mit der Ausstellung "3 Bildarten" von Hans-Ludwig Hanau, der eine intensive Beziehung zwischen seiner Kunst und dem meditativen Spiel der japanischen Honkyoku-Tradition sieht.

Diejapanische Bambusflöte Shakuhachi gehört zur Familie der offenen Längsflöten. Der Legende nach wurde sie vom Zen-Priester Kakushin Shinshi (1207-1298) Mitte des 13. Jahrhunderts von China nach Japan gebracht. Seit jener Zeit ist die Shakuhachi eng mit dem Zen verbunden: die ersten Shakuhachispieler waren buddhistische Wander- und Bettelmönche (Fuke-Orden). Benutzten sie das Instrument zuerst wohl nur als akustisches Erkennungszeichen ihrer Gruppe, so schufen sie doch mit der Zeit aus dem Shakuhachi-Spiel eine Art Meditationspraxis, das sogenannte"Suizen". Das Blasen der Flöte sollte den Mönchen helfen, den Atem zu kontrollieren, was für die Konzentration im Zen sehr wichtig ist. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden aus dieser "Blasmeditation" heraus Musikstücke. Es bildeten sich verschiedene Traditionen und Schulen des Shakuhachi-Spiels mit eigenen Repertoires von sogenannten"Honkyoku" ("eigentliche Stücke").

 


Hans-Ludwig Hanau

 

 

Hans-Ludwig Hanau

1946 geb. in Heidelberg
1968-71 Musikstudium (Violine) in Heidelberg
1971-73 Studium der Freien Malerei am Städel in Frankfurt/M (Prof. Raimer Jochims)
1973-75 Wien-Aufenthalt
1975-78 zusammen mit H.J.Kuwilsky "Die Halle" in Heidelberg
1978 USA-Aufenthalt
1980-91 Italien (nahe Siena)
1991-96 Elsaß
seit 1996 Basel

Ausstellungen (seit 1990)

1991 Attenschwiller: Concours international de peinture
1992 Kurzer Filmbericht im Französischen FernsehenEnthüllung zweier Porträts im Museum"Marstall" in Winsen/Luhe (Auftragsarbeit)
1995 Galerie Mesmer, Basel: "Kunstköpfe"
1997 Galerie Mesmer, Basel: Rotes Triptychon u.a.
1999 Galerie Sirguey, Waldighoffen, Elsaß
KunsthausWelker, Mannheim
Atelier im Unternehmen MITTE, Basel

 

 

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