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Sammlung Goetz

Oberföhringerstr. 103
81925 München
Tel. 089 - 95 93 96 90, Fax 089 - 95 93 96 96 9
Besichtigung nur nach telefonischer Vereinbarung
info@sammlung-goetz.de
aktuelle Ausstellung / current exhibition
vorausgegangene Ausstellung / previous exhibition

 

 

12.10. 1998 - 27.3.1999


Fabian Marcaccio, Jessica Stockholder


Diese Ausstellung stellt raumgreifende, farbenreiche Installationen, Malerei-Skulpturen, üppige Gemälde, Photographien und Zeichnungen von Fabian Marcaccio und Jessica Stockholder aus den Jahren 1988 bis heute aus der Sammlung Goetz einander gegenüber. Der 1963 in Argentinien geborene Fabian Marcaccio und die 1959 in Seattle, Washington geborene Jessica Stockholder leben und arbeiten heute beide in New York. Genau in der Stadt, die in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts Paris den Rang als Metropole der Malerei abgerungen hat.

Fabian Marcaccio und Jessica Stockholder zwei Künstler, die sich intensiv mit Malerei befassen, und dies am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, in dessen Verlauf ihr - der Malerei - schon mehrfach der Tod verkündet wurde. Marcaccios und Stockholders Methoden sind nicht neu: Beide kombinieren in ihren Arbeiten Malerei und vorgefundenes Material, arbeiten mit Verfahren der Collage bzw. der Materialcollage und doch sprengen sie auf ihre ganz eigene Art die uns vertrauten Grenzen. Beide sprengen die Grenzen der Bilder als eines in sich selbst abgeschlossenen Systems hin zu einer skulpturalen Malerei. Dabei ist bei beiden Künstlern ein deutliches Bewußtsein für die Tradition der Malerei der Moderne vorhanden, an die sie anknüpfen und die sie mit den Mitteln und im Geist unserer Zeit fortzuführen versuchen.

Die Arbeiten von Fabian Marcaccio und Jessica Stockholder konfrontieren den Betrachter mit einer Überfülle an Materialien, an Dingen, mit einer Unüberschaubarkeit von Bildwelten, mit einem Reichtum an Farben, die nicht zugleich zu erfassen sind. Und indem sie ersteinmal alle vertrauten Vorstellungen verwirren, werfen sie den Betrachter auf sich selbst und seine eigenen Erfahrungen zurück. Ihre Arbeiten entziehen sich einer schnellen und distanzierten Wahrnehmung, vielmehr fordern sie ihn zu eigener Aktivität auf. Er muß, um sich zu orientieren, den Blick nach oben, nach unten, nach rechts, nach links wenden, und um das Ganze zu erfassen und um sich zu orten, muß er sich bewegen, das Werk abschreiten, umschreiten oder sogar betreten. Fabian Marcaccio und Jessica Stockholder suchen ihr Publikum direkt einzubinden, es unmittelbar anzusprechen. Bewußt setzen sie die Häufung von Materialien, von Waren und heterogenen Bildinformationen ein, die für sie nicht gleichbedeutend ist mit dem Verlust von Werten und Inhalten in unserer Gesellschaft. Die Überfülle der Dinge, die Vielzahl und Beliebigkeit vermitteln, aber gerade damit vermögen die beiden Bedeutungen zu transportieren, die selbst zu erfahren wir eingeladen sind.

Die Werke von Fabian Marcaccio und Jessica Stockholder in einer Ausstellung einander gegenüberzustellen wird weniger die Gemeinsamkeiten vor Augen führen als vielmehr die unübersehbar konträren künstlerischen Haltungen. Gerade in der Gegenüberstellung scheinbar ähnlicher formaler Ansätze sind die spezifischen Charakteristika klarer zu erkennen: Jessica Stockholders Arbeiten sind spontan und zugleich kalkuliert, intuitiv, persönlich, sinnlich und schön, fröhlich laut und zugleich still und trotz der Verwendung von realen Gegenständen abstrakt. Fabian Marcaccios Arbeiten hingegen sind reflexiv, doch zugleich assoziativ, begrifflich orientiert, jedwede Harmonisierung meidend, künstlich, widerspenstig und aufreibend, nervös herausfordernd und zugleich utopisch, und auch wenn sie von weitem wie Muster wirken, kann man sie nicht als abstrakt bezeichnen. Gleichwohl: Beide Künstler haben ein Verständnis von der Welt als lebendigen, sich ständig wandelnden Organismus. Eine Welt voller Ambivalenzen, die anzusehen und sich darauf einzulassen lohnt. Wesentlich ist dabei, daß sie die Widersprüchlichkeiten nicht gegeneineinander aufheben, vielmehr zeigen sie, daß diese nebeneinander, miteinander und ineinander in der Welt bestehen.

 

Katalog:
Zum vertiefenden Studium ist ein 84seitiger Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Werke herausgegeben. Ein Einführungsessay von Christiane Meyer Stoll führt in die Gedanken der Ausstellung ein. Gregory Volk verfaßte einen ausführlichen Text zum Werk von Fabian Marcaccio und Friedrich Meschede zu Jessica Stockholder. Ebenso finden sich ein Interview von David Ryan mit Fabian Marcaccio sowie ein Interview von Eva Schmidt mit Jessica Stockholder. Zudem ist ein Dialog zwischen den beiden Künstlern, der in Hinsicht auf diese Ausstellung entstand, abgedruckt. Der Katalog ist zweisprachig (dt./engl.) und führt die Reihe der Sammlungskataloge fort. (Verkaufspreis in der Ausstellung 36,-- DM)

 

Sehen Sie selbst

Gespräch vor den Werken mit Annette Philp.

Die Kunsthistorikerin Dr. Annette Philp hat unter dem programmatischen Titel "Sehen Sie Selbst" bereits vielfach Seminare, besonders auch in der Sammlung Goetz, veranstaltet. In diesen sieht man sich anhand der Originale unter ihrer Leitung im intensiven gemeinsamen Gespräch in das Werk ein.

Termine:
Donnerstag, 29. Oktober 1998, 18 - 20 Uhr
Samstag, 23. Januar 1999, 14 - 17 Uhr

Voranmeldung erforderlich. Weitere Termine nach Absprache

 

 

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