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Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

28.3. - 1.6. 1998
im Kupferstickkabinett

Carl Ludwig Frommel

Handzeichnungen, Aquarelle und Druckgraphik

Zwischen Romantik und Realismus

 

Die Ausstellung gibt Gelegenheit, das umfangreiche graphische Werk des badischen Malers Carl Ludwig Frommel (1789-1863) in einer repräsentativen Auswahl kennenzulernen.

Der Sohn eines markgräflichen Oberbaurats wuchs in Karlsruhe auf, lernte bei Galeriedirektor Philipp Jakob Becker Malerei und bei Hofkupferstecher Christian Haldenwang die Stecherkunst. 1818 gehörte Carl Ludwig Frommel zu den Gründungsmitgliedern des ersten neuzeitlichen Kunstvereins, des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, und avancierte im gleichen Jahr zum Professor der Zeichenakademie.

Von einer Studienreise nach London brachte der Künstler 1824 die dort populäre, noch junge Technik des Stahlstichs mit. Frommel machte sich nicht nur als Gründer eines eigenen Stahlstichateliers in Karlsruhe verdient des ersten dieser Art in Deutschland -, sondern auch als Direktor der Großherzoglichen Gemäldegalerie in den Jahren 1830 bis 1858, die durch den Kunsthallenneubau von Heinrich Hübsch bald von sich reden machte: Damals zog die Moderne in Baden ein.

Mit großem Pflichtbewußtsein konservierte und systematisierte er den noch ungeordneten Bestand an Gemälden und graphischen Blättern. Als Frommel im März 1858 sein Ruhestandsgesuch an Großherzog Friedrich schrieb, konnte er auf ein erfolgreiches und ausgefülltes Leben zurückblicken: "Das Bewußtsein, das Glück zu geniessen, nächsten Monat 40 Jahre im Dienste zu stehen, worunter 28 an der Gallerie, deren Schätze, besonders die des Kupfersuchkabinetts, so wie die Herstellung der Gemälde, welche nach langen Jahren mühevoller Arbeit endlich konnten geordnet hervorgehen, gibt mir im Dienste eine große Beruhigung ...".

Frommels feinsinnige Zeichnungen und stirnmungsvolle Aquarelle badischer Burgen und Schlösser vermögen den Betrachter auch heute noch in ihren Bann zu ziehen.


Dr. Gert Reising
Referent für Öffentlichkeitsarbeit

 

 

 

Neuerwerbung für die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Für Baden gerettet - ein altniederländisches Triptychon des "Meisters von Frankfurt" in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

 

Zu der seit alters her in Karlsruhe gesammelten altniederländischen Malerei ist ein ungewöhnlich gut erhaltenes, vollständiges kleines Altarretabel aus einer Antwerpener Werkstatt hinzugekommen. Wahrscheinlich befand es sich schon seit dem frühen 16. Jahrhundert in der Karlsburg zu Durlach und gehörte damit zum ältesten Sammlungsbesitz des badischen Herrscherhauses. 1688 bei der Flucht des Markgrafen Friedrich Magnus vor französischen Truppen in die Basler Stadtresidenz überführt, war es bis 1808 in badischem Besitz und wurde dann in Basel von einer reichen Kaufmannsfamilie ersteigert, in deren Besitz es bis 1990 blieb.

Der Altar zeigt eine auf Mittelteil und Flügel verteilte "Anna Selbdritt" mit Heiligen in symmetrischer Gruppierung unter freiem Himmel und paradiesischer Landschaft. Die heilige Anna, Maria mit Jesuskind sowie Gottvater und die Taube des Heiligen Geistes werden von Engeln flankiert, die Heiligen Katharina und Barbara begleiten sie wie Hofdamen, Hinweise auf ihr Martyrium geben alleine ihre Attribute. Diese reiche Malerei kommt so prachtvoll und realistisch einher, daß man fast vergißt, wie streng die Trinität in senkrechter Achse übereinander angeordnet ist, wie insgesamt die Komposition der Heiligkeit der Situation Rechnung trägt: Der Kopf des kleinen Christusknaben, Zentrum christlicher Erlösung, markiert zugleich auch die Mitte der Komposition. Bei geschlossenen Flügeln ist die Verkündigung an die Jungfrau Maria durch den Engel illusionistisch in virtuoser Grisailletechnik ausgeführt. Sie wirkt wie helle Reliefplastik vor rotbraunem Marmor: auch hier ist der "Alltag" in sakrale Sphäre gewandelt.

Das erst 1990 veröffentlichte Triptychon ist ein Werk des in Antwerpen tätigen "Meisters von Frankfurt". Eindeutige Kennzeichen dieses noch nicht namentlich identifizierten flämischen Hauptmeisters der Dürerzeit sind die ideal gestimmte, feierliche Stille, die modisch-höfische Tracht, eine weiche Modellierung der fülligen Mäntel und der wie Edelsteine funkelnde Goldbrokat der Kleidung, insgesamt die leuchtend-kostbare Farbigkeit und Detailtreue in der Wiedergabe der Natur. Der Sitz dieser Werkstatt war nicht von ungefähr die reiche Handelsstadt Antwerpen, und von dort aus wurden die Altäre zu ihren Auftraggebern versandt.

Das kostbare für die Landesgeschichte so wichtige Werk konnte mit Hilfe großzügiger Unterstützung der Ernst von Siemens-Stiftung, der Museumsstiftung Baden-Württemberg, der Kulturstiftung der Länder und der Bundesrepublik Deutschland erworben werden.


Gert Reising, Referent für Öffentlichkeitsarbeit

 

 

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