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Vitra Design Museum

Charles-Eames-Straße 1
79576 Weil am Rhein
Tel. ++49 - 76 21 - 702 32 00
Fax ++49 - 76 21 - 702 - 35 90
Di - So 11 - 18 Uhr
info-weil@design-museum.de
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17.05. - 08.09.2002

Ingo Maurer

Light - Reaching for the Moon

Kein anderer Designer hat sich dem Gestalten von und mit Licht so konsequent und hingebungsvoll verschrieben wie Ingo Maurer (geb. 1932). Bis heute hat er mehr als 120 verschiedene Leuchten und Lichtsysteme entworfen, zahlreiche Ausstellungen mit seinen Installationen verzaubert und eine Vielzahl öffentlicher Bauten und Privathauser kunstvoll illuminiert. In enger Zusammenarbeit mit dem vielfach preisgekrönten Designer zeigt das Vitra Design Museum vom 3. Oktober 2002 bis zurn 7 . August 2003 die Ausstellung Ingo Mcaurer - Light - Reaching for the Moon. Die von Dieter Thiel inszenierte Schau präsentiert mit seltenen Prototypen, Serienleuchten und Unikaten einen Überblick über Maurers Schaffen aus fast vier Jahrzehnten und stellt anhand von Modellen, Photos und Filmen einige seiner herausragenden Beleuchtungsprojekte vor. Besondere Akzente setzen die von Maurer eigens für die Ausstellung kreierten Installationen.

Auslöser für die Karriere des Autodidokten und Selfmademan war seine Faszination für die Glühbirne als "perfekte Verbindung von Technik und Poesie". Beflügelt von der Pop-Art entwarf er Bulb (1966), eine Tischleuchte in Form einer riesigen Glühbirne und eine Hommage an Edisons geniale Erfindung, die längst selbst zum Klassiker avonciert ist. Auch mit späteren Entwürfen, wie der programmatischen No fuss (1969) oder der elegant-einfachen Savoie (1979, mit Donato Savoie), feierte Maurer die schlichte Schönheit der unverhüllten Glühbirne. Lucellino (1992), die Birne mit den Engelsflügeln aus Gänsefedern, ist inzwischen beinahe zu seinem Markenzeichen geworden.

Doch ist der Wahlmünchener weder Minimalist noch ein Dogmatiker, der strikt einer rigiden Gestaltungslehre folgt. Ganz im Gegenteil zeichnet Maurers Schaffen eine ungeheure Vielseitigkeit aus. Design ist für ihn eine fröhliche Wissenschaft, für die er sich oft von Alltagsgegenständen inspirieren läßt. Für die Tischleuchte BiBiBiBi(1982) entdeckte er in einem Supermarkt rote Vogelbeine aus Plastik; Mozzkito (1996) basiert auf einem handelsüblichen Teesieb, in welches eine Halogenbirne eingepaßt wurde; und der Lüster Porca Miseria! (1994) laßt mit seiner Collage aus weißen Keramikscherben an eine Explosion im Geschirrschrank denken.

Eher zurückhaltend, mitunter fast poetisch muten hingegen die Leuchten aus Papier an. Ein Werkstoff, den der gelernte Typograph als Lichtfilter und-reflektor schätzen gelernt hat und mit dem er seit den 1970er Jahren immer wieder arbeitet und experimentiert. Davon zeugen die Tischleuchte Lampampe (1980), mit Schirm und Basis aus durchscheinendem Japanpapier, ebenso wie Zettel'z (1997), die von zahlreichen weißen Blättern beschirmt wird, welche teilweise bedruckt sind oder nach Belieben beschriftet und gestaltet werden können. Einen angenehm warmen Lichtschein erzeugen auch die MaMo Nouchies (1998), eine von Maurer (Ma) gemeinsam mit Dagmar Mombacher (Mo) entwickelte Leuchten-Serie, die an Isamu Noguchis Akaris erinnnert (Nouchie), aber doch ihre ganz eigene Ausstrahlung besitzt. Auf eine traditionelle japanische Textilfarbetechnik zurückgreifend, werden die skulpturalen Lampenschirme aus gefaltetem Papier in bis zu acht Arbeitsgängen handgefertigt.

Viele dieser außergewöhnlichen Leuchten konnten wohl überhaupt nur verwirklicht werden, weil Maurer nicht nur selbst entwirft, sondern - eine große Ausnahme in der Designwelt - in seiner Münchener Manufaktur auch alles selbst produziert. Die eigene Entwicklungsabteilung, intern schlicht Designerei genannt, ermöglicht es Maurer zudem, auch in technischer Hinsicht oft seiner Zeit voraus zu sein. So führte das Unternehmen 1984 das auf Niedervolttechnik basierende Lichtsystem YaYaHo ein. Auf zwei im Raum gespannten, stromführenden Kabel erlaubt es die beliebige Kombination von Halogenlampen und bietet somit unter Reduzierung auf das Wesentliche ein Maximum an Flexibilität. Das zwei Jahre später von Herman Kovacs für die Ingo Maurer GmbH entwickelte TouchtronicSystem ermöglichte fortan das stufenlose Dimmen allein durch Berührung.

So wie die früher nur bei Autoscheinwerfern eingesetzte Halogenlampe seit den 1970er Jahren das Leuchtendesign revolutioniert und den Wohnbereich im Sturm erobert hat, gehört heute vielleicht der LED-Technik (Light Emitting Diodes) die Zukunft. Denn Leuchtdioden sind klein, robust sowie äußerst effizient und langlebig. Wieder ist Ingo Maurer mit La Bellissima Brutto (1997) einer der ersten, die dieses Potential erkannt haben. Entsprechend spielt die kühle Ästhetik von Yoohoodoo (1999), Stardust (2000) oder EI.E.Dee (2001) mit dem Experimentalcharakter, der der Pionierarbeit mit der zukunftsweisenden Technik zur Zeit noch innewohnt.

Seit den 1990er Jahren entwickelt Maurer, dem selbst das Museum of Modern Art bereits eine Ausstellung widmete, immer häufiger komplette Beleuchtungskonzepte für private und öffentliche Auftraggeber. Für die Beleuchtung des U-Bahnhofs am Münchener Westfriedhof (1998) schuf er Deckenleuchten in Form riesiger Kuppeln aus Aluminium, deren verschiedenfarbig lackierte Innenseiten dem Licht eine einzigartige Tönung verleihen. Zuvor hatte er gemeinsam mit seinem Freund Ron Arad das Tel Aviv Opera House illuminiert (1994). Unter einem Himmel scheinbar schwebender, kleiner farbiger Segel setzte Maurer eine Pariser Modenschau Issey Miyokes ins rechte Licht (1999). Im gleichen Jahr ließ der Lichtkünstler den Londoner Showroom des Modemachers unter einer filigranen Wolke aus hunderten von silbernen Blättern erstrahlen, die das Licht reflektieren und bei jedem Luftzug zu flirren beginnen. In diesem Jahr wird Maurer, der zur Zeit unter anderem ein Projekt für den Flughafen Toronto vorbereitet, mit dem Design Excellence Award des Philadelphia Museum of Art geehrt.

 

 

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