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Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
E-mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
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01.11.2005 - 08.01. 2006 im Hauptgebäude Vorlegesaal

Hans Baldung, genannt Grien (1484/85-1545) - Werkstatt

Die Heilige Anna selbdritt

Feder und Pinsel in Schwarz, weiß gehöht, auf braun-rot

grundiertem Papier, 40,9 x 27,9 cm, Inv. Nr. VIII 1072

Die "Heilige Anna selbdritt" zeigt die Großmutter Jesu mit ihrer Tochter Maria und dem kleinen Enkelkind in einer trauten Familiensituation. Als Thema ist das Motiv in der sakralen Kunst des Spätmittelalters weit verbreitet, zu einer Zeit, als das Bürgertum mit seinem stark ausgeprägten Familiengefühl in der Heiligen Familie ein verwandtes Abbild zu sehen glaubte. So ist auch die Zeichnung aus der Werkstatt Baldungs, die ein Gemälde seiner Hand kopiert (heute im Kunstmuseum Basel), eine charakteristische Darstellung dieses Motivs aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Über den Häuptern von Anna, Maria und Jesus schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, während am linken Bildrand, hinter einer mächtigen Säule, ein bärtiger Mann sitzt ­ vielleicht Joseph? - , der in ein Buch schreibt. Das Jesuskind steht auf dem Schoß seiner Mutter, die es liebevoll und mit ehrfürchtig bedeckten Händen umfasst. In kindlicher Verspieltheit hält es seiner Großmutter einen Apfel entgegen und wird von ihr am Händchen gestützt. Hinterfangen wird die Szene von einem Brokattuch, das die herausragende, heilige Stellung der Personen unterstreicht. Ein Baldachin aus reichen Stoffen hängt an den kolossalen Säulen und umrahmt als Hoheitszeichen die Szene. Gemauerte Bögen, Treppen, Fenster mit Butzenscheiben und Holzbalken bilden einen unwirklichen, aus architektonischen Versatzstücken zusammengesetzten Raum, dessen irrealer Charakter auf die Übernatürlichkeit der Szene hinweist.

Am auffälligsten an dieser liebevollen Schilderung der Familie Jesu sind jedoch die zahlreichen kleinen Engel, die durch das Bild zu purzeln scheinen. Sie hängen an den Girlanden und naschen von den dort wachsenden Äpfeln, tauchen unter dem Baldachin auf, ziehen am Vorhang, schauen durch das Fenster und necken den schreibenden Greis. Zwei sind gar in eine kleine Rauferei verwickelt und wollen sich gegenseitig von einer Girlande stoßen. Diese Unbefangenheit zeigt sich auch im Umgang mit dem christlichen Symbol des Apfels, das die Erlösung von der Erbsünde durch die Geburt und den Opfertod Christi veranschaulicht. Neben dem Apfel in der Hand des Jesusknaben hängen zahlreiche Früchte in den Girlanden, wo sie von den Engeln gepflückt und verspeist werden, und schließlich liegen sie nebeneinander aufgereiht auf dem obersten, als Architrav dienenden Balken über der Darstellung. Die ungetrübte Freude über das Christuskind als Erlöser der Menschheit hätte kaum fröhlicher ins Bild gesetzt werden können.

Der anonyme Künstler aus der Werkstatt Hans Baldungs zeichnete mit zarter Feder und geschmeidigem Pinsel feine Linien in Schwarz und Weiß auf das braun-rot grundierte Papier. Seine grazilen Figuren und sorgfältig ausgeführten Architekturelemente erhalten durch den warmen Farbton des Hintergrundes eine freundliche und atmosphärische Tiefe, die den heiteren Inhalt der Darstellung unterstreicht.

Von Hans Baldung Grien besitzt das Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe neben dem berühmten Skizzenbuch mit über 100 Silberstiftzeichnungen vier weitere Zeichnungen, rund die Hälfte seiner Einzelholzschnitte und mehrere von ihm illustrierte Bücher. Aus seiner Werkstatt befinden sich neben der "Anna selbdritt" noch zwölf Zeichnungen in der Sammlung.

 

 

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