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Museum moderner Kunst
Stiftung Wörlen

Bräugasse 17
94032 Passau
Tel. 0851 - 383 87 90; Fax 0851 - 38 38 79 79
Di - So 10 - 18 Uhr
info@mmk-woerlen.de
www.mmk-passau.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

10.07. - 05.09. 2004, verlängert bis 26. September 2004

Das Wunder Mensch / Parameter of Life

Internationale Fotokunst

"Die Fotografie gibt Rechenschaft über den Zustand der Welt in unserer Absenz."
(Jean Baudrillard)

Fotografie ist heute, in der unendlichen Vielfalt der künstlerischen Ausformungen und Äußerungen, eines der wesentlichsten Genres der Bildenden Kunst. Sie hat zu deren Entwicklung - nicht nur in stilbildender Weise - entscheidend beigetragen, wenn man etwa an die wechselseitigen Beziehungen zwischen Malerei und Fotografie im 19. und 20. Jahrhundert denkt. In der Jugendstilzeit gab es erste Ansätze von künstlerischer Eigenständigkeit dieses Mediums. Mit den Fotogrammen und Fotomontagen und den damit zusammenhängenden experimentellen Möglichkeiten (abstrahierende Dimensionen) gelang die vollkommene Eigenständigkeit im Dadaismus und Bauhaus. Seit der Pop-Art der 1960er Jahre gilt Fotografie als fixer Bestandteil der Kunstwelt.

Die Omnipräsenz und vorgegebene Wirklichkeitsnähe im digitalen Zeitalter der fotografischen Bilder ermöglicht nicht nur eine sekundenschnelle, weltweite Distribution (und damit auch Inflation der Bilder) sowie eine wie selbstverständlich einsetzbare Verwertung, sondern beeinflusst v. a. - und mehr denn je ­ unser Denken und Handeln.

Zeit ist ein Phänomen, welches sich neben der quantitativen Komponente auch wesentlich qualitativ messen lässt. Jede Fotografie hält einen Ausschnitt der raumzeitlichen Realität fest, wenngleich diese Wirklichkeit, diese fotografische Sicht der Welt, weit entfernt ist von einem getreuen Abbild. Doch über das Prinzip der Identifikation (man erkennt wieder bzw. sich wieder) mit einem fotografischen Abbild, wird Bedeutung geschaffen, Wirklichkeit ­ wenngleich nur fragmentarisch ­ konstituiert. Über dieses Prinzip wird eine Verbindung zwischen einzelnen Werken zur Autobiografie des Rezipienten hergestellt und eine Identifikationsmöglichkeit geschaffen.

Nichts ist so spannend wie das Leben des Menschen, das sich in Lebensabschnitte unterteilen lässt: Geburt und Kindheit, Jugend, Partnerschaft und Familie, Altern und Tod. Das Leben wird bestimmt durch Rhythmus. Zeiten des Aufbaus und der Entwicklung wechseln ab mit Phasen, in denen Lebensabschnitte zu Ende gehen bzw. Still stehen.

Die Übergänge zwischen den Lebensabschnitten sind fließend. Das psychosoziale System des Menschen ist nicht statisch, sondern unterliegt kontinuierlich den Einflüssen von Entwicklungen, die sich je nach Lebensphase in verschiedenen Lebensäußerungen, Strategien zur Lebensbewältigung und entsprechend der Psyche des Individuums gestalten.

Die Fotografien der Ausstellung evozieren zentrale Fragen der Vergangenheit, der Gegenwart und Zukunft. Es geht um zentrale Fragen der menschlichen Existenz, der Identität, des Zusammenlebens, des individuellen und sozialen Wandelns von Menschsein. Es geht um Faktoren und Bedingungen, die die menschliche Existenz in Alltagssituationen und Alltagsbegegnungen bestimmen. Ebenso geht es um das Erkennen, dass es verschiedene Lebensabschnitte mit ganz spezifischen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmustern und je eigenen Bedürfnissen und Aufgaben gibt.

Diese Ausstellung lädt somit auch ein zu einer philosophischen Betrachtungsweise über Anfang und Ende eines menschlichen Leben mit dessen zentralen Fragen. "Woher", "Wofür" und "Wohin" als Grundfragen nach dem Sinn des Lebens.

Aspekte der Begrenzung von Sein, von ethischen Probleme, von Glücksvorstellungen, von der Lust als Lebensziel, usw. usf. werden aufgeworfen. Verschiedene Sinngebungsansätze mit philosophischem, religiösen, gesellschaftspolitischem und psychologischem Hintergrund werden im Rahmen von "Das Wunder Mensch" damit verortet.
Da sich menschliches Leben immer auch in der Spannung von Individuum und Gesellschaft vollzieht, werden auch Fragen nach der Freiheit der Menschen thematisiert, die in diesem Spannungsverhältnis von Autonomie des Individuums und der Abhängigkeit von der Gesellschaft oszillieren.

Auch geht es um das Hinterfragen und Erkennen des Faktums, dass in jeder Gruppe, in jeder Gesellschaft und Kultur Normen und Werte gelten, die ebenso einer Wandlung unterworfen sind.
Bei all dem muss man sich als Betrachter bewusst sein, dass durch die involvierte Technik bei der Aufnahme der Fotografie, durch den Ausschnitt, die Immobilität, das Schweigen des Bildes, die Re-duktion (das Einschmelzen) von Bewegung und evtl. durch den Einsatz von Farbe, das Foto zum reinsten, ästhetischen und künstlichsten Bild geworden ist und damit zu einer fotografischen Weltsicht geworden ist.

Die Ausstellung "Das Wunder Leben" präsentiert fotografische Werke von Künstlerinnen und Künstlern, die das Medium Fotografie als zentrales Medium ihrer künstlerischen Arbeit verwendet haben. Zusammengestellt ist die Schau aus etablierten Foto-Sammlungen und aus von Fotografinnen und Fotografen zur Verfügung gestellten Werken.

Die Fotografinnen und Fotografen der Ausstellung (Auswahl):
Diane Arbus, Erwin Blumenfeld, Rineke Dijkstra, Bernhard Fuchs, F. C. Gundlach, Ute Mahler, Lisette Model, Evelyn Richter, Rainer Riedler, David Robbins, Aura Rosenberg, Gundula Schulze Eldowy, Otto Steinert, Antanas Sutkus, Jürgen Teller, Wolfgang Tillmans u.v.a.m.

Die Ausstellung im Museum Moderner Kunst in Passau wird realisiert mit Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Vernissage Freitag, 9. Juli 2004, 19 Uhrd

Kurator: Hans-Peter Wipplinger

 

 

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