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Staatliche Kunsthalle KarlsruheHans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
E-mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
10.11. - 14.11.2004
Neuerwerbungen zeitgenössischer Kunst 1995-2004
Malerei und Skulptur 1960 bis heute
"Museum als lebendiges Erbe" - dieses aktuelle Motto des Internationalen Museumsrats löst ein Haus wie die Kunsthalle nur ein, wenn es seine seit Jahrhunderten gewachsene Sammlung stetig erweitert. Das bedeutet mehr als bloßes Mehren der Bestände, denn erst durch sinnvolles Sammeln wird das Verschieben der Standpunkte möglich, das auch Werke vergangener Epochen in immer wieder neues Licht taucht.
Die Ausstellung der seit 1995 erworbenen Gemälde und Skulpturen beschränkt sich auf die Kunstströmungen der Zeit seit 1960. Die Erwerbungen knüpfen an die reichen älteren Sammlungsbestände der Kunst nach 1945 an. Von deren Höhepunkten sei nur an die Namen Arnulf Rainer, Walter Stöhrer, Gehard Richter und Palermo erinnert. Neben den Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg für Spitzenwerke standen noch die inzwischen zusammengeschmolzenen Toto-Lotto-Mittel zur Verfügung. Darüber hinaus konnte sich die Kunsthalle dank der Fördermittel des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst auch für junge Künstler des Landes engagieren. Besonders glücklich sind wir über die Unterstützung des 1996 gegründeten Förderkreises, der zuletzt auch im Bereich der jüngeren Kunst aktiv war. Nicht weniger dankbar sind wir für eine Reihe privater Schenkungen.
So verdankt sich bereits der Auftakt, ein informelles Gemälde Bert Jägers aus dem Jahr 1962, einer besonderen Geste des Ehepaars Dr. Hermann und Sigrid Plambeck aus Karlsruhe, eine hervorragende Ergänzung zu dem vorhandenen Bild des Künstlers von 1964. Frau Helga Müller-Jensen schenkte der Kunsthalle als Anerkennung unserer Jubiläumsausstellung "Impuls Südwest" (1996) ein großes Gemälde des Wiener Spontanmalers Markus Prachensky aus dem Jahre 1961, das sie im selben Jahr in der Gründungsausstellung ihrer Karlsruher Galerie Rottloff gezeigt hatte. Den überragenden Höhepunkt jener Aufbruchszeit bildet ein aus Mitteln der Museumsstiftung erworbenes Hauptwerk von Georg Baselitz, "Die fixe Idee" von 1964.
Neben diesen malerischen Impulsen wurden vor allem im Bereich der konkreten Kunst neue Zeichen gesetzt. Einen sensationellen Auftakt bildet hier der vom Förderkreis unterstützte Kauf eines Nagelreliefs von Günter Uecker als frühes Zeugnis der Zero-Kunst. Besonderen Nachdruck haben wir auf Palermos Position radikaler Einfachheit gelegt: Über dessen Stoffbild von 1970 hinaus besitzen wir seit einigen Jahren seine vierteilige Bildreihe "Himmelsrichtungen II", vor kurzem auf das schönste ergänzt durch die 1973 entstandene Wandskulptur eines Metallkreuzes. Nicht weniger kompromisslos und von ebenso herausragendem internationalen Rang ist die Position von Wolfgang Laib, der nun mit einer Werkgruppe in der Sammlung vertreten sein wird: einem Milchstein, zwei als Paar konzipierten Reishäusern und fünf Gläsern mit Blütenstaub, von denen sich die Kiefernpollen zu besonderen Anlässen als Farbfelder auf den Boden aufbringen lassen.
