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Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

Hans-Thoma-Straße 2
76133 Karlsruhe
Tel. 0721 - 926 31 88; Fax 0721 - 926 67 88
E-mail: info@kunsthalle-karlsruhe.de
Di - So 11 - 18 Uhr, Mittwoch 11 - 20 Uhr
http://www.kunsthalle-karlsruhe.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

27.07. - 29.09.2002


Elke Zwecker

Ein träumendes Bewusstsein

Malerei 1982-2002

Die museumspädagogische Abteilung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe konnte in den letzten Jahren mehrere Jubiläen feiern: Seit über dreißig Jahren gibt es eine Malwerkstatt und seit mehr als fünfundzwanzig Jahren einen Raum für kindgerechte Ausstellungen. 1979 betrat die Kunsthalle mit einem Programm für Behinderte Neuland, in dem Kurse für Blinde, Kriegsblinde, psychiatrisierte Personen und für Geistigbehinderte angeboten wurden. Diese Arbeit mit Geistigbehinderten hat sich zu einem wichtigen Bereich entwickelt, in dem zur Zeit sieben Kurse mit Schülern und Erwachsenen stattfinden. Davon ist der Kurs mit dem Julius Bender-Wohnheim der Hagsfelder Werkstätten Karlsruhe wohl der ungewöhnlichste. Vier seiner Teilnehmer sind nun seit über zwanzig Jahren Besucher der Kunsthalle. Dauer und Qualität dieses Kurses waren im Europaratskongress 1995 in Barcelona zu "The City and the Disabled" ein vielbeachtetes Thema. Die Arbeit der Kunsthal!e ist seitdem sowohl international bekannt als auch Thema von Diplomarbeiten innerhalb der Kunst- und Sozialpädagogik.

Die Entwicklung dieser Kurse ist aus der praktischen Erfahrung der Museumspädagogik erwachsen und hat als pädagogisches Modell eine Vorreiterposition für europäische Museen, in denen es kaum Vergleichbares gibt. Es wurde 1991 in der Ausstellung "Fremder Frühling" erfolgreich präsentiert. Dort wurden Beispiele aus Kinderkursen ebenso gezeigt wie die Entwicklung von sieben, damals noch teilweise jungen Erwachsenen.

Zu ihnen gehörte auch Elke Zwecker. Es hat sich gezeigt, dass sich ihr Schaffen aus vielem heraushob, was an Klischees über das bildnerische Denken und über die standardisierten Vorstellungen der Malerei Behinderter existiert. Ihre Bilder sind lebendige, ergreifende Werke, Ausdruck der Eroberung von Umwelt und emotionaler Befindlichkeit. Die Strahlkraft der Farben, die Komposition und die symbolhaltige Sprache machen diese Bilder eigenständig und unverwechselbar. In dieser Hinsicht ist die Ausstellung eine Retrospektive mit Bildern aus über zwanzig Jahren.

Zugleich dokumentieren diese Bilder jedoch auch eine Biographie. Diese Malerei ist der Ausdruck der Entwicklung einer jungen Frau mit Down-Syndrom. Am Anfang steht eher bildnerisches Unvermögen. Inzwischen ist zu fragen, in welchem Kategorienbereich zwischen Dilettantismus und Kunst sich diese Bilder bewegen, denn ihnen eignet großer künstlerischer Reiz.

An Elke Zweckers Werk lässt sich eine neue Dimension kunstpädagogischer Arbeit erkennen, denn bislang fehlt eine Längsschnittuntersuchung über die Bildwelt Behinderter. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe stellt zum einen die persönliche Eroberung der Malerei in einem klassischen Kunstkatalog vor, zum anderen wird der Versuch gemacht, dieses Werk als Modell für die wachsende persönliche Selbständigkeit einer Behinderten einer wissenschaftlichen Untersuchung zu unterziehen. Ausstellung und Katalog werden insgesamt zur Grundlage der Analyse bildnerischen Ausdrucks von Geistigbehinderten.

Der Katalog greift die aktuelle Diskussion innerhalb der Museums-, Kunst-, Heil- und Sozialpädagogik ebenso auf wie Fragen der Hirnforschung, und er setzt die Debatte über therapeutische Möglichkeiten der Kunst seit Hans Prinzhorns "Bildnerei der Geisteskranken" fort. Hierfür konnten Autoren gewonnen werden, die in ihren Forschungen für die gesamte Diskussion von Bedeutung sind: Pfarrer Paul Gräb, Initiator des Programms Kunst-Kirche-Diakonie in Wehr-Öflingen, Prof. Dr. Andreas Fröhlich vom Institut für Sonderpädagogik der Universität Koblenz-Landau, der Maler Thomas Kaminsky, der Kunsttherapeut Uli Kleinrath, Prof. Fritz Marburg, emeritierter Direktor der Freien Kunstschule Nürtingen, Prof. Dr. Martha Koukkou-Lehmann und Prof. Dr. Dietrich Lehmann vom Universitätshospital Bern, die Kunsthistorikerin Dr. Stefanie Poley, Prof. em. Dr. Hans-Günther Richter vom Seminar für Musische Erziehung und Heilpädagogische Kunsterziehung der Universität Köln, die Kunsthistorikerin Dr. Eva Studinger und Prof. Dr. Georg Theunissen vom Institut für Rehabilitationspädagogik der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. Initiiert und kuratiert wurde die Ausstellung von Dr. Gert Reising, der seit zwei
Jahrzehnten kontinuierlich die Kurse für Geistigbehinderte betreut.

Der Katalog hat 260 Seiten, 70 Farb- und 60 Schwarzweiß-Abbildungen und kostet 22,- Euro.

Pressekonferlenz am Donnerstag, 25.07.2002, 11 Uhr

Eröffnung: Freitag, 26.7.2002, 19 Uhr

Begrüßung: Prof. Dr. Klaus Schrenk

Einführung: Dr. Gert Reising

Musikalische Umrahmung: Tron

 

 

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