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Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
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Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
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aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
25.04. - 02.08.2008
Katharina Hinsberg
binnen
Aus der Höhe des Raumes fallen leichte, rote Streifen aus Papier: binnen 100 Tagen, täglich 100 Minuten, jeder 100 x 1 cm groß.
"Forum Rotunde" in der Orangerie
Seit Mitte der 1990er Jahre untersucht Katharina Hinsberg in ihrer Arbeit die Grund-bedingungen der Zeichnung und führt dabei das Medium in neue Bereiche. Nicht nur das Aufbringen von Linien auf Papier, sondern auch das Ritzen, Schneiden, Falten und Stanzen des Papiers gehört zu ihrem Begriff von Zeichnung; durch das Hängen von Papier- oder Stoffstreifen im Raum überführt sie das Medium in einen installativen Zusammenhang. Dabei verbindet sich ihre konzeptuelle Vorgehensweise mit einer poetischen Wahrnehmung der Welt.
Für die Reihe "Forum Rotunde" in der Orangerie entwarf die Künstlerin ein Zeichnungsprojekt, in dem nicht die Fläche des Papiers oder die Eigenschaften der Linie, sondern Zeit, Raum und Bewegung die wesentlichen Koordinaten der Arbeit dar-stellen.
Die konzeptuellen Parameter des Geschehens werden im Untertitel des Projektes genannt: Binnen 100 Tagen werden jeweils 100 leuchtend orangefarbene Seidenpapierstreifen von jeweils 100 cm Länge in 100 Minuten aus einer Luke im Glasdach der Kuppel in die Rotunde fallen. Täglich von 13.20 Uhr bis 15 Uhr lässt sich diese temporäre Raum-Zeichnung verfolgen.
Dabei nimmt das orangefarbene Papier Bezug auf den Ort, die Orangerie, die ursprünglich saisonal empfindliche Pflanzen beherbergte. Auch in der Zahl von 10.000
Streifen, die insgesamt die Zeichnung ausmachen, bezieht sich Katharina Hinsberg auf den Ausstellungsort: Markgräfin Caroline Luise hatte den Plan gefasst, in einem 10.000 Kupferstiche umfassenden botanischen Nachschlagewerk die Welt derPflanzen zu verzeichnen. Diesen Plan konnte die Markgräfin nie ganz verwirklichen. Nur 581 Kupferstiche wurden ausgeführt.
In ihrem streng im Dezimalsystem angelegten Konzept folgt Katharina Hinsberg dieser taxonomischen Maßgabe der Markgräfin. Gleichzeitig konterkariert das Erscheinungsbild der Arbeit dieses strenge Ordnungssystem. Schließlich entwickelt jeder Streifen abhängig von seiner spezifischen Substanz und der jeweiligen Luftbewegung seinen eigenen Linienweg im Raum. Die Künstlerin äußert zu ihrem Projekt:
"Je länger diese Streifen ðausfallenÐ, desto deutlicher zeichnen sie, schlingernde Linien, deren Fallen oder Fließen eine Dauer hat und mit den Augen verfolgt werden kann. Zeichnen zeigt sich als räumliches Verfahren, zwischen Boden und Oberlicht. Das Papier zeigt sich anders, aber auch der Raum: in den Dimensionen einer Fallhöhe, die auch ein Zeitraum sind, Augenblicke, folgend, möglicherweise auf- und abwartend, zählend."
Schließlich fallen die Streifen auf den Sandsteinboden und fügen sich dort zu einer anderen Zeichnung, einer Linienskulptur zusammen: "Die Streifen fallen und legen sich zufällig in Schleifen (Intensitäten) auf den Boden, zunächst vereinzelt, zunehmend sich überlagernd, dann häufiger, zuhauf, Grund und Muster, häufend," wie Katharina Hinsberg schreibt.
Das Projekt "binnen" ist geprägt von der für die Arbeit von Katharina Hinsberg charakteristischen Verbindung von Gegensätzen wie Ruhe und Bewegung, Reduktion und Fülle, Flüchtigkeit und Dauer. Bis zum 2. August 2008 ist dies in der Rotunde der Orangerie zu beobachten.
Eröffnung: Freitag, den 25. April 2008, 19 Uhr