Die herkömmlichen Grenzen von Bildhauerei und Plastik sprengen programmatisch auch andere Werke: Franz Erhardt Walthers Bodenarbeit "Mantel-Stahlstück" von 1969 verweist als Relikt einer Performance auf ihren Bezug zu Zeit und Raum. Nicht der ausgesparte, sondern der im Betrachten vorzustellende Mensch ist hier Thema. Zwischen purer stereometrischer Form und Symbolik verharren drei Betonskulpturen von Hubert Kiecol, während humorvoll verschlüsselt Bogomir Eckers hammerschlaglackierte Spiralplastik "Korrektur der linkshemisphärischen Seite" schweigend auch den Gehörsinn affiziert.Die Auswahl der Malerei aus den 80er und 90er Jahren setzt der figurativ-expressiven Mode der "Neuen Wilden" bewußt die Kraft neuer Farbmalerei entgegen; so das Leuchten des Dunkels in zwei monochromen, aber vielschichtig vibrierenden Tafeln von Günter Umberg oder in einer graphitenen Spachtelmalerei Rolf Roses. Beispielhaft für die Lebendigkeit aktueller Malerei im Spannungsfeld von abstrahierenden Zeichen und reiner Farbe seien nur die wichtigsten, zumeist mit Bildpaaren vertretenen Künstler genannt: Peter Royen, Rolf Gunter Dienst, Beate Terfloth, Paco Knöller, Jürgen Partenheimer und Norbert Prangenberg. Besonderes Augenmerk hat die Kunsthalle seit jeher auf die Lehrer der hiesigen Akademie, jetzt auch die der Hochschule für Gestaltung gelegt, von denen in der Auswahl dieser Ausstellung Erwin Gross, Gustav Kluge, Helmut Dorner und Günther Förg vertreten sind.
Zur Ausstellung erscheint ein Bestandskatalog mit über 50 farbigen Abbildungen, Kurzbiografien, Kommentaren und Literaturangaben.
Eröffnung: 1. Oktober 2004, 19 Uhr
Getty Grant Program fördert Forschung zur
Sammlung altdeutscher Malerei in der Staatlichen Kunsthalle KarlsruheMit rund 200 Gemälden altdeutscher Meister zählt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe nicht nur zu den ältesten und größten, sondern auch zu den bedeutendsten Sammlungen ihrer Art weltweit. Das letzte vollständige Inventar dieses Sammlungsbereichs wurde vor rund 40 Jahren von Jan Lauts vorgelegt, so dass eine Neubearbeitung dieses in der Zwischenzeit natürlich auch weiter angewachsenen Bestandes seit langem ein Desiderat war. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe ist glücklich, dieses großangelegte Projekt nun angehen zu können. Das Getty Grant Program (Los Angeles) hat einen Antrag der Kunsthalle bewilligt und dem Haus eine Förderung in Höhe von 104.500 ¤ zuerkannt, mit der diese wissenschaftliche Arbeit bis Januar 2007 durchgeführt werden kann.
Die Berliner Kunsthistorikerin Dr. Anna Moraht-Fromm, eine ausgewiesene Spezialistin für Malerei, Druckgraphik, Zeichnung und Skulptur des 15. bis 17. Jahrhunderts, die in den vergangenen Jahren auch durch Forschungen zu Theologie und Funktion der Bilder und Kunst und ihrem Kontext hervorgetreten ist, wird die Bearbeitung des wissenschaftlichen Kataloges übernehmen. Der Bestand altmeisterlicher Malerei wird im Rahmen dieses Projekts auch mit Hilfe modernster naturwissenschaftlicher Verfahren analysiert und datiert werden. Ikonographische und stilkritische Untersuchungen werden darüber hinaus auch eine weiter präzisierte Zuschreibung und Lokalisierung der Werke ermöglichen.
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden der Öffentlichkeit nicht nur in Form eines gedruckten Kataloges, sondern auch als Datenbank online zugänglich gemacht werden.
Mit der Förderung durch das Getty Grant Program erfährt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe einmal mehr eine hohe internationale Anerkennung sowohl für den Rang ihrer Sammlung als auch für die hier geleistete wissenschaftliche Arbeit, die damit gleichzeitig um einen bedeutenden Schritt voran getrieben werden kann.