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Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
E-mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition
22.07. - 24.09. 2006
Picasso, Matisse, Chagall...
Französische Druckgraphik
1900 - 1950
Picasso, Matisse, Chagall
Französische Druckgraphik 1900 - 1950
22.7. 24.9.2006Im Jahr 1948 übergab die französische Militärregierung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe rund 90 druckgraphische Blätter der französischen Moderne. Durch dieses außergewöhnliche Geschenk gehörte die Kunsthalle zu den ersten deutschen Museen mit einem umfangreichen Bestand an zeitgenössischer Druckgraphik aus Frankreich, da zuvor unter nationalsozialistischer Herrschaft derartige Werke als "entartet" geächtet und aus den öffentlichen Sammlungen entfernt worden waren. Die Graphiken sollten drei Jahre nach dem Krieg für Verständnis und Freundschaft zwischen den ehemals verfeindeten Nationen werben.
In einer Wanderausstellung wurden die Blätter zunächst zwei Jahre lang in Deutschland präsentiert und einem großen Publikum bekannt gemacht, das für avantgardistische Kunst aus dem Nachbarland nach zwölf Jahren Diktatur besonders aufgeschlossen war. Der Schwerpunkt der Schenkung lag auf figurativen und gegenständlichen Werken. Nach etwa 60 Jahren wird dieses Konvolut nun erstmals wieder ausgestellt, gemeinsam mit weiteren, später in die Sammlung gelangten Werken französischer Graphik aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Den Kern der Auswahl bilden 18 Druckgraphiken von Pablo Picasso, die von seiner Blauen Periode über kubistische Kompositionen zu Werken seiner neoklassizistischen Phase, weiter zu Blättern aus der "Suite Vollard" und schließlich zu großformatigen Lithographien aus den vierziger Jahren führen. In der mit lockerem Pinselstrich gezeichneten Darstellung "Kentaur und Bacchantin" aus dem Jahr 1947 offenbart der Künstler nicht nur seine Affinität zur antiken Kunst, sondern er de-monstriert auch eine ungemeine Sicherheit im Umgang mit Linie, Fläche und Komposition bei größtmöglicher Freiheit im schnellen Schwung des Malinstruments. Von Henri Matisse zeigen elf Werke von den zwanziger bis in die vierziger Jahre hinein die Vorliebe des Künstlers für weibliche Modelle, lesende und sinnende Frauen, Odalisken und Porträtköpfe. Die geniale Reduktion auf die einfache Linie erzeugt jene Schwerelosigkeit, die Matisse anstrebte: "Ich habe immer versucht meine Anstrengungen zu verbergen und wünschte, dass meine Arbeiten die Leichtigkeit des Frühlings hätten. Keiner konnte erkennen, wie viel Mühe mich das gekostet hat."
Als einfühlsamen und raffinierten Erzähler stellt die Ausstellung Marc Chagall vor. Neben frühen Radierungen werden Illustrationen zu seiner Autobiographie, Bilderfindungen zu Gogols "Toten Seelen", den Fabeln Jean de La Fontaines oder Szenen aus dem Alten Testament zu sehen sein. Einzelblätter wie "Der Akrobat mit der Geige" belegen Chagalls virtuosen Umgang mit der Radiertechnik, die er 1922 in Berlin erlernt hatte: Er verwendet Umrisszeichnungen, die Kaltnadel und Punzenstiche, um flackernde, vibrierende Wirkungen hervorzurufen. Seine Blätter spiegeln eine Welt voller phantastischer Dinge und Figuren wider, für die Zeit und Schwerkraft aufgehoben scheinen. Christliches Erleben findet sich nicht nur in Chagalls Bibelillustrationen, sondern auch in den Kompositionen von Georges Rouault, einem Hauptvertreter des französischen Expressionismus.Farblithographien von Fernand Léger und Georges Braque führen beispielhaft die meisterliche Nutzung der malerischen und plakativen Möglichkeiten dieses Mediums vor Augen. Légers "Konstruktion mit Wolken" von 1948 zeigt Maschinen-Abbreviaturen auf blauem Grund und steht exemplarisch für seine künstlerische Auseinandersetzung mit der technisch geprägten Welt des 20. Jahrhunderts. Die Kühle des abstrakten Gerätes wird in eine tänzerisch schwebende Komposition mit den organisch geformten Wolken gesetzt. Braques "Graue Teekanne" hingegen verdeutlicht das Interesse des Künstlers am Stillleben, dessen Einzelformen als flächige Massen gegeneinander gesetzt werden. Schwarz, Grau, dunkles Violett und Braun verbinden sich malerisch zu einem Gesamtklang, aus dem das Gelb der Zitrone strahlend herausleuchtet.
Neben diesen fünf herausragenden Vertretern der französischen Graphik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigt die Ausstellung Werke von André Beaudin, Pierre Bonnard, Raoul Dufy, Max Ernst, Juan Gris, Henri Laurens, Aristide Maillol, André Masson, Joan Mirò und Yves Tanguy. Von den Nachwirkungen des Impressionismus bis zum späten Surrealismus wird das große Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen der ersten fünf Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts aufgefächert.
Eröffnung: Freitag, 21. Juli 2006, 19 Uhr
Führungen: täglich, außer Montag, 11 und 15 Uhr